Bayer erwartet kräftigen Anstieg der Glyphosat-Klagen
LEVERKUSEN Ministerpräsident Armin Laschet macht sich Sorgen um Bayer. Dass über das Schicksal eines NRW-Konzerns in US-Gerichtssälen mitentschieden werden, sehe er mit Sorge, sagte Laschet vor acht Tagen bei einer Preisverleihung in Düsseldorf. In den USA hatten bis Juli 18.400 Bürger den Konzern wegen Glyphosat verklagt, sie machen Monsantos Unkrautvernichter verantwortlich für ihre Krebserkrankung. Und die Klagewelle reißt nicht ab: „ Angesichts der erheblichen Intensivierung der Werbemaßnahmen durch die Klägerseite erwarten wir, dass die Zahl der Kläger im Verlauf des dritten Quartals signifikant gestiegen ist“, erklärte am Mittwoch ein Bayer-Sprecher. Am 30. Oktober will Bayer zum Quartalsbericht auch eine aktuelle Kläger-Zahl nennen.
Der Konzern betont, dass es nach der Benennung von Kenneth Feinberg als Mediator zu einer „exponentiellen Steigerung der Werbemaßnahmen“gekommen sei. Damit versuchten Anwälte, die Zahl der Kläger im Zusammenhang mit dem Mediationsverfahren so schnell wie möglich zu erhöhen, so Bayer. Das soll den Druck in Richtung eines milliardenschweren Vergleichs erhöhen. Bayer betonte zugleich: „Die Zahl der Kläger sagt nichts über die Begründetheit der Ansprüche aus.“An der Börse geriet die Bayer-Aktie kurz unter Druck, sie verlor 1,2 Prozent, um sich auf gut 66 Euro zu erholen. Von einstigen 140 Euro ist sie dennoch weit entfernt.
Auf Mediator Feinberg ruhen viele Hoffnungen. Der Staranwalt, der auch die Entschädigung für Opfer der Anschläge vom 11. September oder der Ölkatastrophe Deepwater Horizon organisierte, verhandelt derzeit mit beiden Seiten. Mit Blick darauf war der Start eines vierten Prozesses verschoben werden. Drei Prozesse (Johnson, Hardeman, Pilliod) hat Bayer in der ersten Instanz verloren. Am 15. Oktober sollte die Klage Winston in St. Louis verhandelt werden. „Die Parteien werden mit dem Gericht daran arbeiten, einen neuen Termin zu bestimmen“, so Bayer. Für den Rest des Jahres seien keine weiteren Verhandlungstermine angesetzt, so der Konzern. Man konzentriere sich auf die Berufung in den ersten drei Fällen.