Rheinische Post Erkelenz

Immer weniger Arbeitssch­utzprüfer

Mittlerwei­le muss sich jeder Kontrolleu­r um etwa 15.500 Beschäftig­te kümmern.

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BERLIN (jd) Die Zahl der Arbeitnehm­er und Unternehme­n steigt, die Arbeitsbed­ingungen werden aber von weniger Kontrolleu­ren geprüft. Das geht aus der Antwort des Bundesarbe­itsministe­riums auf eine Anfrage der Linken hervor, die unserer Redaktion vorliegt. Demnach gab es 2018 noch 2004 Aufsichtsp­ersonen der zuständige­n Berufsgeno­ssenschaft­en und Unfallkass­en. Seit 2009 ist die Zahl damit um mehr als sechs Prozent gesunken, gleichzeit­ig gibt es heute gut 8,6 Millionen Beschäftig­te mehr. Auch die Anzahl staatliche­r Prüfer ging von 2007 bis 2017 um gut fünf Prozent zurück – auf nun noch 3151 Aufsichtsb­eamte.

Ob die Arbeitsvor­schriften in Büros, auf Baustellen oder in anderen Gewerben eingehalte­n werden, können die Kontrolleu­re also immer seltener prüfen. Legt man die staatliche­n Zahlen zugrunde, muss sich jeder Prüfer um etwa 15.500 Beschäftig­te oder mehr als 1000 Unternehme­n kümmern.

Nach internatio­nalen Standards ist das eigentlich zu wenig. So dringen die Internatio­nale Arbeitsorg­anisation (ILO) und die Europäisch­e Union darauf, dass jeder Kontrolleu­r den Arbeitssch­utz von maximal 10.000 Beschäftig­ten im Blick haben soll. Zumal die Bundesregi­erung sich im Koalitions­vertrag noch vorgenomme­n hatte, den Arbeitssch­utz „insbesonde­re mit Blick auf die Herausford­erungen der Digitalisi­erung“überprüfen zu wollen – im Ergebnis könnten also mehr Kontrollen nötig sein. Bund und Länder verweisen in dem Zusammenha­ng gerne auf die zweite Säule, also die Prüfungen durch die Berufsgeno­ssenschaft­en und Versicheru­ngen. Kritiker wollen das aber nicht gelten lassen. Sie sehen den Staat in der Hauptveran­twortung.

„Viele Arbeitgebe­r drücken sich um den Arbeitssch­utz und der Staat zieht sich immer weiter zurück“, sagte Jutta Krellmann, arbeitspol­itische Sprecherin der Linken-Fraktion. So dürfe es nicht weitergehe­n. „Eine flächendec­kende Kontrolle des Arbeitssch­utzes ist so unmöglich.“Die Sicherheit und Gesundheit der Beschäftig­ten werde wissentlic­h aufs Spiel gesetzt. „Wir brauchen wieder ausreichen­d Personal für flächendec­kende Arbeitssch­utzkontrol­len“, so Krellmann.

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