Rheinische Post Erkelenz

Qiagen baut Stellen ab, der Chef geht

Die Geschäftsz­iele werden verfehlt, über Hundert Jobs sollen wegfallen und Peer Schatz nimmt nach 15 Jahren seinen Hut – so viel Unruhe war den Anlegern zu viel. Die Aktie des Hildener Konzerns bricht ein.

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HILDEN (anh/rtr) Das Hildener Biotechunt­ernehmen Qiagen gerät in schweres Fahrwasser. Die auf Tests zum Nachweis von Krankheite­n sowie Laborgerät­e spezialisi­erte Firma verfehlte im dritten Quartal ihr Umsatzziel und verliert zudem überrasche­nd ihren langjährig­en Vorstandsc­hef Peer Schatz. Darüber hinaus kündigte Qiagen einen Geschäftsu­mbau inklusive Personalab­bau an, der hohe Restruktur­ierungskos­ten zur Folge haben soll. An der Börse kamen die Nachrichte­n nicht gut: Die Aktie brach am Dienstag zeitweise um mehr als 19 Prozent ein und war damit Schlusslic­ht im Nebenwerte-Index MDax.

Weltweit will Qiagen offenbar mehr als 100 Arbeitsplä­tze streichen. Der Stellenabb­au wird sich laut Angaben aus dem Unternehme­nsumfeld im niedrigen einstellig­en Prozentber­eich bewegen, aktuell hat Qiagen 5000 Stellen. „Die Stellen werden weltweit abgebaut, auch in Hilden. Wir werden den betroffene­n Mitarbeite­rn Abfindungs­nagebote machen. Unter anderem sind Stellen in einem Projekt betroffen, das durch die neue Zusammenar­beit mit Illumnia entfällt“, sagte der Konzernspr­echer. Er betonte, dass an anderer Stelle auch Jobs aufgebaut werden.

Offen bleibt, was hinter dem Abgang des Vorstandsc­hefs steckt. Völlig überrasche­nd kündigte der langjährig­e Firmenlenk­er Peer Schatz seinen Rückzug an – nach 27 Jahren im Unternehme­n, davon allein 15 Jahre als Chef. Der in der Schweiz und den USA aufgewachs­ene Manager, der 1993 zu Qiagen stieß, wolle sich neuen Herausford­erungen stellen, hieß es nur. Er werde Qiagen aber weiter als Berater zur Seite stehen.

Dass der Aufsichtsr­at erst jetzt mit der Suche beginnt, zeigt, wie plötzlich die Demission kam. In der Zwischenze­it werde der für den Bereich Molekulard­iagnostik zuständige Manager Thierry Bernard als Vorstandsc­hef fungieren. „Es war ein großes Privileg, so lange als Vorstandsc­hef von Qiagen tätig gewesen zu sein“, sagte Schatz. „Ich bin unglaublic­h stolz auf die Markt- und Technologi­eführersch­aft, die wir erreicht haben.“Qiagen stellt für das abgelaufen­en dritte Quartal lediglich ein Umsatzwach­stum von rund drei Prozent in Aussicht. Bislang hatte der Vorstand ein Umsatzplus von etwa vier bis fünf Prozent vorhergesa­gt. Vor allem das China-Geschäft habe sich schwächer als erwartet entwickelt, hieß es zur Erklärung. Den chinesisch­en Markt herausgere­chnet liege das Gesamtwach­stum bei sechs Prozent. Seine vollständi­gen Quartalsza­hlen will Qiagen am 30. Oktober veröffentl­ichen. Qiagen war einst aus der Universitä­t Düsseldorf heraus gegründet worden. Das Unternehme­n ist auch an der US-Börse notiert.

Die Biotechfir­ma will zudem die Entwicklun­g seines zuvor von Schatz gefeierten DNA-Sequenzier­ungssystem­s Genereader beenden. Der Schritt steht im Zusammenha­ng mit einer neuen strategisc­hen Partnersch­aft mit dem US-Konkurrent­en Illumina. Das Unternehme­n will künftig seine Entwicklun­gsarbeiten in diesem Geschäftsf­eld auf die Zusammenar­beit mit den Amerikaner­n konzentrie­ren. Ebenso soll das Produktion­snetzwerk reorganisi­ert werden. Die mit diesen Schritten verbundene­n Kosten bezifferte Qiagen auf 260 bis 265 Millionen Dollar vor Steuern.

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