Fördergruppen für mehr Bewegung
An zehn Mönchengladbacher Grundschulen richtet die Stadt zusammen mit dem Stadtsportbund Fördergruppen ein. Kinder mit Bewegungsmangel und koordinativen Schwächen nehmen daran teil. Das Projekt ist auf sechs Jahre angelegt.
MÖNCHENGLADBACH Ein Sprint über zehn Meter, Medizinballstoßen und Standweitsprung: Diese und viele andere Übungen absolvierten Zweitklässler von insgesamt zehn Mönchengladbacher Grundschulen im vergangenen Frühsommer. Damit startete die Stadt zusammen mit dem Stadtsportbund (SSB) ein Projekt, das sich der wachsenden Bewegungsarmut von Kindern annimmt und auf sechs Jahre angelegt ist. Nun präsentierte die Stadt die ersten Ergebnisse und informierte über die nächsten Schritte. Wir beantworten die wichtigsten Fragen zu den sportmotorischen Tests.
Was hat es mit dem Projekt konkret auf sich?
Im vergangenen Jahr erhielt die Stadt bei der Erarbeitung des ersten Bildungsund Jugendhilfeberichts erstmals die Ergebnisse der Schuleingangsuntersuchungen. Anhand der Daten ließ sich erkennen, zu welchen Grundschulen besonders viele Kinder mit einer Bewegungsauffälligkeit gehen. In den zehn Schulen, an denen das Problem am stärksten ausgeprägt war, wurden im Mai und Juni sportmotorische Tests durchgeführt.
Was wurde untersucht?
Das Ziel war es, anhand einfacher Übungen die koordinativen und konditionellen Fähigkeiten der Kinder in den zweiten Schulklassen zu ermitteln. Die Bereiche Kraft, Koordination, Ausdauer, Schnelligkeit und Beweglichkeit wurden mit den Tests abgedeckt. Auch Gewicht, Größe und Body-Mass-Index wurden ermittelt. Als Orientierung dienten die Erfahrungen der Stadt Düsseldorf, die solche Tests bereits seit Jahren an ihren Grundschulen durchführt. Nach dem so genannten Check in der zweiten Klasse wird es in der vierten Klasse einen „Re-Check“geben, um die weitere Entwicklung zu dokumentieren.
Was ergaben die Tests?
Von insgesamt 568 getesteten Kindern haben laut SSB 122 einen erhöhten Förderbedarf, das entspricht 21 Prozent. „Das sind Kinder, die in allen Bereichen deutlich unter dem
Durchschnitt liegen“, sagte SSB-Geschäftsführer Johannes Gathen.
Harald Weuthen,
Fachbereichsleiter Schule und
Sport, betonte, dass diese Zahlen nicht repräsentativ für Mönchengladbach seien, da man sich ganz bewusst auf jene Schulen konzentriert habe, die stärker mit dem Problem zu kämpfen haben. 16 Kinder stuft der SSB als besonders talentiert ein, zwölf davon seien bereits in einem Sportverein. Insgesamt liegt die Quote der getesteten Kinder, die schon Sport im Verein betreiben, bei 38 Prozent. „Das spiegelt ungefähr den Organisationsgrad wieder, den wir bei Kindern und Jugendlichen insgesamt haben“, sagte SSB-Präsident Wolfgang Rombey. Zudem wurde festgestellt, dass 144 der 568 Kinder übergewichtig oder adipös sind.
Welche Maßnahmen folgen nun?
Stadt und SSB richten an allen zehn Grundschulen Sportfördergruppen für Kinder mit hohem Förderbedarf ein. Die wöchentliche Übungsstunde wird in den jeweiligen Stundenplan eingearbeitet. „Es geht vor allem darum, die Kinder spielerisch zu mehr Bewegung zu animieren. Begünstigend sollte hinzukommen, dass das Leistungsniveau ohne die besten Sportler einer Klasse ähnlich sein sollte“, sagte Gathen.
Was ist mit den anderen Kindern, die getestet wurden?
Am 3. Oktober gab es für die übrigen Kinder ein Sportevent auf der Radrennbahn. Unter dem Titel „Finde dein Talent im Sport“stellten Vereine und Fachschaften unterschiedliche Sportarten wie Fußball, Leichtathletik, Schach, Tischtennis und Boxen vor. „So treten wir in Kontakt mit den Familien. Wir müssen gute Angebote machen für jene, die nicht von alleine in den Verein kommen“, sagte Rombey.
Wie geht es mit dem Projekt weiter?
Angelegt ist das Projekt auf sechs Jahre. So ist es möglich, einen Jahrgang komplett durch die Grundschulzeit zu begleiten. Finanziert wird es durch Gelder aus dem Landes-Förderprogramm „Sportplatz Kommune“mit insgesamt 30.000 Euro. Zudem stellt die Sportpolitik jährlich 20.000 Euro aus Jugendzuschüssen zur Verfügung.
Was ist mit den anderen Grundschulen, die nicht an den Tests beteiligt waren?
Die Organisatoren haben entschieden, sich auf jene zehn Schulen zu konzentrieren, an denen das Problem besonders auffällig ist. Mehr lassen die personellen und finanziellen Möglichkeiten nicht zu. „Sollten sich weitere Fördermöglichkeiten ergeben, sind wir gewappnet“, sagte Weuthen.