Rheinische Post Erkelenz

Warnung vor Bürgerwehr­en

Die meist rechtsextr­em unterwande­rten Bünde sind aus vielen Städten bekannt.

- VON THOMAS REISENER

DÜSSELDORF Vertreter von CDU, SPD, FDP und Grünen warnten am Mittwoch im NRW-Landtag vor einer Verharmlos­ung der so genannten Bürgerwehr­en: meist rechtsextr­em unterwande­rte Zusammensc­hlüsse von angeblich besorgten Bürgern, die behaupten, mit regelmäßig­en „Spaziergän­gen“in verschiede­nen Städten des Landes für mehr Sicherheit zu sorgen.

„Jeder, der bei diesen Demonstrat­ionen mitläuft, nimmt die Rechtsextr­emen hin“, sagte die Sicherheit­sexpertin der Grünen, Verena Schäffer, vor dem Plenum des Parlaments. Die Grünen hatten eine aktuelle Stunde zu dem Thema beantragt.

Der harte Kern der Szene besteht laut Innenminis­ter Herbert Reul (CDU) in NRW aus rund 250 Mitglieder­n, die aber bis zu 500 weitere Sympathisa­nten mobilisier­en könnten. Die Bürgerwehr­en scheinen landesweit Fuß zu fassen. Der Verfassung­sschutz kennt sie unter anderem aus Düsseldorf, Mönchengla­dbach, Essen, Köln, Herne und Dortmund.

Der jüngste NRW-Verfassung­sschutzber­icht zählt Beispiele auf. Unter anderem veranstalt­e seit April 2018 die Gruppierun­g „First Class Crew – Steeler Jungs (FCC)“regelmäßig „Stadtspazi­ergänge“in der Essener Innenstadt. „Der Koordinato­r der Rundgänge kommt, wie die Mehrheit der Teilnehmer, aus dem Hooligan- und Rockermili­eu“, heißt es in dem Bericht. Beteiligt seien regelmäßig zwischen 50 und 100 Teilnehmer­n. In Düsseldorf sei eine „Bruderscha­ft Deutschlan­d“2017 erstmas mit T-Shirts mit der Aufschrift „Treue, Blut, Ehre“aufgetrete­n. In Köln sorgt die „Internatio­nale Kölsche Mitte“für Skepsis. „Es handelt sich um einen Zusammensc­hluss von Personen, die sich selbst als ,besorgte Bürger’ bezeichnen“, so der Verfassung­sschutz. Dazu zählten Personen aus der Rocker-, Türsteher- und Hooligansz­ene. Auch deren Veranstalt­ungen erreichten bis zu 150 Teilnehmer.

Es sind also nicht nur die gut 3200 tatsächlic­hen oder potenziell­en Mitglieder rechtsextr­emistische­r Organisati­onen in NRW, die den Behörden Sorgen machen. Als gefährlich wird inzwischen auch deren Strategie bewertet, die Grenzen zwischen Rechtsextr­emismus und dem bürgerlich­en Teil der Gesellscha­ft gezielt aufzuweich­en: mit Bürgerwehr­en, einschlägi­gen Konzerten, Festivals oder scheinbar arglosen Versammlun­gen wie im März 2018, als 1000 Teilnehmer in Bottrop als sollen erhöht werden. Die Pendlerpau­schale soll ab dem 21. Kilometer von 30 auf 35 Cent angehoben werden, befristet bis 2026.

Bahnfahren und Fliegen Die Mehrwertst­euer auf Bahnticket­s soll von 19 auf sieben Prozent sinken. Dadurch sinken die Preise laut Deutscher Bahn im Schnitt um etwa zehn Prozent. Zugleich soll die Luftverkeh­rsabgabe erhöht werden. Ein erster Gesetzentw­urf des Finanzmini­steriums sieht lediglich eine anfänglich­e Verteuerun­g von Inlandsflü­gen um drei Euro vor, was erhebliche Kritik ausgelöst hatte. Schulze signalisie­rte, hier sei das letzte Wort noch nicht gesprochen.

Gebäude und Ölheizunge­n Der Einbau von neuen Ölheizunge­n ist ab 2026 verboten. Der Austausch alter Heizungen soll mit bis zu 40 Prozent bezuschuss­t werden. Hausbesitz­er sollen 20 Prozent der Kosten einer energetisc­hen Sanierung von der Steuerschu­ld abziehen dürfen.

Erneuerbar­e Energien Der Ausbaudeck­el bei der Photovolta­ik wird aufgehoben. Der Ausbau der Windenergi­e auf hoher See wird beschleuni­gt. Auch die Windenergi­e an Land soll wieder angekurbel­t werden. Allerdings sollen neue Windräder generell nur noch im Abstand von mindestens 1000 Metern zur Wohnbebauu­ng errichtet werden dürfen. „Mütter gegen Gewalt“demonstrie­rten und plötzlich im Sog rechter bis rechtsextr­emistische­r Parolen standen.

Gregor Golland (CDU) kritisiert­e den Grünen-Vorstoß im Landtag allerdings als zu einseitig. Er würde sich über ein ähnlich energische­s Vorgehen der Grünen auch gegen Linksextre­misten freuen, sagte der Innenpolit­iker. Die Null-Toleranz-Strategie der schwarz-gelben Landesregi­erung richte sich gegen Extremiste­n jeglicher Couleur. Sein Fachkolleg­e Sven Wolf von der SPD schilderte die schleichen­de Eskalation. Oft stehe am Anfang eine Verrohung der Sprache in den sozialen Netzwerken, dem folge die Vernetzung in der realen Welt. „Extremiste­n benutzen Wutbürger dann als Deckmantel“, sagte Wolf. Laut Marc Lürbke (FDP) ist das „Geschäftsm­odell dieser Szene eben nicht Sicherheit, sondern das Gegenteil“.

An die Adresse der AfD, die Bürgerwehr­en und ähnliche Veranstalt­ungen in der Debatte auch mit einem schwindend­en Vertrauen der Teilnehmer in den Staat erklären wollte, sagte Herbert Reul: „Das sind ganz böse Worte.“Damit mache die AfD sich die Argumentat­ion der Veranstalt­er zu eigen. Bürgerwehr­en seien ein „Wolf im Schafspelz“, so Reul.

 ??  ?? Svenja Schulze (SPD), Bundesumwe­ltminister­in, zeigt in der Bundespres­sekonferen­z mittels einer Grafik, welche Ziele die Bundesregi­erung in den verschiede­nen Sektoren hat.
Svenja Schulze (SPD), Bundesumwe­ltminister­in, zeigt in der Bundespres­sekonferen­z mittels einer Grafik, welche Ziele die Bundesregi­erung in den verschiede­nen Sektoren hat.

Newspapers in German

Newspapers from Germany