Verein baute den Ur-Kunstpalast
Das Stadtmuseum zeigt die Ausstellung „Zwischen Hungertuch und Kunstpalast“.
(henl) Ein wuchtiger Goldrahmen fasst das Bild des Gründungsvaters des Vereins der Düsseldorfer Künstler ein. Im warmen, samtenen Morgenmantel sitzt darauf Wilhelm von Schadow, den Arm auf einem Tischen abgestützt in seinem Atelier. Gemalt wurde das Ölportrait von Julius Roeting 1852. Mit Bildern wie diesem vollzieht die Schau „Zwischen Hungertuch und Kunstpalast“im Stadtmuseum die wechselvolle Geschichte des vor 175 Jahren gegründeten Künstlervereins nach. Entstanden ist die Ausstellung über einen der ältesten deutschen Künstlervereine in Kooperation des Museums mit dem Verein selbst, der dafür viel Archivmaterial über seine Geschichte aufgearbeitet hat.
Die Idee des Vereins im Gründungsjahr 1844 war die „gegenseitigen Unterstützung und Hülfe“. Als Darlehens- und Versicherungsverein für Künstler mit Bezug zu Düsseldorf unterstützten sich die Mitglieder durch ihre Beiträge. So wurden Renten und Unterstützungsgelder ausgezahlt, an Witwen und Waisen. Eine Sterbekasse half Hinterbliebenen, die Kosten des Begräbnisses zu decken. Im ersten Teil der Ausstellung werden eine Vielzahl von Vereins- und Kassenbüchern in Schaukästen präsentiert – leider oft ohne Einordnung und weitere Erklärungen.
Viel interessanter sind die Gemälde von Mitgliedern. Einige von ihnen lagerten lange im Archiv des Stadtmuseums. Wie das wunderbare Bild „Häuser am Bahndamm“ von Carl Barth. Irgendwo zwischen Magischem Realismus und Neuer Sachlichkeit bewegt sich die Darstellung einer Häuserreihe aus dem Jahr 1932. Eine Düsseldorfer Szene zeigt das Bild „Schloss Jägerhof“von Max Stern. Im Vordergrund schlendert ein Paar, dahinter schiebt eine Amme einen Kinderwagen in Richtung Schloss Jägerhof. Eine Idylle aus dem Jahr 1925, ebenfalls aus der Sammlung des Stadtmuseums. Das Schicksal von sieben weiteren jüdischen Mitgliedern neben Stern beleuchtet die Ausstellung schlaglichtartig. So wurde Stern noch 1936 eine Altersbeihilfe aus der Unterstützungskasse gewährt – zu einer Zeit, als die meisten Verein ihre jüdischen Mitglieder schon hinausgeschmissen hatten. Max Stern starb 1943 schutzlos bei einem Luftangriff aus Düsseldorf, als Jude hatte er sogenanntes Schutzkellerverbot.
Ein wichtiger Teil der Ausstellung wird dem Kunstpalast und der Jahresausstellung „Die Grosse“gewidmet. Denn der Verein zur Veranstaltung von Kunstausstellungen, der für den Bau des Kunstpalastes sowie für die Ausrichtung der Ausstellung „Die Grosse“verantwortlich ist, entstand aus dem Künstlerverein heraus. So wurde der erste Bau des Kunstpalastes 1902 durch den Verein realisiert, der den Nachbau des Petit Palais in Paris später schuldenfrei an die Stadt übergab. Mit „Die Grosse“wird zudem die größte von Künstlern für Künstlern organisierte Ausstellung organisiert. Davon zeugen im Stadtmuseum fabelhafte Arbeiten. So wie das faszinierende und fragile Mobile von Günter Haese, Mitglied des Künstlervereins – und erster Deutscher nach dem Krieg mit einer Einzelausstellung im Museum of Modern Art in New York.