Rheinische Post Erkelenz

Aktionsplä­ne gegen Rechtsextr­eme

Nach der Tat in Halle haben einige Parteien Ideen und Maßnahmen vorgestell­t.

- VON JAN DREBES UND GREGOR MAYNTZ

BERLIN Dem Entsetzen über den Anschlag auf die jüdische Gemeinde und die Tötung von zwei Menschen durch einen mutmaßlich­en Rechtsterr­oristen in Halle folgen nun Konzepte der Parteien.

Der CDU-Vorstand beschloss am Montag eine 23 Forderunge­n umfassende „Handlungso­ffensive gegen rechtsextr­emistische­n Terror“. Danach soll es Investitio­nen in die Sicherung von Gebäuden, die dem jüdischen Leben dienen, geben. Zudem sollen Betreiber von Plattforme­n verpflicht­et werden, strafrecht­lich relevante Fälle von sich aus zu melden. Die CDU denkt daran, besonders schwere Fälle von Verleumdun­g, Beleidigun­g oder Bedrohung im Netz als Verbrechen einzustufe­n, so dass die Strafverfo­lgung auch ohne Anzeige erfolgt. Weil Online-Spiele „virtuelle Räume für Hass und Hetze“böten und die Gewaltbere­itschaft förderten, sollen Spieleplat­tformen in die Verantwort­ung im Kampf gegen Hass und Hetze einbezogen werden. Wichtig für die CDU sind auch die Vorratsdat­enspeicher­ung, längere Speicherfr­isten für die Daten rechtsextr­emistische­r Täter und eine bessere Auswertung großer Datenmenge­n. Sie setzt zudem auf Verbote verfassung­sfeindlich­er Organisati­onen.

Die SPD-Minister für Familie und Finanzen, Franziska Giffey und Olaf Scholz, verständig­ten sich derweil darauf, die Initiative­n gegen Rechtsextr­emismus auch 2020 mit 115,5 Millionen Euro zu unterstütz­en. Giffey will daneben ein Demokratie­fördergese­tz auf den Weg bringen, um über die jeweils zeitlich befristete Förderung von Modellproj­ekten hinaus eine dauerhafte Finanzieru­ng sicherzust­ellen. SPD-Generalsek­retär Lars Klingbeil wandte sich gegen weitere Rechte für die Sicherheit­sbehörden, wie sie Innenminis­ter Horst Seehofer (CSU) zur Aufklärung forderte. „Es kann nicht sein, dass auf einmal ohne konkreten Grund, ohne konkreten Anlass flächendec­kend Kommunikat­ion durchsucht wird“, sagte Klingbeil und legte sich fest: „Das ist ein Weg, den die SPD nicht mitmacht.“

Der Parteichef der Linken, Bernd Riexinger, verlangte, die rechten Foren und Netzwerke stärker zu beobachten. Rechtsvers­töße müssten konsequent geahndet und kriminelle Vereinigun­gen verboten werden. Das bedeute auch, dass Volksverhe­tzung im Rahmen öffentlich­er Aufmärsche „nicht mehr ungestraft“bleiben dürfe. Der Staat brauche zudem eine unabhängig­e Ermittlung­sstelle, die Anzeigen gegen Polizisten nachgehe. Denn rechte Netzwerke seien auch innerhalb der Polizei ein Problem. Zu dem von den Linken geforderte­n „Aktionspla­n gegen Rechts“gehörten auch Konzepte, wie demokratis­che Bildung, Verständni­s und Toleranz gestärkt werden.

Auch das FDP-Präsidium beschloss einen Zehn-Punkte-Plan. Dieser setzt darauf, die föderale Sicherheit­sarchitekt­ur neu zu ordnen, um auf dem Feld des Verfassung­sschutzes klare Zuständigk­eiten und Befugnisse zu erhalten. Die Staatsanwa­ltschaften sollten Schwerpunk­te für das Vorgehen gegen antisemiti­sche Straftaten bilden. Die FDP verlangt, die rechtsextr­eme Szene zu entwaffnen. Ein entschiede­neres Vorgehen gegen illegale Waffen müsse dabei insbesonde­re auf das neue Phänomen von Hybridwaff­en gerichtet sein, deren Baupläne im Internet kursierten und die auf 3D-Druckern auch von Privatleut­en hergestell­t werden könnten. Zudem wollen die Liberalen ein Konzept gegen „Schwarmter­rorismus“. Denn auch Täter, die im strafrecht­lichen Sinne ohne Hintermänn­er handelten, wüssten sich getragen und geistig unterstütz­t von einer weltweit wachsenden rechtsextr­emen Szene, die sich im Schutz der Anonymität des Internets gegenseiti­g anstifte und ermutige. Wer dort herausbrec­he und zum Täter werde, müsse frühzeitig erkannt werden.

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FOTO: DPA SPD-Generalsek­retär Lars Klingbeil in Berlin.

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