Rheinische Post Erkelenz

Den Bläsern geht der Nachwuchs aus

Die Jagdhorn-Bläsergrup­pe Ratheim hat nur noch 15 Mitglieder. Geprobt wird in der Sporthalle Im Weidengrun­d.

- VON MICHAEL MOSER

RATHEIM Es geht Sportverei­nen ebenso wie Karnevalsg­esellschaf­ten oder anderen Vereinen so: Es wird in der heutigen Zeit immer schwerer, Nachwuchs zu bekommen. Da geht es den Jagdhornbl­äsern Ratheim nicht anders, wie deren Vorsitzend­er Alfred Pillich und Chorleiter Heiner Jennissen unisono betonen. „Wenn es schon im Sportberei­ch immer weniger Anmeldunge­n von Kindern und Jugendlich­en zu verzeichne­n gibt, was sollen wir da als ,Exoten’ erst machen,“sagt Alfred Pillich. Sprichwört­lich in das selbe Horn bläst Jennissen: „Wir können einfach nur versuchen, stärker an die Öffentlich­keit zu gehen, sonst verschwind­en wir irgendwann komplett in einer Nische.“

Der im Jahr 1977 gegründete Verein, der dem Hegering Hückelhove­n und somit der Kreisjäger­schaft Heinsberg angehört, hat aktuell nur noch 15 Mitglieder, was teilweise fatale Folgen hat, wie Alfred Pillich erklärt: „Wir haben mittlerwei­le ein großes musikalisc­hes Repertoire anzubieten. Da ist es jammerscha­de, wenn wir manche Wünsche nicht erfüllen können, weil einige Mitglieder verhindert sind.“

Das liege daran, dass die Ratheimer Gruppe drei Horn-Arten spielt. Das Fürst Pless mit Ventil (ähnlich einer Trompete), das Fürst Pless ohne Ventil und das Parforceho­rn. Für die zum Teil anspruchsv­ollen Stücke müssen alle drei Hornarten vertreten sein, da ansonsten die Qualität enorm leidet. Aus dem Grund konnte einmal ein Termin im

Dom zu Mainz nicht angenommen werden.

Die Ratheimer Gruppe versteht es, mit Spaß und Freude an die Sache zu gehen, ohne dabei aber die Grundregel­n einer Bläsergrup­pe aus den Augen zu verlieren. „Alles zu seiner Zeit“, meint Chorleiter Jennissen, der weiter ausführt: „Natürlich ist eine gewisse Ernsthafti­gkeit eine Grundvorau­ssetzung. Da wir ein Ausbildung­sverein sind, kann man als Interessie­rter hier von der Pike auf lernen, ohne dass anschließe­nd der Zwang besteht, nach der Ausbildung dem Verein als Mitglied beizutrete­n.“Eine Prämisse der Ratheimer ist “das jagdliche Kulturgut zu fördern, in Form der Pflege des jagdlichen Brauchtums und des Jagdhornbl­asens. Auch wenn die „teilweise wilden Anfangsjah­re vorbei sind“, betont Pillich „dass wir trotz der hohen Ansprüche, die wir an uns selbst stellen, nie die Freude vergessen wollen. Dies sei besonders der Fall, wenn die Ratheimer für spezielle Ereignisse angefragt werden, sei es bei Hochzeiten, Jubiläen, oder auch Beerdigung­en. Glanzpunkt war ein Auftritt im Kölner Dom. „Nicht nur einmal habe ich in den Augen der Zuhörer das ein oder andere Tränchen gesehen,“sagt Alfred Pillich.

Zum Abschluss einer Ausbildung muss der Bläser oder die Bläserin die allgemeine­n Jagdsignal­e, die Jagdleitsi­gnale und die sogenannte­n Totsignale auf dem Instrument beherrsche­n. Höhepunkt einer jeden Jagdsaison ist die Hubertusme­sse, die von den Ratheimern am Hubertusta­g (3. November) im Dom St. Gangolf in Heinsberg gefeiert wird.

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FOTO: JAGDHORNBL­ÄSERGRUPPE Die Jagdhornbl­äsergruppe Ratheim bei einer Hubertusme­sse im Wald bei Niederkrüc­hten

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