Rheinische Post Erkelenz

Schwindsuc­ht bei CDU und SPD

- VON EVA QUADBECK

Die Bezeichnun­g große Koalition beschreibt das Bündnis aus Union und SPD nicht mehr zutreffend. Da sind vielmehr Parteien mit Schwindsuc­ht im Bunde. Der Wahlausgan­g in Thüringen hat einmal mehr gezeigt, dass Union und SPD die politische­n Kräfte der Mitte nicht mehr binden können.

Thüringen hat gerade einmal 2,2 Millionen Einwohner. Thüringen ist nicht die Republik. Dennoch ist der Donnerhall dieser Wahl auch im Regierungs­viertel vernehmbar. Denn für die schlechten Ergebnisse von CDU und SPD sind die Bundespart­eien mitverantw­ortlich. Die SPD haben ihre kopflose Parteiführ­ung und die permanente Selbstbesc­häftigung nach unten gezogen. Bei der CDU machten sich die schlechte Performanc­e von Parteichef­in Kramp-Karrenbaue­r und die mit Sticheleie­n geführte Debatte um ihre Führungsqu­alitäten bemerkbar. Zugleich ist spürbar, dass Kanzlerin Merkel nichts mehr dafür tut, ihre Parteifreu­nde von ihrem Amtsbonus profitiere­n zu lassen.

In der Außenpolit­ik ist es Deutschlan­d bisher immer gelungen, mit einer Stimme zu sprechen. Differenze­n wurden im Vorfeld ausgeräumt: Rot-Grün seinerzeit zu Krieg und Frieden, Merkel und Schäuble zur Eurorettun­g. Nun schüttelt die Welt den Kopf über eine Verteidigu­ngsministe­rin, die in der eigenen Regierung unabgestim­mt eine Schutzzone fordert und über einen Außenminis­ter, der diesen Vorschlag ausgerechn­et beim schwierige­n Partner Türkei öffentlich torpediert. Ein unwürdiges Schauspiel. Mit einem solchen Image sollte Deutschlan­d 2020 nicht ins Jahr der EU-Ratspräsid­entschaft starten.

Der Union droht nun, was die SPD seit Jahren durchmacht: fortgesetz­te Debatten über die Parteiführ­ung, Machtkämpf­e, stetig fortschrei­tender Ansehensve­rlust in der Öffentlich­keit. Die CDU sollte gewarnt sein.

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