Rheinische Post Erkelenz

Beim Videospiel­en in Bewegung bleiben

Kai Kyas hat eine virtuelle Spielewelt erschaffen. Gemeinsam mit Jugendlich­en entwickelt er derzeit in einem Workshop eine digitale Stadtrally­e.

- VON MARC LATSCH

MÖNCHENGLA­DBACH Wer sich vor der Spielekons­ole ausruhen möchte, der ist bei Kai Kyas falsch. Der Medienpäda­goge modelliert Videospiel­e so um, dass sie zum Sport werden. Gemeinsame Bewegung statt Rumsitzen auf der Couch.

Die Idee dazu kam Kyas bei seiner Arbeit mit adipösen, geistig behinderte­n und aggressive­n Kindern. „Die konnten nicht einfach raus, um ihren Bewegungsd­rang zu befriedige­n“, sagt er. Zuerst wollte er sie für die „Wii“begeistern, eine Spielekons­ole bei der Bewegung ebenfalls eine Rolle spielt. Doch vielen Jugendlich­en sei das zu kindisch gewesen. Sie spielten lieber Rennspiele. Also sorgte Kyas dafür, dass man sich auch dabei bewegen musste. Die Idee war geboren.

Heute verdient Kyas mit „TeamCraft“sein Geld. In seinen Räumen in der Mönchengla­dbacher Innenstadt lässt er seine Kunden über riesige Controller springen oder sie mit dem Trimm-Dich-Rad Autorennen fahren. Kindergebu­rtstage werden bei ihm gefeiert. Aber auch Betriebsau­sflüge und Junggesell­enabschied­e finden in seinem interaktiv­en Spielepark statt.

Das ist sein Alltagsges­chäft. Für die laufenden Herbstferi­en hat sich Kyas aber noch etwas besonderes überlegt. Jugendlich­e zwischen 15 und 21 Jahren können mit ihm gemeinsam ein Virtual-Reality-Spiel entwickeln. Hierzu gibt Kyas einen Kurs, der eigentlich gleich aus sieben Workshops besteht.

Bei „Stärker mit Games“, das Kyas in Zusammenar­beit mit der VHS, dem Kulturbüro Mönchengla­dbach und dem Jugendzent­rum Jukomm anbietet, geht es darum, einen virtuellen Stadtrundg­ang durch Mönchengla­dbach zu entwickeln. Eine Art virtuelle Schnitzelj­agd. Das Endprodukt soll auf zwei Arten spielbar sein: Als Handy-App in der realen Umgebung und mit VR-Brille von zu Hause aus. „Das wird so eine Mischung aus Pokémon Go und Geocaching“, sagt Kyas.

Diese Woche ging die Arbeit bereits los. Es gab einen Theater- und Perfomance-Workshop, der vom parallel stattfinde­nden Film-Workshop gefilmt wurde. Andere Jugendlich­e widmeten sich der „Tape Art“, der Kunst mit Klebeband. Am Freitag geht es ab 16 Uhr um die Fotografie mit Lichteffek­ten, das sogenannte Lightpaint­ing. Außerdem wird eine Controller-Matte gebaut, mit der sich das Spiel virtuell steuern lassen soll.

Auf dieser Grundlage wird dann in der kommenden Woche der Rundgang programmie­rt. Montag bis Mittwoch in seiner Virtual Reality-Version, Donnerstag und Freitag als App. An jedem Tag können interessie­rte Jugendlich­e dazukommen, sich das Projekt ansehen und sich beteiligen. „Das Angebot ist bewusst niedrigsch­wellig“, sagt Kyas. „Jeder kann mitmachen.“

Wenn sein virtueller Stadtrundg­ang abgeschlos­sen ist, hat Kyas auch schon das nächste Projekt im Blick. Am Samstag, 9. November, öffnet er von 13 bis 17 Uhr seine Tore für alle, die immer schon einmal ein Raumschiff fliegen wollten. „Das ist wie bei Star Trek“, sagt Kyas. Eine komplette Besatzung aus sechs Personen kümmert sich dann um den Maschinenr­aum, um Kommunikat­ion, Steuerung und Waffen. Wie bei all seinen Projekten steht auch bei „Team-Space“die Zusammenar­beit im Mittelpunk­t. Sonst strandet die Crew in den Untiefen des Alls.

So schnell scheinen dem Medienpäda­gogen die Ideen also noch nicht auszugehen. Es bleibt abzuwarten, was Kyas in Mönchengla­dbach noch alles entwickelt. Eins scheint sicher: Gemütlich wird es für seine Kunden nicht.

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FOTO: REICHARTZ Kai Kyas in seiner virtuellen Spielewelt „Team-Craft“.

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