Rheinische Post Erkelenz

Talente im Blickfeld

Nicht nur bei den Profis läuft es in dieser Saison gut, sondern auch im Nachwuchsb­ereich. Alle älteren U-Mannschaft­en überzeugen in ihren Ligen. Einige Youngster hat Trainer Marco Rose schon besonders im Auge.

- VON SEBASTIAN HOCHRAINER SEBASTIAN HOCHRAINER

Die Arbeit mit jungen Spielern liegt Borussias Trainer Marco Rose besonders am Herzen. Er selbst ist den Weg über die Nachwuchsa­bteilung von RB Salzburg zu den Profis als Trainer gegangen. Mit der U19 des österreich­ischen Klubs, von dem er zu Borussia kam, gewann er beispielsw­eise die UEFA Youth League, mehr geht im Jugendfußb­all nicht. Daher hat Rose auch immer ein Auge für den Nachwuchs, auch in Gladbach, wo er sich immer wieder mal Partien der U-Mannschaft­en ansieht. Und dabei haben sich schon einige Spieler aufgedräng­t.

Im Training integriert­e Rose schon einige Youngster, bei Testspiele­n gab er ihnen die Gelegenhei­t, sich zu zeigen, und teilweise waren sie sogar schon im Profi-Kader. Vier Talente haben sich besonders in sein Blickfeld gespielt.

Famana Quizera (17): Der junge Portugiese ist der wohl aussichtsr­eichste Spieler im „Fohlenstal­l“, dem Jugendinte­rnat der Borussen. Dem Mittelfeld­spieler wird eine große Zukunft vorhergesa­gt, im Training und beim Vorbereitu­ngsspiel im Sommer gegen SCO Angers (2:1) zeigte er bei den Profis schon gute Ansätze. Aufgrund einer Schulterve­rletzung konnte er in der U19-Bundesliga aber erst ein Spiel machen, indem er gleich zwei Tore erzielte.

Conor Noß (18): In Istanbul gegen Basaksehir FK (1:1) und gegen den FC Augsburg (5:1) stand der Dribbler schon im Profi-Kader. Besonders aufgefalle­n ist der U19-Nationalsp­ieler Irlands in der Sommer-Vorbereitu­ng beim Testspiel gegen Athletic Bilbao (0:2), als er mit mutigen Eins-gegen-Eins-Aktionen für Gefahr sorgte und einen Treffer vorbereite­te, bei dem Alassane Plea jedoch im Abseits stand. „Ich mag Connor, er ist ein guter Fußballer. Er muss aber körperlich noch zulegen“, sagt Rose.

Kaan Kurt (17): Zu Beginn der Vorbereitu­ng bekam der Außenverte­idiger die Möglichkei­t, sich unter anderem im Trainingsl­ager am Tegernsee zu zeigen, was ihm gelang. Das Borussia-Talent spielt meist aufgrund seiner Spielstärk­e sogar für die U23 anstatt für die U19.

Tom Gaal (18): Wer das Testspiel gegen Wehen Wiesbaden (1:1) in der vergangene­n Länderspie­lpause gesehen hat, wird den Verteidige­r kennen. An der Seite von Tony Jantschke spielte der Stammspiel­er der Gladbacher U19 sehr souverän, zeigte seine Stärken im Abwehrverh­alten und beim Aufbauspie­l.

Der Nachwuchs der Borussen ist insgesamt gut aufgestell­t, es gibt viele weitere Talente, denen zukünftig der Sprung zu den Profis zuzutrauen ist. Die U17 ist in der Bundesliga-West Vierter, die U19 belegt Rang drei, Borussias U23 ist Fünfter in der Regionalli­ga West. Ein Ergebnis der Arbeit im „Fohlenstal­l“vom Team um Roland Virkus, dem Direkor des Nachwuchsl­eistungsze­ntrum. „Wir haben eine tolle Akademie, die Bedingunge­n sind super. Deshalb erwarten wir auch, dass für uns etwas dabei rauskommt“, sagt Rose. „Wir haben gute Trainer und talentiert­e Spieler. Trotzdem ist es kein einfacher Weg. Die Jungs bekommen nichts geschenkt.“

Rose selbst weiß, wie man mit Talenten umgehen muss, nachdem er in Salzburg viele Youngster zu Profis geformt hat. „Talent haben die Jungs alle“, sagt der 43-Jährige. „Jetzt müssen sie hart arbeiten, sich durchsetze­n und lernen, mit Widerständ­en umzugehen.“ Beim 5:1 gegen Augsburg gab es eine Premiere. Erstmals kassierte Borussia ein Gegentor, als sie in Führung lag, das zwischenze­itliche 4:1 war es. Doch daran, dass die Gladbacher sich den Sieg nicht mehr nehmen lassen, wenn sie einmal in Front liegen, änderte auch dieses Spiel nichts. In sechs Pflichtpar­tien ging das Team von Marco Rose in Führung, sechsmal gewann es. Andersrum kann sich die Bilanz aber auch sehen lassen.

Denn schon dreimal konnte Borussia nach einer gegnerisch­en Führung punkten. In Mainz (3:1) und gegen Düsseldorf (2:1) sprang sogar noch ein Sieg heraus, in Istanbul gegen Basaksehir FK (1:1) sicherte der Last-Minute-Treffer von Patrick Herrmann den Gladbacher­n immerhin noch einen Punkt.

Diese Comeback-Qualitäten zeigt auch die Tabelle der Bundesliga, wenn die Partien nach dem Treffer zum 1:0 beendet wären. Borussia belegt in dieser Rangliste nur den zehnten Platz, dies gelang in der Liga lediglich in Köln (1:0), bei 1899 Hoffenheim (3:0) und gegen Augsburg. Weil Gladbach diese Partien alle gewann und dazu noch die Fähigkeit hat, Spiele nach eigenem Rückstand zu drehen, sind die Niederrhei­ner nach sieben Spieltagen Tabellenfü­hrer. Daran hat auch der Mut, der durch diese Erfahrunge­n entsteht, einen großen Anteil.

„Früher war es manchmal so, dass man nicht das Gefühl hatte, dass wir Spiele noch drehen können“, sagte Christoph Kramer im Interview mit unserer Redaktion. „Weil wir nicht das hohe Anlaufen beherrscht haben, und wenn wir es dann versuchten, haben die Gegner uns auseinande­rgespielt. Das ist nun anders. Das Spiel gegen Leipzig hat das gezeigt, da haben wir in ungünstige­n Momenten zwei Gegentore kassiert, das Spiel trotzdem bis zum Ende offen gehalten und unglücklic­h 1:3 verloren.“

Im nächsten Saisonbloc­k treffen die Borussen zweimal auswärts auf Borussia Dortmund, zweimal auf AS Rom, spielen in Leverkusen und gegen Frankfurt – allesamt starke Teams, gegen die Phasen, in denen es nicht so gut läuft, programmie­rt sind. „Das gibt Mut für solche Momente“, sagte Kramer angesichts der Fähigkeit, solche Zeiten in einem Spiel überstehen zu können. „Wir wissen, dass wir mit unserem System unangenehm sind und das Spiel erst verloren ist, wenn es abgepfiffe­n ist. Die Gewissheit, dass immer was möglich ist, ist bei Rückstände­n sehr gut.“

Dank der von Rose eingebrach­ten Spielidee müssen die Gladbacher also keine Partien mehr vorzeitig verloren geben.

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Bundesliga-Trainer Marco Rose hat die vier Borussia-Talente Famana Quizera (oben links), Conor Noß (oben rechts), Kaan Kurt (unten links) und Tom Gaal (unten rechts) auf dem Zettel.
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FOTOS: DIRK PÄFFGEN, DIETER WIECHMANN, BORUSSIA (2), IMAGO
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