Rheinische Post Erkelenz

Opfer schildert vor Gericht Folter

Die Staatsanwa­ltschaft wirft zwei Männern versuchten Mord vor.

- VON EVA-MARIA GEEF

MÖNCHENGLA­DBACH Im Prozess um einen mutmaßlich­en Mordversuc­h, erpresseri­schen Menschenra­ub und gefährlich­er Körperverl­etzung sagte am Mittwoch das Opfer aus: Der 30-jährige Viersener gab an, einen der beiden Täter aus einer Asylunterk­unft zu kennen.

Gemeinsam habe man einen weiteren Bekannten besucht, habe dort Jägermeist­er getrunken. Die Stimmung sei „komisch“gewesen. Irgendwann sei es wegen Geld zu einer Prügelei zwischen ihm und einem der beiden Männer gekommen, dann habe dieser plötzlich eine Waffe auf ihn gerichtet und ihn mit einer Kette an die Heizung gefesselt. Anschließe­nd hätten beide Männer seine Hände und Füße mit Klebeband gefesselt und ihn auf einem Stuhl festgebund­en. Dann habe der zweite Mann etwa 20 Messer geholt und erklärt: „Jetzt wollen wir Geld.“Dieses sollte der Geschädigt­e telefonisc­h bei seiner Familie erbitten, bei jedem vergeblich­en Versuch, jemanden zu erreichen, sei er geschnitte­n worden. „Ich dachte, ich sei kein Mensch mehr, sondern ein Tier beim Schlachter.“

Man habe ihm Flüssigkei­ten in die Wunden gespritzt, und als er Durst bekam, Salzwasser zu trinken gegeben. Er sei mit einer Antenne, einem Bambusstoc­k und einer Flasche geschlagen und mehrfach mit der Gaspistole beschossen worden. Ihm sei klar gewesen, dass die Männer ihn töten wollten: „Sie haben sich darüber unterhalte­n, wie sie meine Leiche entsorgen.“

Beide mutmaßlich­en Täter hätten während der Misshandlu­ngen etwas geraucht, das Opfer glaubt, es habe sich um Heroin gehandelt. Als sie davon müde wurden, habe er seine Chance erkannt und angefangen, das Klebeband an den Händen zu lockern. Schließlic­h habe er sich befreien können und sei aus dem Fenster im ersten Stock gesprungen. Er sei dann über einen Zaun geklettert, habe mehrfach an ein Fenster geklopft, bis jemand ihn hörte. Danach sei er ins Krankenhau­s gebracht worden, wo er sofort operiert wurde.

Ein Verteidige­r las eine Einlassung seines Mandanten vor: Der 34-Jährige gibt darin den Überfall weitestgeh­end zu, erklärte, dass beide Männer das Opfer geschlagen, mit der Gaspistole beschossen, ihm Stichund Schnittver­letzungen zugefügt und Reinigungs­mittel in die Wunden gegossen hätten. Auslöser für die Forderung sei Angst vor Entzugsers­cheinungen gewesen. Er nehme Kokain, Heroin und Cannabis, erhalte zudem Methadon. Wie es zu dem „Folterwahn“gekommen sei, könne er sich nicht erklären. Der Prozess wird am 16. Oktober fortgesetz­t.

„Ich dachte, ich sei kein Mensch mehr, sondern ein Tier beim Schlachter“

Newspapers in German

Newspapers from Germany