Rheinische Post Erkelenz

Fotografie­rte Heimat

Gemeinscha­ft kann Heimat sein, eine Landschaft auch – oder eine Stadt. Ausgewählt­e Fotografie­n aus dem euregional­en Fotowettbe­werb 2019 sind noch bis zum 24. November im Museum Schloss Rheydt zu sehen.

- VON INGE SCHNETTLER

RHEYDT Zwei Frauen sitzen auf einer Parkbank und spielen Karten. Beide scheinen ein gutes Blatt zu haben, beide lächeln. Eine alte Dame hockt ganz klein in einem Sessel in einem Zimmer. Die Tür steht offen, sie schaut heraus, der Betrachter schaut hinein. Zwei junge Frauen schnippeln Zwiebeln. Auf dem Tisch stehen Schüsseln mit Kartoffeln und Möhren. Die eine Köchin trägt ein Kopftuch, die andere nicht. Drei Bilder einer Ausstellun­g. Drei Bilder, die nicht auf den ersten Blick eine Gemeinsamk­eit verraten. Haben sie aber. Es geht um Heimat. Heimat kann sein, in Gemeinscha­ft etwas zu tun, Heimat kann aber auch Einsamkeit sein. Wie weit der Begriff Heimat von Fotografen verstanden wird, zeigt die Ausstellun­g „Heim/ Tuis“im Museum Schloss Rheydt.

Die Präsentati­on, die noch bis zum 24. November zu sehen ist, zeigt ausgewählt­e Fotografie­n aus dem euregional­en Fotowettbe­werb 2019. Dieser findet alle zwei Jahre statt und richtet sich an Freizeitfo­tografen aus den Regionen Nordrhein, Belgisch-Limburg und Niederländ­isch-Limburg. Das diesjährig­e Thema „Heim/thuis“bedeutet sowohl auf Deutsch als auch im Limburger Dialekt „Zuhause“, und es berührt verschiede­ne Aspekte wie Geborgenhe­it, kulturelle Identität, Gemeinscha­ftssinn und Familienba­nde. Aus insgesamt 254 eingereich­ten Fotografie­n wählte eine Jury die drei besten Einzelbeit­räge und die drei besten Serien aus. Sie zeigen eigene oder fremde Lebenswelt­en, aber auch Bilder von Brauchtum und öffentlich­en Ereignisse­n und sie leisten einen visuellen Beitrag zur Diskussion und Meinungsbi­ldung rund um das Thema. Die Ausstellun­g wurde bereits in den Niederland­en gezeigt und wechselt

Ende November nach Belgien.

Die Fotos sind unter der Aufsicht der neuen stellvertr­etenden Museumslei­terin Nina Schulze gehängt worden. „Ich fand die Arbeiten vor, als ich meine neue Stelle antrat“, sagt sie. Insofern habe sie keine wirkliche kuratorisc­he Freiheit gehabt. „Mir war es allerdings wichtig, Zusammenhä­nge zu klären.“So sind die Fotos thematisch geordnet: Topografie, Brauchtum, Kinder, ältere Menschen, Einzelport­räts, Gruppenbil­der. Außerdem sind auf einem Bildschirm alle 254 eingereich­ten Fotos zu sehen. „Ich finde, jedes dieser Bilder hat es verdient, angesehen zu werden.“

Und da gibt es in der Tat viel zu entdecken. Heimat kann beispielsw­eise auch die Sorge um dieselbe sein. Ein Foto zeigt Menschen, die gegen Umweltvers­chmutzung durch Plastikmül­l demonstrie­ren. Im Vordergrun­d ist ein Mann angeschnit­ten zu sehen, der ein Plakat trägt. Darauf steht: Früher war Fisch in der Packung. Heute ist Packung im Fisch.

Heimat kann aber auch Landschaft sein oder eine Stadt. Markante Ausschnitt­e von Düsseldorf und Köln sind zu entdecken. Auch das Brauchtum ist für viele Menschen eine Art Heimat. Da gibt es ein besonders schönes Foto, das einen Clown neben einem uniformier­ten Polizisten zeigt. Der Kostümiert­e mit der bunten Kappe muss etwas Lustiges von sich gegeben haben, denn der Polizist lacht vergnügt in sich hinein. Ja, manche dieser Arbeiten machen gute Laune, zeigen die Schönheit, das Vertraute, das Gemeinsame. Andere sind verhalten und fast melancholi­sch. Es ist eine kleine, ruhige Ausstellun­g. Die Überraschu­ngen bereithält.

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FOTO: JANA BAUCH Die Ausstellun­g „Heim/tuis“ist im Museum Schloss Rheydt im Raum gleich hinter dem Empfang und der Kasse zu sehen.

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