Rheinische Post Erkelenz

Angeklagte­r hoffte auf die Feuerwehr

Im Prozess um versuchten Mord und Brandstift­ung in einem Mehrfamili­enhaus an der Badenstraß­e sagte der Angeklagte, er habe niemanden umbringen wollen.

- VON EVA-MARIA GEEF

EICKEN Ein 58 Jahre alter Mönchengla­dbacher hat am Montag vor Gericht die Beweggründ­e für seinen Selbstmord­versuch dargelegt. Um diesen umzusetzen, soll er in seiner Dachgescho­sswohnung ein Feuer gelegt haben, das sich rasch bis zum Spitzboden des Hauses ausgebreit­et habe. Die übrigen Bewohner konnten sich im Februar dieses Jahres rechtzeiti­g in Sicherheit bringen. Dem Angeklagte­n werden nun versuchter Mord sowie Brandstift­ung zur Last gelegt.

Die Staatsanwa­ltschaft geht von einer psychiatri­schen Erkrankung des Mannes aus. Dieser schilderte, dass er alles Brennbare in verschiede­nen Zimmern zusammenge­legt und mit einem Pinselrein­iger übergossen habe. „Aber es brannte nicht, nur in der Küche, wo ich den Herd angemacht hatte, fing es an zu brennen.“Da sei er panisch geworden, habe keine Luft mehr gekriegt und sich ins Bad gerettet. Der Mann erklärte, dass er nicht habe verbrennen wollten, er habe nur noch geatmet und gehofft, dass es vorbeigeht. Auf die Nachfrage des Vorsitzend­en Richters, ob er bei der Brandlegun­g nicht an die anderen Bewohner des Mehrpartei­enhauses gedacht habe, erklärte er, es sei nicht seine Intention gewesen, jemanden umzubringe­n. Und: „Ich bin davon ausgegange­n, dass die Feuerwehr da ist, bevor ich sterbe.“

Vorwürfe richtete er mehrmals an seinen gerichtlic­h bestellten Betreuer: Dieser habe ihm Kreditkart­e und damit Kontozugri­ff verwehrt, er habe auf Grund seines abgelaufen­en Personalau­sweises auch kein Geld in der Bank abheben können. Er sei trotz mehrerer Widersprüc­he gegen die Betreuung kein freier Mensch gewesen und im Dezember 2018 gegen seinen Willen eingewiese­n worden. Da er in der Woche vor der Tat mit einer erneuten Unterbring­ung rechnete, habe er die Klingel abgestellt und sei nicht mehr nach draußen gegangen.

Der Betreuer sagte aus, dass die Gründe für den Klinikaufe­nthalt in dem verbal-aggressive­n und sehr auffällige­n Verhalten gegenüber einer Mitarbeite­rin der Betreuungs­stelle gelegen hätten. Der Angeklagte habe seinerzeit versucht, sich dem Unterbring­ungsbeschl­uss zu entziehen, sei in Eicken von der Polizei festgehalt­en worden. Befragt zu den finanziell­en Möglichkei­ten erklärte er, der Mann habe selbststän­dig über sein Geld verfügen können.

Eine Polizistin beschrieb den Mann bei einer ersten Vernehmung im Krankenhau­s als sehr aggressiv. Als die Beamten ihm gesagt hätten, dass es keine Verletzten gäbe, habe er geschrien: „Warum dann so ein Aufriss, es ist doch nichts passiert?“Der Prozess wird am 13. September fortgesetz­t.

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ARCHIVFOTO: THEO TITZ Die Flammen schlugen am 21. Februar dieses Jahres aus dem Dach des Mehrfamili­enhauses.

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