Wie man sich einen Helden töpfert
Spider Man, Spongebob Schwammkopf, Pipi Langstrumpf. Beim Töpfer-Workshop im ZaK haben acht Kinder in dieser Woche ihren persönlichen Helden aus Ton hergestellt – und überlegt: Was macht einen Helden überhaupt aus?
ERKELENZ „Das sieht ja schon richtig gut aus bei dir“, sagt Marion Scheidtweiler und deutet auf die Töpferei der elfjährigen Angelina. „Geh am besten an der Stelle hier nochmal mit einem nassen Pinsel entlang – für die Details.“Angelina nimmt den Pinsel langsam in die rechte Hand und versucht, das eben Gezeigte an ihrem Töpferwerk umzusetzen.
Für die acht Kinder, die im Jugendzentrum ZaK am Töpfer-Workshop von Keramikkünstlerin Marion Scheidtweiler teilnehmen, dreht sich diese Woche alles um das Thema Helden: „Wir haben mit Brainstorming begonnen. Was ist überhaupt ein Held? Welche Eigenschaften muss er besitzen und haben die Kinder schon mal selbst heldenhaft gehandelt?“, erklärt Scheidtweiler. Dabei dürfen die Kinder ruhig an Charaktere aus Comics, Computerspielen oder Fernsehserien denken. Angelina hat sich für das hundeähnliche Pokemon Evoli entschieden, dem sie mit dem nassen Pinsel und einer kleinen, spitzen Platte letzte Details wie Augen und Schraffierungen am Schwanz verpasst. „Evoli ist mein Lieblingspokemon. Ich spiele mit meinem Onkel oft Pokemon Go, und da habe ich Evoli schon ganz oft gefangen“, erklärt Angelina ihre Heldenwahl.
Direkt neben Angelina kämpft Stars (12) mit seinem Töpferkunstwerk. Er möchte den Marvel-Superhelden Spider Man erschaffen, hat aber Probleme, den Oberkörper zu formen. „Schau mal Marion, hier ist ein Buckel entstanden. Was mach ich denn jetzt?“, fragt er und ruft die Leiterin des Workshops zu sich. Die inspiziert die Rohfassung des Helden einen Moment und pinselt kurzerhand mit frischem Ton darüber: „Daraus machen wir am Ende seine Muckis“, sagt sie schmunzelnd und geht gleich weiter, um dem nächsten Kind zu helfen.
Von 14 bis 17 Uhr findet der Kurs an fünf Tagen in dieser Woche statt. Stressige drei Stunden für die Künstlerin, die am liebsten allen acht Kindern gleichzeitig helfen würde. „Passt auf, dass ihr den Ton nicht zu dünn ausrollt. Ansonsten kann man ihn später nicht mehr so gut verwenden“, ruft sie dem Kurs entgegen. „Und ganz wichtig ist, dass beim Ausrollen keine Luft in den Ton kommt.“Der Hinweis richtet sich in dieser Situation ganz besonders an Nico, der deshalb mit Nachdruck erklärt bekommt, wie genau er mit dem Ton umgehen soll. Da sein Ton-Held Spongebob Schwammkopf bereits im Nebenraum trocknet, versucht sich der Elfjährige an der zweiten Aufgabe: eine eigene Schüssel. Doch den dafür benötigten Tonblock rollt er zunächst umständlich und mit der falschen Herangehensweise aus. Erst nach den Tipps der Kursleiterin hat er den Dreh raus und bekommt seine Schüssel geformt.
Während die Kinder noch fleißig über ihren Töpferstationen hängen und von Marion Scheidtweiler immer wieder wertvolle Tipps zum richtigen Formen erhalten, sortiert ZaK-Jugendmitarbeiterin Gabi Lanze im Nebenraum die bereits fertigen Kunstwerke. Neben Spongebob Schwammkopf stehen dort mit Patrick Star und Mr. Crabs weitere Charaktere der beliebten Kindersendung. Aber auch ältere Kinderhelden wie Pipi Langstrumpf sind bereits fertiggestellt. „Das Trocknen dauert wohl noch bis zum Ende der Woche“, weiß Gabi Lanze. „Dann kommen die Töpfereien in den Ofen und werden anschließend noch glasiert.“Dafür werden die jungen Kursteilenehmer nach der Workshop-Woche noch einmal in die Werkstatt des ZaK kommen. „Das wird nochmal spannend, die Helden werden dann nämlich noch richtig bunt“, ergänzt die Jugendarbeiterin. So hat am Ende jedes Kind seinen ganz persönlichen, bunten Helden aus Ton zu Hause im Kinderzimmer stehen.