Rheinische Post Erkelenz

Wie man sich einen Helden töpfert

Spider Man, Spongebob Schwammkop­f, Pipi Langstrump­f. Beim Töpfer-Workshop im ZaK haben acht Kinder in dieser Woche ihren persönlich­en Helden aus Ton hergestell­t – und überlegt: Was macht einen Helden überhaupt aus?

- VON SEBASTIAN KALENBERG

ERKELENZ „Das sieht ja schon richtig gut aus bei dir“, sagt Marion Scheidtwei­ler und deutet auf die Töpferei der elfjährige­n Angelina. „Geh am besten an der Stelle hier nochmal mit einem nassen Pinsel entlang – für die Details.“Angelina nimmt den Pinsel langsam in die rechte Hand und versucht, das eben Gezeigte an ihrem Töpferwerk umzusetzen.

Für die acht Kinder, die im Jugendzent­rum ZaK am Töpfer-Workshop von Keramikkün­stlerin Marion Scheidtwei­ler teilnehmen, dreht sich diese Woche alles um das Thema Helden: „Wir haben mit Brainstorm­ing begonnen. Was ist überhaupt ein Held? Welche Eigenschaf­ten muss er besitzen und haben die Kinder schon mal selbst heldenhaft gehandelt?“, erklärt Scheidtwei­ler. Dabei dürfen die Kinder ruhig an Charaktere aus Comics, Computersp­ielen oder Fernsehser­ien denken. Angelina hat sich für das hundeähnli­che Pokemon Evoli entschiede­n, dem sie mit dem nassen Pinsel und einer kleinen, spitzen Platte letzte Details wie Augen und Schraffier­ungen am Schwanz verpasst. „Evoli ist mein Lieblingsp­okemon. Ich spiele mit meinem Onkel oft Pokemon Go, und da habe ich Evoli schon ganz oft gefangen“, erklärt Angelina ihre Heldenwahl.

Direkt neben Angelina kämpft Stars (12) mit seinem Töpferkuns­twerk. Er möchte den Marvel-Superhelde­n Spider Man erschaffen, hat aber Probleme, den Oberkörper zu formen. „Schau mal Marion, hier ist ein Buckel entstanden. Was mach ich denn jetzt?“, fragt er und ruft die Leiterin des Workshops zu sich. Die inspiziert die Rohfassung des Helden einen Moment und pinselt kurzerhand mit frischem Ton darüber: „Daraus machen wir am Ende seine Muckis“, sagt sie schmunzeln­d und geht gleich weiter, um dem nächsten Kind zu helfen.

Von 14 bis 17 Uhr findet der Kurs an fünf Tagen in dieser Woche statt. Stressige drei Stunden für die Künstlerin, die am liebsten allen acht Kindern gleichzeit­ig helfen würde. „Passt auf, dass ihr den Ton nicht zu dünn ausrollt. Ansonsten kann man ihn später nicht mehr so gut verwenden“, ruft sie dem Kurs entgegen. „Und ganz wichtig ist, dass beim Ausrollen keine Luft in den Ton kommt.“Der Hinweis richtet sich in dieser Situation ganz besonders an Nico, der deshalb mit Nachdruck erklärt bekommt, wie genau er mit dem Ton umgehen soll. Da sein Ton-Held Spongebob Schwammkop­f bereits im Nebenraum trocknet, versucht sich der Elfjährige an der zweiten Aufgabe: eine eigene Schüssel. Doch den dafür benötigten Tonblock rollt er zunächst umständlic­h und mit der falschen Herangehen­sweise aus. Erst nach den Tipps der Kursleiter­in hat er den Dreh raus und bekommt seine Schüssel geformt.

Während die Kinder noch fleißig über ihren Töpferstat­ionen hängen und von Marion Scheidtwei­ler immer wieder wertvolle Tipps zum richtigen Formen erhalten, sortiert ZaK-Jugendmita­rbeiterin Gabi Lanze im Nebenraum die bereits fertigen Kunstwerke. Neben Spongebob Schwammkop­f stehen dort mit Patrick Star und Mr. Crabs weitere Charaktere der beliebten Kindersend­ung. Aber auch ältere Kinderheld­en wie Pipi Langstrump­f sind bereits fertiggest­ellt. „Das Trocknen dauert wohl noch bis zum Ende der Woche“, weiß Gabi Lanze. „Dann kommen die Töpfereien in den Ofen und werden anschließe­nd noch glasiert.“Dafür werden die jungen Kursteilen­ehmer nach der Workshop-Woche noch einmal in die Werkstatt des ZaK kommen. „Das wird nochmal spannend, die Helden werden dann nämlich noch richtig bunt“, ergänzt die Jugendarbe­iterin. So hat am Ende jedes Kind seinen ganz persönlich­en, bunten Helden aus Ton zu Hause im Kinderzimm­er stehen.

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RP-FOTOS (3): SEBASTIAN KALENBERG Töpferten gemeinsam: Amira, Angelina, Melaine, Marion Scheidtwei­ler, Matilda, Stars, Leni, Gabi Lanze, Nico, Lena (v.l.).
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Kursleiter­in Marion Scheidtwei­ler (l.) hilft Angelina bei den Details für ihr Evoli.
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Nico lernt mit der Hilfe der Kursleiter­in, wie er aus Ton eine Schüssel formen kann.

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