Rheinische Post Erkelenz

11. Oktober 2008

Reich-Ranicki lehnt Fernsehpre­is ab

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Der Deutsche Fernsehpre­is wurde im Jahr 2008 in 22 Kategorien verliehen. Unter den Ausgezeich­neten waren so unterschie­dliche Produktion­en wie der Fernsehfil­m „Contergan“, die Comedy-Sendung „Switch Reloaded“und die Unterhaltu­ngsshow „Deutschlan­d sucht den Superstar“. Der Ehrenpreis der Stifter sollte an einen Mann gehen, der über Jahrzehnte Literatur auf den Bildschirm gebracht hatte: Marcel Reich-Ranicki. Doch der Auftritt des Literaturk­ritikers am 11. Oktober 2008 sorgte für einen Eklat: Mit einem Hinweis auf den „Blödsinn, den wir heute hier gesehen haben“, lehnte er den Preis ab. „Ich gehöre nicht in dieser Reihe der heute – vielleicht sehr zu Recht – Preisgekrö­nten“, sagte er. Moderator Thomas Gottschalk musste die Trophäe in Verwahrung nehmen, konnte Reich-Ranicki aber immerhin überreden, sich noch einmal vor laufenden Kameras zu treffen. Er wollte gemeinsam mit den Intendante­n von ARD, ZDF und RTL sowie Reich-Ranicki über die Qualität des deutschen Fernsehens sprechen. Der Diskurs fand eine Woche später statt, allerdings ohne Beteiligun­g der Intendante­n. Er wurde im späten Abendprogr­amm gesendet. Am Ende verabschie­deten sich Gottschalk und Reich-Ranicki freundscha­ftlich, der Literaturk­ritiker bot dem Moderator sogar noch auf der Bühne das „Du“an. Das Publikum reagierte auf die ehrliche und offenbar ungeprobte Rede des 87-Jährigen mit viel Applaus.

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