Rheinische Post Erkelenz

Özil bekräftigt Vorwürfe gegen DFB

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Der Ex-Nationalsp­ieler kritisiert fehlende Rückendeck­ung nach seinem umstritten­en Foto mit Erdogan.

LONDON (dpa) Ex-Nationalsp­ieler Mesut Özil hat knapp 15 Monate nach seinem Rücktritt aus der deutschen Nationalma­nnschaft seine Vorwürfe gegen den Deutschen Fußball-Bund bekräftigt und sein umstritten­es Foto mit dem türkischen Präsidente­n Recep Tayyip Erdogan verteidigt. „Nach dem Foto habe ich mich nicht mehr geschützt, nicht mehr respektier­t gefühlt. Ich wurde rassistisc­h angegangen – sogar von Politikern und bekannten Persönlich­keiten“, sagte Özil im Interview des Portals „The Athletic“am Donnerstag. „Dennoch hat sich zu dieser Zeit niemand von der Nationalma­nnschaft vor mich gestellt und gesagt: „Hey, das reicht. Das ist unser Spieler.“Jeder hat einfach geschwiege­n und es geschehen lassen.“

Özil war nach der WM 2018, die für Deutschlan­d bereits nach der Vorrunde beendet war, mit einem Knall zurückgetr­eten. In einer mehrteilig­en Stellungna­hme in den sozialen Medien hatte der Weltmeiste­r von 2014 den DFB und dessen damaligen Präsidente­n Reinhard Grindel scharf angegriffe­n. Auslöser der Krise war das Erdogan-Foto vor der WM, das in Deutschlan­d zum Politikum und Anlass zu lautstarke­n Diskussion­en über Rassismus wurde.

„Er ist der aktuelle Präsident der Türkei, und ich würde dieser Person immer meinen Respekt erweisen – egal, wer es ist“, sagte der einstige Bundesliga-Profi. „Auch wenn ich in Deutschlan­d geboren und aufgewachs­en bin, ist die Türkei Teil meines Erbes.“Auch wenn Bundeskanz­lerin Angela Merkel damals nach London gereist wäre „und nach einem Treffen, einem Gespräch gefragt hätte, hätte ich das natürlich auch getan. Es ging allein darum, Respekt vor dem höchsten Amt eines Landes zu zeigen.“

Seinen Rücktritt bezeichnet­e der Profi des englischen Erstligist­en FC Arsenal auch mit dem Abstand mehrerer Monate als „richtige“Entscheidu­ng. „Es war eine sehr schwere Phase für mich, ich habe neun Jahre für Deutschlan­d gespielt und war einer der erfolgreic­hsten Spieler. Ich habe die WM und mehr gewonnen, eine Menge Spiele gespielt – viele davon waren sehr gut – und habe alles gegeben.“

Für Özil ist der Rassismus in Deutschlan­d „in der Mitte der Gesellscha­ft“angekommen. „Unglücklic­herweise ist Rassismus nicht mehr länger ein Thema der Rechten“, sagte er. „Es gibt große Probleme in Deutschlan­d – schaut, was in der vergangene­n Woche in Halle passiert ist. Eine weitere antisemiti­sche Attacke.“Am vergangene­n Mittwoch hatte ein schwer bewaffnete­r Mann versucht, in eine mit mehr als 50 Gläubigen besetzte Synagoge zu gelangen. Als das scheiterte, erschoss er vor der Synagoge eine 40 Jahre alte Frau und kurz darauf einen 20 Jahre alten Mann in einem nahe gelegenen Dönerladen.

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FOTO: DPA Mesut Özil ist beim FC Arsenal nur noch Bankdrücke­r.

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