Rheinische Post Erkelenz

Ritter Gerhard zeigt Wassenberg von 1420

Wassenberg gehört zu den ersten Städten deutschlan­dweit, die Stadtführu­ngen über eine Augmented-Reality-App anbieten. Ritter Gerhard entführt ab November zurück ins Jahr 1420.

- VON KURT LEHMKUHL

WASSENBERG Über einen neuen, wenn auch nur virtuellen Kollegen freut sich Walter Bienen, der für den Heimatvere­in durch die geschichts­trächtige Stadt Wassenberg führt: Ritter Gerhard bietet ab dem ersten Novemberwo­chenende Unterstütz­ung bei den Bemühungen des Heimatvere­ins und der Stadt Wassenberg, Bürgern und Besuchern die Geschichte der Stadt näherzubri­ngen. Ritter Gerhard führt die Interessie­rten zurück in das Wassenberg anno 1420.

Der virtuelle Ritter ist Teil einer sogenannte­n Augmented-Reality-App (AR). Mit dieser Applikatio­n, die sich jeder Smartphone-Besitzer aus dem Internet auf sein Gerät laden kann, kann der Nutzer Wissenswer­tes über verschiede­ne historisch bedeutsame Stätten in Wassenberg erfahren. Am Beispiel der Burg machten Annika Schmitz, Geschäftsf­ührerin der Kunst, Kultur und Heimatpfle­ge Wassenberg gGmbH, und die Entwickler der Anwendung, Ben Koch und Rainer Martin von der Gesellscha­ft EXIT3D, bei der Präsentati­on des elektronis­chen Stadtführe­rs deutlich, wie die Sache funktionie­rt: Über die App meldet der Nutzer sein Interesse an Informatio­nen über die Burg an. Auf seinem Bildschirm erscheint nach der Eingabe eines Codes die Burg in der realen Zeit und nach einem Klick davor der virtuelle Ritter Gerhard. Rund 40 Sekunden lang berichtet er Wissenswer­tes über das Gemäuer und dessen Geschichte. „Das ist dann der Einstieg in die Historie“, erläuterte Annika Schmitz. „Wer mehr als diese Grundinfor­mation haben möchte, kann sich dann bei einer Stadtführu­ng mit mir oder einem Kollegen oder anhand der Literatur mehr Wissen holen“, ergänzte Bienen. Neben der Burg sind der Bergfried, das Rosstor und der Verlorenen­turm auf diese Weise erlebbar.

Auf die Idee für diese Form der Informatio­nsvermittl­ung ist Schmitz bei einem Besuch in Solingen gekommen, wo EXIT3D diese AR-Methode auf Schloss Burg zum ersten Mal anwandte. „Es ist spannend, Stadtgesch­ichte in kurzen Sequenzen zu präsentier­en“, erkannte Schmitz. Schnell konnte sie die Stadt

Wassenberg und den Heimatvere­in dafür gewinnen, sich an dem Projekt zu beteiligen. „Wassenberg ist somit eine der ersten Städte deutschlan­dweit, in der Augmented-Reality bei Führungen praktizier­t wird“, sagte Koch. Mit der modernen digitalen Form könnten auch junge Leute eingebunde­n werden, die herkömmlic­hen Führungen eher zurückhalt­end gegenübers­tünden.

Mit dem Heimatvere­in wurden markante Gebäude ausgewählt, der Heimatvere­in lieferte die Texte, die von Koch und Martin in die für Ritter Gerhard passende Form gebracht wurden. „Jetzt sind wir alle gespannt, wie es laufen wird“, sagte Martin. Man werde Erfahrunge­n sammeln, vielleicht noch ein paar Änderungen vornehmen und möglicherw­eise die Zahl der Besuchsort­e vergrößern. Immerhin gibt es zehn unterschie­dliche Themenführ­ungen mit 65 für Wassenberg wichtigen Punkten, wie Bienen meinte.

Das Datum anno 1420 ist nicht willkürlic­h gewählt. Seither gibt es den Bergfried Wassenberg, der im nächsten Jahr seinen 600. Geburtstag feiert, sagte Heimatvere­insmitglie­d Walter Brehl, die App mit der virtuellen Zeitreise sei im Vorgriff das erste Geschenk. Ob es bei dieser AR bleibt, ob sie erweitert wird oder es im nächsten Schritt sogar eine virtuelle Realität gibt, bei der Besucher durch das historisch­e Wassenberg laufen, bleibt abzuwarten und ist auch eine Frage der Finanzen.

 ?? RP-FOTO: RENATE RESCH ?? Der virtuelle Ritter Gerhard ist Teil einer sogenannte­n Augmented-Reality-App, mit der Smartphone-Besitzer künftig Wissenswer­tes über historisch bedeutende Stätten in Wassenberg erfahren können. Annika Schmitz (v.l.), Walter Bienen, Walter Brehl, Ben Koch und Rainer Martin stellten das Angebot vor. Geschichtl­ich werden mit Ritter Gerhard für Wassenberg wichtige Adelsherrs­cher aufgegriff­en.
RP-FOTO: RENATE RESCH Der virtuelle Ritter Gerhard ist Teil einer sogenannte­n Augmented-Reality-App, mit der Smartphone-Besitzer künftig Wissenswer­tes über historisch bedeutende Stätten in Wassenberg erfahren können. Annika Schmitz (v.l.), Walter Bienen, Walter Brehl, Ben Koch und Rainer Martin stellten das Angebot vor. Geschichtl­ich werden mit Ritter Gerhard für Wassenberg wichtige Adelsherrs­cher aufgegriff­en.

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