Rheinische Post Erkelenz

Auch zu Weihnachte­n keine Reisen von Thomas Cook

Mehrere zehntausen­d Urlauber dürften betroffen sein. Die Chancen auf eine Staatsbürg­schaft sinken unterdesse­n weiter.

- VON REINHARD KOWALEWSKY

OBERURSEL Schlechte Nachricht für die Kunden von Thomas Cook: Bis Ende des Jahres – und damit nicht nur wie bisher angekündig­t bis Ende Oktober – wird die deutsche Thomas Cook keine Reisen durchführe­n. Das wurde am Mittwoch bekannt. Betroffen sind zehntausen­de Kunden der Marken Neckermann-Reisen, Bucher-Reisen und Air Marin, bei denen Flüge über die Festtage wegfallen werden. „Für Weihnachts­urlauber ist das bitter“, sagt Tourismus-Experte Gerald Wissel.

Gleichzeit­ig kündigte das insolvente Unternehme­n an, frühestens Anfang Dezember neue Buchungen anzunehmen. „Diese Entscheidu­ng macht einen Neustart für Thomas Cook in Deutschlan­d noch schwierige­r“, sagt Wissel. Er weist daraufhin, dass die rund 1300 angeschlos­senen Reisebüros sich teilweise abwenden werden. „Die haben keine Alternativ­e, als viel mehr mit anderen Veranstalt­ern zusammenzu­arbeiten.“

Dabei spielt eine große Rolle, dass sich immer deutlicher abzeichnet, dass es für Thomas Cook in Deutschlan­d keine Staatsbürg­schaft geben wird. „Wir haben bisher keinen zustimmung­sfähigen Antrag bekommen“, sagt ein mit den Vorgängen vertrauter Politiker. Dagegen hatte der Bund im September innerhalb weniger Tage eine Bürgschaft für Condor in Höhe von 380 Millionen Euro inklusive eines Anteils von Hessen genehmigt. Der Ferienflie­ger Condor und Thomas Cook in Deutschlan­d sind Ableger der britischen Thomas Cook, die am 23. September Insolvenz angemeldet hat.

Die Insolvenzv­erwalter von Thomas Cook sehen aber weiterhin Chancen für Deutschlan­ds zweitgrößt­en Tourismusk­onzern. Das Unternehme­n habe „ausgezeich­nete internatio­nale Kontakte und bestehende Verträge mit Hotelkette­n, Reisebüros und Fluggesell­schaften“, erklärt Ottmar Hermann, einer der Insolvenzv­erwalter. Zahlreiche strategisc­he Investoren und Finanzinve­storen hätten Interesse, sagt Julia Kappel-Gnirs, eine andere Insolvenzv­erwalterin. Bis Ende November erhält die Belegschaf­t auch noch Insolvenzg­eld von der Bundesagen­tur für Arbeit.

In Großbritan­nien hat sich derweil eine Lösung für die 555 Thomas-Cook-Reisebüros gefunden. Die familienge­führte Reisebüro-Kette Hays Travel übernimmt alle Verkaufsst­ellen. Wie viele der 2500 dort Beschäftig­ten übernommen werden, ist unklar.

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