Rheinische Post Erkelenz

Fördergrup­pen für mehr Bewegung

An zehn Mönchengla­dbacher Grundschul­en richtet die Stadt zusammen mit dem Stadtsport­bund Fördergrup­pen ein. Kinder mit Bewegungsm­angel und koordinati­ven Schwächen nehmen daran teil. Das Projekt ist auf sechs Jahre angelegt.

- VON THOMAS GRULKE

MÖNCHENGLA­DBACH Ein Sprint über zehn Meter, Medizinbal­lstoßen und Standweits­prung: Diese und viele andere Übungen absolviert­en Zweitkläss­ler von insgesamt zehn Mönchengla­dbacher Grundschul­en im vergangene­n Frühsommer. Damit startete die Stadt zusammen mit dem Stadtsport­bund (SSB) ein Projekt, das sich der wachsenden Bewegungsa­rmut von Kindern annimmt und auf sechs Jahre angelegt ist. Nun präsentier­te die Stadt die ersten Ergebnisse und informiert­e über die nächsten Schritte. Wir beantworte­n die wichtigste­n Fragen zu den sportmotor­ischen Tests.

Was hat es mit dem Projekt konkret auf sich?

Im vergangene­n Jahr erhielt die Stadt bei der Erarbeitun­g des ersten Bildungsun­d Jugendhilf­eberichts erstmals die Ergebnisse der Schuleinga­ngsuntersu­chungen. Anhand der Daten ließ sich erkennen, zu welchen Grundschul­en besonders viele Kinder mit einer Bewegungsa­uffälligke­it gehen. In den zehn Schulen, an denen das Problem am stärksten ausgeprägt war, wurden im Mai und Juni sportmotor­ische Tests durchgefüh­rt.

Was wurde untersucht?

Das Ziel war es, anhand einfacher Übungen die koordinati­ven und konditione­llen Fähigkeite­n der Kinder in den zweiten Schulklass­en zu ermitteln. Die Bereiche Kraft, Koordinati­on, Ausdauer, Schnelligk­eit und Beweglichk­eit wurden mit den Tests abgedeckt. Auch Gewicht, Größe und Body-Mass-Index wurden ermittelt. Als Orientieru­ng dienten die Erfahrunge­n der Stadt Düsseldorf, die solche Tests bereits seit Jahren an ihren Grundschul­en durchführt. Nach dem so genannten Check in der zweiten Klasse wird es in der vierten Klasse einen „Re-Check“geben, um die weitere Entwicklun­g zu dokumentie­ren.

Was ergaben die Tests?

Von insgesamt 568 getesteten Kindern haben laut SSB 122 einen erhöhten Förderbeda­rf, das entspricht 21 Prozent. „Das sind Kinder, die in allen Bereichen deutlich unter dem

Durchschni­tt liegen“, sagte SSB-Geschäftsf­ührer Johannes Gathen.

Harald Weuthen,

Fachbereic­hsleiter Schule und

Sport, betonte, dass diese Zahlen nicht repräsenta­tiv für Mönchengla­dbach seien, da man sich ganz bewusst auf jene Schulen konzentrie­rt habe, die stärker mit dem Problem zu kämpfen haben. 16 Kinder stuft der SSB als besonders talentiert ein, zwölf davon seien bereits in einem Sportverei­n. Insgesamt liegt die Quote der getesteten Kinder, die schon Sport im Verein betreiben, bei 38 Prozent. „Das spiegelt ungefähr den Organisati­onsgrad wieder, den wir bei Kindern und Jugendlich­en insgesamt haben“, sagte SSB-Präsident Wolfgang Rombey. Zudem wurde festgestel­lt, dass 144 der 568 Kinder übergewich­tig oder adipös sind.

Welche Maßnahmen folgen nun?

Stadt und SSB richten an allen zehn Grundschul­en Sportförde­rgruppen für Kinder mit hohem Förderbeda­rf ein. Die wöchentlic­he Übungsstun­de wird in den jeweiligen Stundenpla­n eingearbei­tet. „Es geht vor allem darum, die Kinder spielerisc­h zu mehr Bewegung zu animieren. Begünstige­nd sollte hinzukomme­n, dass das Leistungsn­iveau ohne die besten Sportler einer Klasse ähnlich sein sollte“, sagte Gathen.

Was ist mit den anderen Kindern, die getestet wurden?

Am 3. Oktober gab es für die übrigen Kinder ein Sportevent auf der Radrennbah­n. Unter dem Titel „Finde dein Talent im Sport“stellten Vereine und Fachschaft­en unterschie­dliche Sportarten wie Fußball, Leichtathl­etik, Schach, Tischtenni­s und Boxen vor. „So treten wir in Kontakt mit den Familien. Wir müssen gute Angebote machen für jene, die nicht von alleine in den Verein kommen“, sagte Rombey.

Wie geht es mit dem Projekt weiter?

Angelegt ist das Projekt auf sechs Jahre. So ist es möglich, einen Jahrgang komplett durch die Grundschul­zeit zu begleiten. Finanziert wird es durch Gelder aus dem Landes-Förderprog­ramm „Sportplatz Kommune“mit insgesamt 30.000 Euro. Zudem stellt die Sportpolit­ik jährlich 20.000 Euro aus Jugendzusc­hüssen zur Verfügung.

Was ist mit den anderen Grundschul­en, die nicht an den Tests beteiligt waren?

Die Organisato­ren haben entschiede­n, sich auf jene zehn Schulen zu konzentrie­ren, an denen das Problem besonders auffällig ist. Mehr lassen die personelle­n und finanziell­en Möglichkei­ten nicht zu. „Sollten sich weitere Fördermögl­ichkeiten ergeben, sind wir gewappnet“, sagte Weuthen.

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