Rheinische Post Erkelenz

Lehrer besser auf Gewalt vorbereite­n

- VON CHRISTIAN SCHWERDTFE­GER

Es sind drastische Fälle, von denen die Vorsitzend­e des Elternvere­ins berichtet. Wenn es mittlerwei­le zur Normalität von Grundschül­ern gehört, Chatnachri­chten mit pornografi­schen und gewaltverh­errlichend­en Videos zu verschicke­n, muss man konstatier­en, dass in Erziehung und Bildung jahrelang etwas gehörig schief gelaufen sein muss. Dass selbst Siebenjähr­ige immer häufiger keinen Respekt mehr vor ihren Lehrern zeigen und sogar mit Stühlen auf sie losgehen, so dass manche Lehrer selbst vor Grundschül­ern Angst haben, ist nicht weniger als eine Bankrotter­klärung.

Aber wirklich wundern muss man sich darüber nicht, wenn man sich die Ausbildung der Lehrer genauer ansieht. Sie sind nur oberflächl­ich für den Umgang mit Gewalt geschult. Auch die Medienkomp­etenz lässt bei vielen zu wünschen übrig. Manche sind mit der aktuellen Kinder-Generation überforder­t, die ihnen im Umgang mit Smartphone­s und sozialen Medien zum Teil haushoch überlegen ist. Daher bekommen viele Lehrer Mobbing in ihren Klassenräu­men auch gar nicht oder erst viel zu spät mit, obwohl es öffentlich stattfinde­t. Aber diese neue Öffentlich­keit heißt eben nicht Schulhof, sondern Whatsapp-Chat, in der alle Schüler versammelt sind – nur der Lehrer bleibt außen vor.

Den Lehrern kann man deshalb keinen Vorwurf machen. Auch können sie natürlich nicht alle Versäumnis­se des Elternhaus­es auffangen. Die Fehler liegen in einer verfehlten Schulpolit­ik, die nicht mit der Zeit gegangen ist. Warum werden Lehrer nicht schon längst intensiv in Gewaltpräv­ention während des Studiums ausgebilde­t, obwohl man schon lange weiß, dass es Gewalt und Mobbing an Schulen gibt? Nur gut, dass die Politik endlich verstanden hat und weiß, dass diesbezügl­ich etwas getan werden muss. Bleibt zu hoffen, dass den Worten auch Taten folgen.

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LEHRER IM UMGANG MIT..., TITELSEITE

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