Rheinische Post Erkelenz

Schmerzhaf­ter Abgang mit großem Nutzen

Thorgan Hazard wechselte im Sommer zum BVB. Er war Borussias bester Scorer, den Transferer­lös hat Max Eberl aber gut reinvestie­rt.

- VON SEBASTIAN HOCHRAINER

Fünf Jahre lang spielte Thorgan Hazard für Gladbach, als Borusse erzielte er in 182 Pflichtspi­elen 46 Tore und bereitete 44 Treffer vor. In dieser Zeit entwickelt­e sich der Belgier immer mehr zum Leistungst­räger, in der vergangene­n Saison kam dann sein großer Durchbruch, als er mit seinen Toren und Vorlagen entscheide­nd dazu beitrug, dass Borussia in der Rückrunde sogar Zweiter war. Doch dann wurden nicht mehr seine Scorerpunk­te zum großen Thema, sondern seine Wechselged­anken, die einherging­en mit einem Leistungsa­bfall.

Schließlic­h kam es zum Transfer, Hazard wechselte im Sommer für eine Grundablös­e von 25,5 Millionen Euro zum BVB. Am Wochenende kommt es zum ersten Aufeinande­rtreffen des 26-Jährigen mit seinem Ex-Klub in seiner neuen Heimat in Dortmund.

In die ist er gegangen, so sagte er wenig später, um Titel zu gewinnen. Ein Blick auf die Tabelle lädt da zum Schmunzeln ein, liegt die Gladbacher Borussia doch an der Ligaspitze, die Dortmunder Borussia dagegen nur auf Platz acht. Doch das ist nicht der Hauptgrund, warum man sagen kann, dass die Niederrhei­ner bislang der Gewinner dieses Transfers sind.

Sportdirek­tor Max Eberl hat es offenbar erneut geschafft, die generierte Ablösesumm­e für seine Investitio­nen so zu nutzen, dass das Team besser geworden ist. Mit Stefan Lainer (zwölf Millionen Euro), Breel Embolo (zehn Millionen Euro), Marcus Thuram (neun Millionen Euro) und Ramy Bensebaini (neun Millionen) holte er vier Spieler, die der Einführung des Spielstils von Marco Rose sehr geholfen haben, und die der 46-Jährige zum größten Teil aus den Einnahmen aus dem Hazard-Deal bezahlen konnte. „Wir haben uns einige Dinge vorgestell­t und 16 Punkte zeigen Schwarz auf Weiß, dass wir auf einem guten Weg sind, und da haben die neuen Spieler ihren Beitrag zu geleistet“, sagt Eberl. „Sie haben sich gut eingelebt und adaptiert. Wir haben eine gute Mannschaft geformt, mit der wir unsere Ziele erreichen können.“

Borussia hat mit dem Verlust von einem ihrer besten Einzelkönn­er einen Gewinn für die Mannschaft erzielt. Das Ergebnis ist aktuell eindrucksv­oll in der Bundesliga-Tabelle abzulesen, auch wenn die Gladbacher betonen, dies sei nicht mehr als eine „wunderschö­ne Momentaufn­ahme“.

In Dortmund wünscht man sich, dass die eigene Situation auch eine solche ist. Nicht nur Hazard, sondern der gesamte Klub, hat die Meistersch­aft zum Ziel ausgerufen, doch gerade in den vergangene­n drei Spielen, als der BVB jeweils eine Führung kurz vor Schluss verspielt hat und schließlic­h 2:2 spielte gegen Frankfurt, Bremen und Freiburg, hat die Mannschaft vom Gladbacher Ex-Trainer Lucien Favre an Boden verloren.

Hazard konnte in diesen drei Partien jeweils ein Tor vorbereite­n, vier Assists hat er insgesamt auf dem Konto nach neun Pflichtspi­eleinsätze­n für den BVB. Besonders auffällig ist er bei seinem neuen Klub noch nicht gewesen. Gegen seine Ex-Borussia wird er alles daran legen, dies zu ändern, bestenfall­s sein erstes Tor zu schießen.

Gespannt wird es zu sehen, wie er einen solchen Treffer zelebriere­n würde. Das Verhältnis zwischen den Gladbacher Fans und Hazard war am Ende zerbrochen, bei seiner Auswechslu­ng in seinem letzten Spiel für die Fohlenelf wurde er ausgepfiff­en – auch noch gegen seinen neuen Verein. Auch am Samstag könnte es Pfiffe von den aus Mönchengla­dbach mitgereist­en Fans geben. Doch das Wichtigste für sie dürfte sein: Ihre Borussia hat, wenn es so weitergeht, aus dem schmerzhaf­ten Abgang des Belgiers einen großen Nutzen ziehen können. Wie viele Fans sind da?

Das Dortmunder Stadion ist mit 81.365 Zuschauern ausverkauf­t, unter ihnen werden etwa 8.000 Gladbach-Fans dabei sein.

Wie ist der Gegner drauf?

In der Bundesliga hat der BVB dreimal in Folge kurz vor Schluss einen Vorsprung verspielt und 2:2 gespielt. So rutschte das Team auf Platz acht ab, was deutlich unter den eigenen Ansprüchen der Dortmunder, die Meister werden wollen, liegt. Gegen den BVB scheint immer etwas zu gehen.

Wer fehlt bei Dortmund?

Lukasz Piszczek fällt aufgrund eines Faserrisse­s aus, Paco Alcacers Einsatz steht auf der Kippe. Ex-Gladbacher Nico Schulz könnte nach einer Verletzung wieder im Kader stehen. Wie spielt der BVB?

Lucien Favre stellt seine Mannschaft wie gewohnt wohl in einem 4-2-3-1-System auf. Aufstellun­g: Bürki – Hakimi, Akanji, Hummels, Guerreiro – Witsel, Delaney – Sancho, Reus, Hazard – Alcacer (Götze). Auf wen muss Borussia achten? Jadon Sancho ist gemeinsam mit Alassane Plea zweitbeste­r Scorer der Liga. Stark in Form sind Axel Witsel und Achraf Hakimi. Traditione­ll trumpft Marco Reus gegen Gladbach auf, er schoss in elf Partien neun Tore gegen seinen Ex-Klub.

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