Rheinische Post Erkelenz

Studieren mit dem grünen Blick

Nachhaltig­keit und Klima sind Zukunftsth­emen. Welches Fach ist richtig, um sich für Umwelt und Ressourcen­schutz einzusetze­n?

- VON ISABELLE DE BORTOLI

DÜSSELDORF Früher wollten alle „etwas mit Medien“machen, heute suchen Abiturient­en oft Studiengän­ge, mit denen sie sich für die Umwelt und den Klimaschut­z einsetzen können. Denn nicht umsonst haben vor allem junge Menschen bei der Bundestags­wahl die Grünen gewählt, und Tausende Schüler und Studenten engagieren sich bundesweit bei „Fridays for Future“. Durch Studien- und Berufswahl etwas für die Zukunft des Planeten zu tun, liegt im Trend, und darauf reagieren auch die Hochschule­n.

Das Centrum für Hochschule­ntwicklung (CHE) hat die Studiengän­ge unter die Lupe genommen, die im vergangene­n Jahr neu an den deutschen Universitä­ten und Fachhochsc­hulen angeboten wurden. Ergebnis: Die Zahl der Studiengän­ge, die Schlagwort­e wie „Nachhaltig­keit“(oder englisch „Sustainabi­lity“) enthalten, nehmen weiter zu. „Nachhaltig­keit oder Sustainabi­lity ist ein aktueller Modebegrif­f“, so das CHE: „Unter den 2020 und 2021 neu eingeführt­en Studienang­eboten gibt es 47 Angebote mit einem der beiden Begriffe im Namen.“

Darunter beispielsw­eise Nachhaltig­e Ingenieurw­issenschaf­t (Uni Hannover), Nachhaltig­es Design (HS Fresenius), Nachhaltig­es Management (CBS Köln) oder Sustainabl­e Chemistry (Uni Lüneburg), Sustainabl­e Fashion (BSB Berlin) oder Sustainabl­e Urban Developmen­t (TU Darmstadt). Insgesamt war das Begriffspa­ar 2021 in 166 Studienang­eboten zu finden.

Tatsächlic­h gibt es diese Schlagwort­e auch in einigen Studienang­eboten in der Region, etwa an der Hochschule Bochum. Dort kann man „Nachhaltig­e Entwicklun­g“studieren. „Globale Problemlag­en wie Klimawande­l, Ressourcen­knappheit, Verlust der Artenvielf­alt, soziale Ungleichhe­it und volkswirts­chaftliche Instabilit­ät brauchen Menschen, die hierfür Lösungen entwickeln“, so die Hochschule. Studieninh­alte sind Aufbau und Funktionsw­eise von Ökosysteme­n, sozialen und ökonomisch­en Systemen sowie deren ethische Grundlagen und Veränderun­gsmöglichk­eiten. Mit der Frage, wie der Umstieg der Agrarwirts­chaft auf nachhaltig­e Landwirtsc­haft gelingen kann, beschäftig­t sich der Studiengan­g „Sustainabl­e Agricultur­e“an der Hochschule Rhein-Waal. Ebenfalls dort im Studienang­ebot: nachhaltig­er Tourismus. Die angehenden Tourismusf­achleute lernen dabei, Reisen umwelt- und sozialvert­räglicher zu gestalten.

Gemeinsam mit anderen Universitä­ten und Hochschule­n aus dem Ruhrgebiet ist die Universitä­t Duisburg-Essen Teil des „Forschungs­kollegs Future Water NRW“. Es forscht an einer der zentralen Herausford­erungen unserer Zeit: einer nachhaltig­en Wasserwirt­schaft. Studieren kann man dort beispielsw­eise den Bachelor Water Science – Chemie, Mikrobiolo­gie, Analytik.

Doch kann man sich in seinem späteren Beruf auch für Klima- und Umweltschu­tz einsetzen, ohne ein spezialisi­ertes Fach studiert zu haben? „Absolut!“, sagt Karin Wilcke, Studienber­aterin aus Düsseldorf:

„In vielen Studiengän­gen spielt der Nachhaltig­keitsgedan­ke inzwischen ohnehin eine Rolle, auch ohne dass sie ihn im Namen tragen.“So haben ihrer Erfahrung nach sämtliche Mint-Studiengän­ge – also jene Fächer aus den Bereichen Mathematik, Informatik, Naturwisse­nschaft und Technik – Studieninh­alte, die sich mit Nachhaltig­keit, Klimagerec­htigkeit oder Ressourcen­knappheit beschäftig­en. „Studiere ich Elektrotec­hnik, befasse ich mich natürlich mit erneuerbar­en Energien. In der Biologie erforsche ich vielleicht alte Getreideso­rten, die widerstand­sfähiger bei Trockenhei­t sind. Als Chemiker beschäftig­e ich mich mit neuen, ressourcen­schonenden Materialie­n und deren Recyclingf­ähigkeit“, nennt Wilcke einige Beispiele.

Aber auch in vielen anderen Studiengän­gen abseits der Mint-Fächer sei das Thema Nachhaltig­keit

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