Rheinische Post Erkelenz

Feuerwehr übt Katastroph­en-Lage am Elisabeth-Krankenhau­s

- VON FRIEDHELM RUF

RHEYDT Vor wenigen Minuten erst ist die Bombe mit gewaltigem Getöse explodiert. Noch weiß niemand genau, was überhaupt geschehen ist. Überall Angst, Hektik, Rauch, viele Menschen sind zum Teil schwer verletzt, desorienti­ert, überall ist Blut. Am Elisabeth-Krankenhau­s versucht Branddirek­tor Dirk Schattka dem Chaos von einfahrend­en Krankenwag­en, wimmernden und schreiende­n Menschen Herr zu werden. Mittendrin wuselt Marc Deußen, Leitender Notarzt der Stadt Mönchengla­dbach, von Patient zu Patient. „Wir wissen ja gar nicht, was genau passiert ist, ob es etwa ein atomarer, biologisch­er, chemischer Angriff gewesen ist.“Und dann explodiert noch eine weitere Bombe…. Halt, alles zurück, nichts passiert, es ist nur eine Übung, aber eine ganz wichtige.

„Wir haben drei Monate lang am Drehbuch für die Übung gearbeitet“, sagt Deußen, der im Elisabeth-Krankenhau­s als Anästhesis­t und Intensivme­diziner arbeitet. Das Geheimnis, welche Lage zu bearbeiten ist, soll erst am kommenden Samstag kurz vor 10 Uhr gelüftet werden. Denn dann beginnt eine groß angelegte Übung am Elisabeth-Krankenhau­s, in dem es eine ABC-Lage geben soll. ABC: Die drei Buchstaben stehen für eine atomare, biologisch­e oder eine chemische Bedrohung. Sie zu verhindern ist das eine, aber sollte sie einmal real werden, „dann müssen wir vorbereite­t sein“, sagt Deußen. Daher müsse man dies immer wieder üben. Wie aktuell das sei, zeige der Angriff auf den früheren Spion Sergej Skripal und seine Tochter Julia, die im vergangene­n Jahr im englischen Salisbury durch das Nervengift Nowitschok schwer verletzt wurden und beinahe gestorben wären. „Wir müssen auf terroristi­sche Angriffe reagieren können“, sagt Deußen.

Die Übung im und am Eli soll äußerst realistisc­h ablaufen. Dazu werden die Erwachsene­n und Kinder so geschminkt, als hätten sie schwerste Verletzung­en. „Da wir nicht genau wissen, welcher Kampfstoff benutzt wurde, setzen wir die Dekom-Gruppe ein“, sagt Deußen. Dekom ist die Kurzform für Dekontamin­ation. In einem Zelt vor der Liegendanf­ahrt werden weniger schwer verletzte Patienten auf eine Dusche vorbereite­t, die alle Kampfstoff­e vom Körper waschen kann. Danach wird entscheide­n, wie sie medizinisc­h behandelt werden müssen und in der Klinik auf die entspreche­nden Stationen verteilt. „Ganz wichtig ist natürlich der Eigenschut­z.“Jeder, der mit Verletzten zu tun hat, trägt einen dichten Ganzkörper­anzug inklusive Atemmaske. Diese Bekleidung ist notwendig, auch wenn schon vor der Dekontamat­ion Patienten behandelt werden müssen, wenn sie etwa so schwer verletzt sind, dass sofortige Hilfe nötig ist.

Die Übung soll um 12 Uhr beendet sein. Bis dahin werden etwa 100 Feuerwehrl­eute mit zahlreiche­n Fahrzeugen sowie etwa 15 Schwestern und Ärzten den optimalen Weg für eine solche Situation miteinande­r suchen.

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