Nagelprobe mit Einschränkung bestanden
Dortmund hat das Borussen-Duell mit 1:0 gewonnen, doch die B-Note ging an die Gladbacher, die den BVB bis zum Schluss zittern ließen. Allerdings muss sich Roses Team fehlende Effektivität im Abschluss vorwerfen lassen. Das muss in Rom anders werden.
Die Zahlen belegen, dass es war wie zuletzt immer, wenn sich die Borussen aus Dortmund und Mönchengladbach zum sportlichen Vergleich trafen. Die westfälische Namenscousine hat die niederrheinische besiegt, zum neunten Mal in Folge nun schon. Und zwar, weil wieder einmal Marco Reus sein übliches Tor gegen Gladbach machte, das passierte zum fünften Mal in Serie. Und doch war es anders als in vielen anderen Spielen zuvor.
„Wir waren auf Augenhöhe“, befand nicht nur Borussias Präsidiumsmitglied Hans Meyer am Sonntag im Sport-1-Fußball-Talk „Doppelpass“. Ähnlich hatten sich Tags zuvor im Dortmunder Stadion auch alle anderen Beteiligten geäußert. Zu Recht. Denn die Gladbacher, als Tabellenführer an- und später auch abgereist, machten ein richtig gutes Spiel. Die B-Note ging daher an die Gäste.
Wie eng es war, spürte man in der Schlussphase, als der BVB mit jeder Faser den Schlusspfiff herbeisehnte. Dortmunds Trainer Lucien Favre machte nach Ende der Partie deutlich, dass Spiele wie dieses für einiges Herzklopfen bei ihm sorgen. Das lag auch daran, dass die Gladbacher in Dortmund sehr mutig auftraten und den Gegner damit durchaus beeindruckten. „Wir haben sie gezwungen, nach hinten zu spielen und Fehler beim BVB provoziert. Das war gut. Wir haben das auf den Platz gebracht, was wir uns vorgenommen hatten. Ich glaube nicht, dass wir uns allzu viel vorwerfen lassen müssen“, stellte Gladbachs Christoph Kramer klar. Er hatte weitgehend Recht.
Allerdings gibt es einen Punkt, den sich die Gladacher vorwerfen lassen müssen: Wer solche Chancen herausarbeitet wie sie in Dortmund, der sollte in so einem Spiel nicht leer ausgehen. 14 Torschüsse finden sich in der Statistik, sechs davon dürfen als Großchancen einsortiert werden. Tony Jantschke hatte eine gute Kopfballgelegenheit, Breel Embolo rannte zweimal allein auf Roman Bürki zu und Stefan Lainer, Florian Neuhaus sowie Patrick Herrmann trafen jeweils aus kurzer Distanz nicht. Wobei Herrmann bei seinem Abschluss elfmeterreif von Mats Hummels angegangen wurde. So spielten die Mönchengladbacher zwar effizient nach vorn, waren aber im Abschluss nicht effektiv genug, weswegen auch das zweite Spiel gegen ein Topteam verloren ging. Zuvor beim 1:3 gegen Leipzig war für Gladbach ebenfalls mehr drin, doch waren sie spielerisch hier nicht so nah dran am Kontrahenten wie am BVB.
Rose hatte das Treffen mit dem BVB, mithin selbst ernannter Meisterschaftskandidat, als eine Art Nagelprobe ausgerufen. Die hat seine Mannschaft bestanden – mit einer Einschränkung: Der nächste Schritt wäre, „solche Spiele zu gewinnen“,
wie Rose anmerkte. Denn: Nah dran nützt letztlich nichts, unter dem Strich sind Zahlen keine Lügner. Zumal, wenn wie am Donnerstag in der Europa League bei der AS Rom schon die Gefahr besteht, vielleicht ein Saisonziel aus den Augen zu verlieren. Denn bei einem ungünstigen Verlauf des dritten Spieltages kann Borussias Hoffnung vom Überwintern in Europa schon zerbersten.
In Rom wird daher eine gute B-Note allein niemanden zufriedenstellen. Da muss auch der Ertrag stimmen. Rom wird die bislang größte Herausforderung für Rose. Dass sein Team mit dem Druck, etwas erreichen zu können, umgehen kann, hat es vor der Länderspielpause beim 5:1 gegen Augsburg gezeigt. Da ging es „nur“um einen Zwischenschritt, als die Tabellenführung auf dem Spiel stand. In Rom geht es darum, etwas erreichen zu müssen. Das ist psychologisch eine anspruchsvollere Situation, zumal Borussia auf ihren besten Torschützen verzichten muss: Alassane Plea fällt mit einer Muskelverletzung erstmal aus.
Was die Gladbacher aber aus Dortmund mitnehmen können: Die Erkenntnis, dass der, der wagt, seine Dinge durchzuziehen, sicher die Chance bekommt, gewinnen zu können. Er muss sie eben auch nutzen. In Rom kann Borussia den nächsten Schritt machen. Einen, der sehr wichtig wäre.