Brunnenbauer bohren bis zur „Teufe“
Wer zum ersten Mal vom Beruf des Brunnenbauers hört, hat vielleicht einen Gartenbrunnen vor Augen. Weit gefehlt: Die Fachkräfte sichern die Wasserversorgung.
Drehen wir den Wasserhahn auf, kommt Wasser. „Dass die Wasserwerke das nicht hergezaubert haben, darüber machen sich die wenigsten Gedanken“, sagt Phillip Mülder. Der 19-Jährige macht eine Ausbildung zum Brunnenbauer bei der Firman Vormann in Nottuln bei Münster.
Brunnenbauer bauen in der Regel keine beschaulichen Garten-Springbrunnen, sondern bohren tief ins Erdreich – und sichern so die Wasserversorgung. „Gerade angesichts der aktuellen Entwicklungen, etwa dass es immer trockener wird, finde ich das eine total sinnvolle Ausbildung“, sagt Mülder.
Er ist mit dem Beruf groß geworden. Seit Vater hat ein Brunnenbauunternehmen in Wesel (Nordrhein-Westfalen). Der 19-Jährige hat sich aber bewusst dazu entschieden, in der Ausbildung einen anderen Betrieb kennenzulernen. Mit seinem Ausbildungsbetrieb, der Firma Vormann, ist er vor allem auf Montage unterwegs. Montagmorgens trifft er sich mit seinen Kollegen auf dem Betriebshof und dann geht es los, zu Baustellen in ganz Deutschland.
Als Azubi übernimmt Mülder vorerst die Hilfstätigkeiten: Er reicht zum Beispiel Bohrgestänge an, schüttet Filterkies oder nimmt Bodenproben. Harte körperliche Arbeit also. Mülder würde es sich nicht anders wünschen. „Ich bin nicht der Mensch, der im Büro sitzt und nur einen Kugelschreiber über das Papier bewegt“, sagt der 19-Jährige. Außerdem ist er den ganzen Tag an der frischen Luft.
Brunnenbauer arbeiten mit großen Maschinen. Mitbringen sollten Interessierte daher „auf alle Fälle technisches Verständnis“, sagt Lothar Schoka, Lehrwerkmeister im Ausbildungszentrum Bau-ABC Rostrup. Zudem sei es wichtig, dass die Lehrlinge Arbeitsabläufe erkennen, einordnen und ausführen können. Schoka zeigt ihnen im Ausbildungszentrum zum Beispiel, wie sie die Maschinen per Fernsteuerung bedienen können. Das Tablet gehört dabei zum täglichen Handwerkszeug der
Auszubildenden, sagt Schoka. Denn die Digitalisierung spielt für die Brunnenbauer eine wichtige Rolle. Wer den Beruf erlernt, sollte auch einigermaßen fit in Mathe sein. „Die Auszubildenden müssen Massen bestimmen können, Bohrlochinhalte berechnen oder zum Beispiel ermitteln, wie viel Material sie auf der Baustelle benötigen“, erklärt der Brunnenbauermeister.
Die Ausbildung findet in der Berufsschule, im Betrieb und in überbetrieblichen Ausbildungszentren statt. Eines
davon steht in der Region Brandenburg, eins ist das BauABC Rostrup im niedersächsischen Bad Zwischenahn. „Die Auszubildenden kommen hier aus ganz Deutschland zusammen“, sagt Lehrwerkmeister Schoka. Sie sind dann für einige Wochen im Jahr im Internat untergebracht und lernen so früh, auf eigenen Beinen zu stehen.
Die Bezahlung liegt bei Bauberufen im oberen Bereich der Ausbildungsgehälter. Lehrlinge in tarifgebundenen Betrieben bekommen im ersten Lehrjahr
ein Bruttomonatsgehalt von 850 Euro, es steigt im Laufe der dreijährigen Ausbildung auf 1475 Euro. Im Osten sind die Tarifgehälter etwas niedriger. Die Chancen, einen Job zu bekommen, sind nach Einschätzung von Lothar Schoka sehr gut.
Nach ihrer Ausbildung können Brunnenbauer etwa zum Polier oder Werkpolier aufsteigen und Baustellen leiten. Die Meisterprüfung bietet sich für den nächsten Schritt auf der Karriereleiter ebenso an wie der Bautechniker.