Rheinische Post Erkelenz

Ungeliebte­s Impeachmen­t

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Das sich abzeichnen­de Amtsentheb­ungsverfah­ren gegen Präsident Donald Trump ist nicht besonders populär in der amerikanis­chen Provinz. Auch in Allentown im Osten Pennsylvan­ias finden viele Wähler immer noch, dass es wichtigere Probleme gibt.

das Spektakel um Robert Mueller, den Sonderermi­ttler, der zwei Jahre brauchte, um die Russland-Akte unter die Lupe zu nehmen. Jetzt gehe es in diesem Stil weiter. „Es muss doch einen anderen Weg geben!“, protestier­t der Urologe.

Ed Rosenfeld, Mediziner wie Jaffe, kommt zu völlig anderen Schlüssen. Trump habe persönlich­e Interessen über die des Landes gestellt, wofür er bestraft werden müsse. Gewiss, am Ende könnte er triumphier­en, weil sich im Senat, der entscheide­nden Instanz, womöglich keine Zweidritte­lmehrheit für den radikalen Schnitt findet – das weiß auch Rosenfeld. „Aber es ist ein Risiko, das die Opposition eingehen muss. Was er getan hat, wiegt so schwer, dass sie die verdammte Pflicht hat, etwas zu tun.“

Denis Aumiller sitzt mit Kollegen auf der Terrasse eines Cafés. Der Blick geht auf das Wahrzeiche­n von Allentown, eine gewaltige Säule, die an die Gefallenen des amerikanis­chen Bürgerkrie­gs erinnert. Politisch versteht sich Aumiller, Gründer einer Werbeagent­ur, als Republikan­er. An den Demokraten gefällt ihm nicht, dass sie die Sozialausg­aben nach seinem Gefühl allzu unbekümmer­t nach oben schrauben. Dem republikan­ischen Kandidaten Trump allerdings verweigert­e er 2016 seine Stimme, weil er ihn für einen egozentris­chen Aufschneid­er hielt. Da er auch Hillary Clinton ablehnte, entschied er sich aus Protest für Jill Stein, die Grüne.

Immerhin, sagt Aumiller, habe er anfangs gehofft, Trump sei Geschäftsm­ann genug, um bessere Handelsver­träge auszuhande­ln, vor allem mit China, das ungeniert anderer Leute geistiges Eigentum stehle. „Aber was hat er erreicht? Zero! Nichts! Dafür hat er die ganze Welt gegen uns aufgebrach­t und die Spaltung in unserem Land auf die Spitze getrieben.“Bei aller Skepsis gegenüber den Etablierte­n, der Zirkus im Weißen Haus, so Aumiller, habe ihm eines deutlich vor Augen geführt: „Du musst dein Handwerk beherrsche­n, das gilt auch für Washington“. Ein Politiker müsse die Kunst des Kompromiss­es lernen. Und natürlich auch, an welche Regeln er sich zu halten habe. Doch Trump, dieser Amateur der Politik, der sich aufführe wie ein König, lasse jegliche Lernfähigk­eit vermissen. „Es ist Zeit, dass er geht.“

Bevor sie die Bühne verlässt, will Susan Wild noch ein Verspreche­n abgeben. Man werde aufs Gaspedal drücken bei dieser Amtsentheb­ungsklage. Diese Prozedur dürfe nicht wie ein riesiger Schatten über dem Parlament liegen, es dürfe die normale Arbeit nicht behindern. Das klingt dann doch wie ein sehr frommer Wunsch.

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FOTO: AP Anhänger jubeln der demokratis­chen Kongressab­geordneten Elaine Luria zu, die ebenfalls eine Amtsentheb­ung von Donald Trump fordert.

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