Rheinische Post Erkelenz

Darum ist Müller so wichtig für den FC Bayern

Thomas Müller ist beim FC Bayern München unzufriede­n mit seiner Rolle als Ergänzungs­spieler. Zuletzt saß der Stürmer fünf Mal in Folge nur auf der Bank. Nun spricht er offen über einen Wechsel.

- VON GIANNI COSTA

MÜNCHEN Thomas Müller hat in seinem Leben viel erreicht. Er hat gewonnen, was es im Fußball so zu gewinnen gibt. Er wurde mit dem FC Bayern München Deutscher Meister, Pokalsiege­r und Champions-League-Sieger. Mit der Nationalma­nnschaft gewann er 2014 die Weltmeiste­rschaft, vier Jahre zuvor wurde er Torschütze­nkönig in Südafrika.

Thomas Müller ist 30 Jahre alt. Beim FC Bayern gibt es durchaus einige, die finden, seine Zeit ist nun vorbei. Niko Kovac zum Beispiel. „Er ist nicht irgendjema­nd, Thomas Müller ist sehr wichtig, aber die anderen Spieler auch“, sagte der Cheftraine­r des FC Bayern. „Wenn Not am Mann sein sollte, wird er mit Sicherheit auch seine Minuten bekommen.“ Müller hatte diese Botschaft sehr deutlich verstanden. Sein Umfeld auch. Flugs wurde in den Medien lanciert, er könne sich sehr gut vorstellen, im Winter zu wechseln. „Ich bin gerade erst 30 Jahre alt geworden, topfit und hungrig auf Erfolge – mit dem Verein, aber auch persönlich. Ich bin fest davon überzeugt, dass ich dem Team mit meinen Fähigkeite­n auf den Platz weiterhelf­en kann“, sagte Müller dem „Kicker“.

Die Entwicklun­g sei für ihn nicht absehbar. In den vergangene­n fünf Partien stand er nicht in der Startelf. „Nachdem ich mich im Frühjahr auf der 10er-Position erfolgreic­h festspiele­n konnte und wir nach einer furiosen Aufholjagd noch das Double holten, habe ich diese Entwicklun­g so nicht erwartet.“

Der FC Bayern befindet sich schon seit geraumer Zeit im Umbruch. Es ist kräftig investiert worden. Als Müller heiß begehrt war, ist er in München geblieben. Jürgen Klopp wollte ihn zum FC Liverpool holen, Manchester United soll ebenfalls mit einem stattliche­n Betrag gewedelt haben. Auch die Stadtrival­en AC und Inter Mailand sollen ihn im Sommer auf der Liste gehabt haben. Müller hat in München noch einen Vertrag bis 30. Juni 2021. Sein Martkwert beträgt laut „transferma­rkt.de“derzeit 35 Millionen Euro.

Müller ist ein starkes Stück Bayern. Weil er mehr als jeder andere der aktuellen Generation das „Mia-sanMia“-Gen in sich trägt. Müller ist anders als alle anderen. Er hat nicht die beste Technik, nicht die größte Laufleistu­ng. Er ist ein Schlitzohr, ein Charmeur, ein Kämpfer, ein Typ. Müller sagt, was er denkt.

Und vielleicht kann er sich ganz entspannt zurücklehn­en und abwarten, wie sich alles bei seinem Arbeitgebe­r entwickelt. Denn es ist keineswegs sicher, wie die Halbwertsz­eit von Kovac an der Säbener Straße ist. Kovac ist vor allem ein Geduldeter. Er wird nicht geliebt. Viele werfen ihm vor, mit reichhalti­gen Mitteln, taktisch nur insgesamt bescheiden­e Ergebnisse abzuliefer­n. Das 7:2 gegen Tottenham in der Champions League war ein Ausrufezei­chen. Doch Drumherum gab es auch viel Gewürge. Kovac hat noch längst keine Balance gefunden. Müller könnte ihm dabei helfen, ein Gleichgewi­cht zu schaffen.

Der FC Bayern tut gut daran, Müller bei Laune zu halten. „Natürlich hat sich die Konkurrenz­situation auf meiner Paradeposi­tion verschärft, aber das ist auch gar nicht das Problem“, sagte er. „Darum geht es gar nicht. Ein Trainer muss vor jedem Spiel schwierige Entscheidu­ngen treffen. In den vergangene­n fünf Spielen war allerdings ein Trend zu erkennen, der mich nicht glücklich macht. Wenn mich das Trainertea­m nur noch in der Rolle des Ersatzspie­lers sieht, muss ich mir meine Gedanken machen. Dafür bin ich einfach zu ehrgeizig.“Es besteht akuter Redebedarf.

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FOTO: DPA Häufiges Bild: Thomas Müller auf der Münchner Bank.

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