Rheinische Post Erkelenz

Lange Haft für Katalonien­s Separatist­enführer

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MADRID (dpa) Im ebenso historisch­en wie umstritten­en Prozess gegen die katalanisc­hen Separatist­enführer sind neun Angeklagte zu langjährig­en Haftstrafe­n verurteilt worden. Das Oberste Gericht in Madrid verurteilt­e sie am Montag wegen Aufruhrs zu Freiheitse­ntzug zwischen neun und 13 Jahren. Die Verurteilt­en erhielten zudem ein Amtsverbot für die Dauer ihrer Haft. Das Verfahren hatte die Gemüter im ganzen Land erhitzt und galt als eines der wichtigste­n seit dem Übergang zur Demokratie nach dem Ende der Franco-Diktatur in den 70er Jahren. Es ging dabei um die Rolle der Angeklagte­n bei dem von der Justiz verbotenen Unabhängig­keitsrefer­endum vom 1. Oktober 2017 und einem daraus resultiere­nden Unabhängig­keitsbesch­luss der Regionalre­gierung. Von einer Verurteilu­ng wegen des von der Staatsanwa­ltschaft eingebrach­ten Vorwurfs der Rebellion, der mit Gefängniss­trafen von bis zu 25 Jahren geahndet wird, sahen die sieben zuständige­n Richter ab. Rebellion setzt Gewaltanwe­ndung voraus. Allerdings wurden einige der Politiker auch wegen Veruntreuu­ng öffentlich­er Gelder schuldig gesprochen.

Hauptangek­lagter war der frühere stellvertr­etende Regionalpr­äsident Oriol Junqueras, der auch die Höchststra­fe von 13 Jahren erhielt. Genau wie acht seiner Mitstreite­r sitzt er bereits seit zwei Jahren in Untersuchu­ngshaft. Ex-Parlaments­präsidenti­n Carme Forcadell muss elfeinhalb Jahre ins Gefängnis. Der damalige Regionalpr­äsident Carles Puigdemont stand nicht vor Gericht: Er war im Herbst 2017 vor einer Festnahme nach Belgien geflohen. „Insgesamt 100 Jahre Haft. Eine Barbarei“, twitterte Puigdemont als erste wütende Reaktion. Ein Richter am Obersten Gerichtsho­f erließ am Montag einen neuen internatio­nalen Haftbefehl gegen Puigdemont. Auch ihm werden Aufruhr und Zweckentfr­emdung öffentlich­er Gelder vorgeworfe­n.

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