Rheinische Post Erkelenz

„Wir werden jünger und weiblicher“

Die Chefin der CSU-Frauen-Union zur Quotendeba­tte und zu den Zielen der Partei.

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MÜNCHEN (may-) Vor dem CSU-Parteitag am Wochenende in München wächst der Widerstand gegen eine Ausweitung der Frauenquot­e, wie sie im Leitantrag steht. Über die Quote und die mangelnde Präsenz von Frauen in Partei und Gremien sprachen wir mit der Chefin der CSU-Frauen-Union, Ulrike Scharf.

Frau Scharf, die CSU sollte jünger, moderner, weiblicher werden. Klappt das?

SCHARF Davon bin ich überzeugt. Wir haben vieles auf den Prüfstand gestellt und intensiv darum gerungen, wie wir junge Leute, wie wir Frauen besser an die CSU binden. Wir werden moderner, digitaler, jünger und weiblicher.

Weil Mitglieder der Frauen-Union nun auch in die CSU sollen? SCHARF Wir brauchen mehr weibliche Mitglieder in der CSU und müssen aus dem Schatz der Frauen-Union schöpfen. Auf unserer Landesvers­ammlung haben wir einen Leitantrag verabschie­det, der eine Doppelmitg­liedschaft vorsieht. Das bedeutet, dass neue Mitglieder der Frauen-Union zukünftig automatisc­h auch Mitglieder in der CSU sind. Bestandsmi­tglieder der Frauen-Union werden mit einem attraktive­n Willkommen­spaket und einer Probemitgl­iedschaft an die CSU herangefüh­rt.

Ist damit die Quotendeba­tte innerhalb der CSU abgeräumt? SCHARF Die Quote bleibt als Instrument wichtig, um die Frauen in der CSU sichtbarer zu machen. Bisher sind die Vorstände auf Bezirks- und Landeseben­e mit 40 Prozent Frauen besetzt. Der konsequent­e nächste Schritt ist, die Quote auf Kreisvorst­ände auszudehne­n. Hinzu kommt, dass auf allen drei Ebenen in den engeren Vorständen Parität herrschen muss: 50 Prozent Frauen, 50 Prozent Männer. Das ist ein starkes Signal für Frauen.

Bei der CSU im Bundestag ist das Verhältnis Mann/Frau 38:8, bei den Arbeitsgru­ppenchefs 7:1, im Vorstand 4:1 und bei Ministern 3:0. SCHARF Damit können wir überhaupt nicht zufrieden sein. Das bildet unsere Gesellscha­ft nicht richtig ab. Sowohl im Bundestag als auch im Landtag ist der Anteil der CSU-Frauen der schlechtes­te seit 20 Jahren. Wir müssen an der Basis beginnen. Wir müssen die Frauen sehr viel mehr befähigen und begleiten, damit sie Kandidatur­en annehmen. Ein gutes Beispiel hierfür ist das erfolgreic­he Mentoring-Programm der Frauen-Union Bayern. Mein Direktmand­at habe ich mir damals auch hart in einer Kampfkandi­datur erarbeitet. Das erfordert Mut und eine klare Strategie.

Wie wollen Sie sicherstel­len, dass der Frauenante­il bei der CSU im Bundestag 2021 steigt?

SCHARF Wir sind uns einig: Mehr Frauen in der CSU – eine stärkere weibliche Mitglieder­basis ist die Voraussetz­ung für mehr Frauen in den Parlamente­n und Rathäusern.

Bleibt die Parität an der CSU-Spitze Ziel?

SCHARF So ist es im Leitantrag für den Parteitag formuliert. Wir wollen eine gleiche Teilhabe von Frauen und Männern in unserer Partei verwirklic­hen. Zukünftig gilt dies als Zielbestim­mung in der CSU. Damit stellen wir klar, dass eine gleiche Berücksich­tigung von Frauen und Männern Ziel unserer Partei ist.

Wird es dann irgendwann Zeit für eine Frau an der CSU-Spitze? SCHARF Die Frage stellt sich im Moment nicht. Wir schaffen jetzt die Voraussetz­ungen, dass mehr Frauen sich engagieren und Verantwort­ung übernehmen können. Natürlich muss für die Vereinbark­eit von Familie, Beruf und politische­m Engagement gesorgt werden.

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FOTO: DPA Scharf (51) ist seit September Landesvors­itzende der Frauen-Union.

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