OLS – ein Frachtexperte ankert im Nordpark
Wie der Unternehmer Navid Thielemann von Mönchengladbach aus ein Firmennetz mit Logistik-Dienstleistungen weltweit steuert.
MÖNCHENGLADBACH Der Seehafen Rotterdam ist 242 Kilometer weit weg. Nach Antwerpen sind es knapp 170 Kilometer. Und das Tor zur Welt, der Hamburger Hafen, ist gar 470 Kilometer weit entfernt. Wenn Navid Thielemann aus dem Fenster seiner neuen Firmenzentrale im Nordpark guckt, blickt er wahlweise auf den Borussia-Park auf der einen Seite oder auf den einzigen Fracht-Container weit und breit, ein Ausstelunngsstück auf seinem Parkplatz. Das einzige Container-Schiff ist ein Modell hinter Glas im Foyer. Und doch steuert sein Unternehmen namens Oversea Logistic Services (OLS) von Mönchengladbach aus im Jahr etwa 90.000 Container über die Weltmeere, ohne ein einziges Schiff selbst zu besitzen. OLS ist ein Dienstleister, der Frachtraum für seine Kunden einkauft.
Thielemann ist 36, seit sieben Jahren ist er im von Michael Lang gegründeten Unternehmen mit heute 44 Mitarbeitern und mehr als 100 Millionen Euro Jahresumsatz tätig. Aber er ist mehr als der neue Hauptgesellschafter und Geschäftsführer von OLS. „Als einer der ganz wenigen Mittelständler kann ich mit meinen Beteiligungsunternehmen die gesamte Supply Chain in der Logistik aus einer Hand abdecken“, sagt er und meint damit: Er bewegt mit OLS alles, was über die Weltmeere schippert und in den Seehäfen ankommt. Dann ist er Mitgesellschafter der Recht Logistik-Gruppe, die auf Lkw-Fracht spezialisiert ist und Waren aus Containern über die Straßen transportiert. Mit der Recht Kontraktlogistik GmbH baut Thielemann Logistikzentren für den Online-Handel, also den eCommerce: Gerade baut er in Nettetal einen neuen Standort mit 25.000 Quadratmetern Lagerfläche für mehr als 25 Millionen Euro. „Die Nähe zum Hafen Venlo war ausschlaggebend“, sagt er.
Und neuerdings ist Thielemann als Investor mit drei Millionen Euro am Start-up Fairsenden beteiligt, das in Großstädten Bestellungen über die letzte Meile klimaneutral zu den Kunden bringen will. Vom Platz auf den Frachtern über Lkw bis zum Lastenfahrrad – das ist Thielemanns Logistik-Kette. Um all seine Beteiligungen zu steuern, baut er gerade im Nordpark neben dem neuen OLSGebäude eine weitere Zentrale für seine Holding.
Vor sieben Jahren kam Thielemann auf Anfrage von Michael Lang ins Unternehmen. Der hatte OLS vor 25 Jahren in Mönchengladbach gegründet, an einem ungewöhnlichen Standort so weit entfernt von den Seehäfen. „Der Standort ist absolut toll“, sagt Thielemann. „Es ist egal, von wo aus wir die Logistik steuern. Nordrhein-Westfalen ist das industriestärkste Bundesland. Deshalb war es sehr schlau von Michael Lang, Seefracht-Kompetenz aus den Seehäfen nach NRW zu bringen.“Lang hat seinen Nachfolger selbst ausgesucht und ist im Unternehmen noch als Berater tätig.
Stahl ist noch immer ein Schwerpunkt bei OLS, aber inzwischen sind andere Warengruppen dazu gekommen: Getränke, Nahrungsmittel,