Die Spitze beflügelt Gladbach
Erstmals seit 1977 gewannen die Niederrheiner ein Spiel als Tabellenführer.
MÖNCHENGLADBACH Seit 2008 ist Patrick Herrmann bei Borussia Mönchengladbach. Eine Situation wie derzeit hat er aber noch nicht erlebt. Nach dem 4:2-Sieg gegen Eintracht Frankfurt sind die Borussen nun schon zum dritten Mal in Folge Tabellenführer in der Bundesliga – da mehren sich Nachfragen nach einer möglichen Sensation in dieser Saison. „Ich kann die Frage, wo es hingehen könnte, schon nicht mehr hören“, sagt Herrmann. „Es ist natürlich schön momentan, das haben wir uns auch hart erarbeitet. Aber jetzt über die Meisterschaft zu reden, sollten wir uns verbieten.“
Doch Gladbach vermittelt durchaus den Eindruck, gut mit der Spitzenposition umgehen zu können. Zum ersten Mal seit 1977 haben die Niederrheiner ein Spiel als Tabellenführer in der Bundesliga gewonnen. Damals wurde Borussia letztmals Meister. So weit denkt Sportdirektor Max Eberl natürlich nicht, aber auch er sieht, wie gut das von ihm zusammengestellte Team mit der Sonderstellung in der Liga klarkommt. „Wir können sehr viel Selbstvertrauen haben aufgrund der Leistungen und der Tabellenplatzierung“, sagt der 46-Jährige. „Man braucht da nicht immer von Druck reden, den hat man in jedem Spiel. Die Mannschft nimmt das als Schwung. Das merkt man daran, wie sie die Spiele angeht. Und immer wieder mit Freude nach vorne zu spielen, das passt der Mannschaft. Dazu trägt die Platzierung und Punktzahl bei.“
Dass es bereits so gut läuft in Gladbach unter Marco Rose, der erst seit diesem Sommer dort Trainer ist, war laut Eberl „schwer zu erwarten“. „Aber der Wunsch war da, und es steckt viel Arbeit dahinter. Mit den Ergebnissen kommt dann Vertrauen dazu“, sagt der Sportdirektor. „Wir haben erwartet, dass es ein Prozess wird, den gehen wir auch immer noch. Wir haben eine Serie von vier Spielen, in denen wir sehr gute Leistungen gezeigt haben. Davor haben wir gepunktet mit Leistungen, die nur zum Teil gut waren. Jetzt schaffen wir das über einen längeren Zeitraum. Das ist das Produkt der harten Arbeit.“
Die Erklärung für dieses Produkt ist laut Patrick Herrmann recht simpel. „Weil wir gut umsetzen, was der Trainer von uns verlangt“, begründet der 28-Jährige den starken Lauf der Gladbacher. Der Plan von Rose ist ausgelegt auf Aktivität und Vertikalität. Gegen Frankfurt legten die Borussen 123 Laufkilometer zurück, die meisten in der bisherigen Saison. Außerdem erzielten sie beim 1:0 durch Marcus Thuram bereits das vierte Tor nach einem Konter, das ist Liga-Bestwert. So haben die Gladbacher ihren besten Saisonstart seit 32 Jahren hingelegt.
„Wir sind immer super im Spiel, man sieht, dass wir immer unbedingt gewinnen wollen“, sagt Herrmann. „Diese Grundeinstellung braucht man, und vielleicht hatten wir die in der vergangenen Saison nicht immer.“Da war Gladbach nach 20 Spielen im Meisterrennen – und stürzte dann ab.