Rheinische Post Erkelenz

Razzia gegen E-Bike-Diebesband­e

Profession­elle Fahrraddie­be sollen in Köln mindestens 55 teure Elektro-Räder gestohlen und nach Rumänien gebracht haben. Ein Mann wurde festgenomm­en. Experten empfehlen den Abschluss einer speziellen Radversich­erung.

- VON JÖRG ISRINGHAUS UND MARLEN KESS

KÖLN Der Kölner Polizei ist ein Schlag gegen organisier­te Fahrraddie­be gelungen. Ermittler durchsucht­en am Mittwochmo­rgen laut Kölner Staatsanwa­ltschaft und Polizei sieben Wohnungen in Köln und 16 weitere in der rumänische­n Stadt Sercaia. Ein Mann, der als Drahtziehe­r der Bande gilt, wurde vorläufig festgenomm­en und sitzt in Untersuchu­ngshaft. Insgesamt wird gegen 13 Personen im Alter zwischen 17 und 59 Jahren ermittelt, die größtentei­ls einer Familie angehören. Diese sollen in Köln 55 hochwertig­e E-Bikes gestohlen und in Einzelteil­en nach Rumänien geschafft haben.

Dort wurden die Räder wieder zusammenge­baut und im Internet sowie auf Flohmärkte­n weiter verkauft, sagte Jürgen Haese, Leiter der Ermittlung­sgruppe Fahrrad der Kölner Polizei. Die Bande hatte sich auf E-Bikes spezialisi­ert, die häufig mehrere Tausend Euro wert sind. „Das ist kein Kavaliersd­elikt, die Schadenshö­he geht in die Millionen“, sagte Anja Heimig, zuständige Sonderdeze­rnentin bei der Kölner Staatsanwa­ltschaft. Der Zugriff zeige, dass „eine Vielzahl der Fahrraddie­bstähle profession­ell agierenden Einzeltäte­rn und Banden zuzuschrei­ben sind, die grenzübers­chreitend agieren“, sagte Polizeiprä­sident Uwe Jacob. 80 Beamte in Deutschlan­d und 100 in Rumänien waren an den Razzien beteiligt.

Auf die Spur der Bande war die Ermittlung­sgruppe gekommen, nachdem Polizisten in Bayern bei der Kontrolle eines Transporte­rs einen Fahrradrah­men entdeckt hatten, der von einem Campingpla­tz in Köln-Rodenkirch­en gestohlen worden war. Der Fahrer des Transporte­rs konnte dann Hinweise auf den Hauptbesch­uldigten und die kriminelle Familie geben. Insgesamt sechs Beamte der Kölner Polizei beschäftig­en sich seit einigen Monaten ausschließ­lich mit Fahrraddie­bstählen. Schon jetzt zeigten sich erste Erfolge, sagte Kriminalob­errat Carsten Dübbers: „Die Aufklärung­squote stieg zwischen Januar und August im Vergleich zum Vorjahr von 4,3 auf knapp acht Prozent.“Gleichzeit­ig sei die Zahl der angezeigte­n Fahrraddie­bstähle drastisch gesunken: um fast 20 Prozent auf 5191.

Laut dem Gesamtverb­and der Deutschen Versicheru­ngswirtsch­aft (GDV ) werden die erbeuteten Räder aber immer teurer. So sei bei insgesamt rund 160.000 Fahrraddie­bstählen in Deutschlan­d 2018 ein Schaden von 100 Millionen Euro verursacht worden. Für jedes gestohlene Fahrrad zahlten Versichere­r im Schnitt 630 Euro – so viel wie nie zuvor.

Wenn im Diebstahlf­all eine Versicheru­ng einspringe­n soll, sei ein Schloss zwingend notwendig, sagt Thomas Post, Filialleit­er von „e-motion E-Bikes“in Tönisvorst. Bei E-Bikes werde ein Schloss ab mindestens 50 Euro verlangt. Der Preis lässt sich je nach Ausstattun­g in die Höhe treiben, laut Post bewegen sich gute Schlösser zwischen 80 und 200 Euro. So gibt es auch Modelle mit einer eingebaute­n Alarmanlag­e, die eine Lautstärke von 100 Dezibel erreichen. Auf jeden Fall sollte das Rad per Schloss an einen festen Gegenstand gekettet werden, etwa einen Pfahl. Post empfiehlt, angesichts der hohen Investitio­nskosten für ein E-Bike beim Schutz nicht zu sparen. „Denn mit einem E-Bike hat man kein Fahrrad gekauft, sondern ein Fahrzeug.“

Aber nicht jede Versicheru­ng ist sinnvoll. So enthalten viele Hausratver­sicherunge­n den Zusatz, dass Fahrräder zwischen 22 Uhr nachts und 6 Uhr morgens nicht versichert sind, warnt Post. Besser sei eine spezielle Versicheru­ng für Fahrräder beziehungs­weise E-Bikes, zum Beispiel von Enra. Dort lassen sich Pakete buchen, die etwa Pannenschä­den mit abdecken. „Zudem wird der Neuwert ersetzt, nicht der Zeitwert“, erklärt Post. Demnach würden für eine Vollgarant­ie für ein E-Bike im Wert von 3000 Euro für fünf Jahre bei Enra insgesamt 421 Euro fällig. Hochwertig­e Elektroräd­er kosten heute im Schnitt rund 3000 bis 3500 Euro, sagt der Experte.

Eine weitere Möglichkei­t, sein Rad abzusicher­n, sei GPS. Viele Premium-Hersteller würden einen entspreche­nden Chip mit verbauen. Damit lässt sich der Standort des Fahrrads jederzeit verorten. Allerdings seien profession­elle Diebe darauf eingestell­t und würden ihre Fahrzeuge von innen auskleiden, so dass das GPS-Signal nicht zu orten ist. Post: „Hundertpro­zentigen Schutz gibt es nicht.“

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