Neue Verkehrsachse für Radfahrer
Die Hohenzollernstraße wird die erste Hauptverkehrsachse der Stadt, auf der Autos Fahrspuren für Fahrradfahrer abgeben müssen. Dort werden baulich getrennte „Protected Bike Lanes“gebaut. Der Streit darum hat bereits begonnen.
MÖNCHENGLADBACH Die Radwege an der Hohenzollernstraße sind viel zu enge und meist holprige Buckelpisten. Jetzt soll die Straße zwischen Künkelstraße und Neuhofstraße aber zu einer vorbildlichen Strecke für Fahrradverkehr umgebaut werden. In beide Richtungen sollen sogenannte „Protected Bike Lanes“entstehen. Das sind baulich getrennte Fahrradstreifen mit einer Breite von 2,75 Metern. Dafür soll in beide Richtungen jeweils ein Fahrstreifen für Autos weggenommen werden. Das beschloss am Donnerstag der Mobilitätsausschuss mit der Mehrheit der Ampel aus SPD, Grünen und FDP. Auf einer Länge von einem Kilometer soll in beiden Richtungen die Protected Bike Lane (Geschützter Radfahrstreifen) mit Betonelementen vom Autoverkehr abgegrenzt und damit geschützt werden. Der Weg soll so breit sein, dass sich Lastenfahrräder gegenseitig überholen können. Die Steine werden auf den Asphalt geklebt, es handelt sich also um einen relativ überschaubaren Umbau. Die Kosten sollen bei 350.000 Euro liegen. 2023 soll der Umbau fertig sein.
Autos müssen dort also künftig einen Teil des Platzes abgeben. „Die Hohenzollernstraße wird je nach Abschnitt von 10.000 bis 16.000 Fahrzeugen am Tag befahren“, sagt Jörg Clages, Verkehrsplaner der Stadt. „Bis zu 20.000 Fahrzeuge kann eine zweispurige Straße aufnehmen.“Die Hohenzollernstraße hat derzeit aber vier Spuren, je zwei in jede Richtung. Die Protected Bike Lane wird aber immer wieder etwa an Seitenstraßen und Einfahrten unterbrochen. Und in Fahrtrichtung Innenstadt wird der Fahrradverkehr dann auf etwa 100 Metern von der Kreuzung Bergstraße auf der Nebenanlage (also dem heutigen Gehweg) weiter geführt. Denn der Autoverkehr braucht dort die Rechtsabbiegerspur. Die Linksabbiegerspur aus der Gegenrichtung in die Bergstraße soll aber entfallen. „Dort stehen zwei Fahrzeuge je Ampelumlauf. Die können wenden an der nächsten Kreuzung“, sagt Clages. Wie Planungsdezernent Gregor Bonin sagte, werde der Mittelstreifen zwar weitgehend für parkende Autos erhalten bleiben. Allerdings werden einige Bereiche auch begrünt, so etwa ein rund 50 Meter langes Stück an der Künkelstraße. 140 Parkplätze sollen wegfallen. „Wir wollen ungenehmigte Stellplätze für Autos ausschließen“, sagte Bonin.
Am Abend zuvor war auch in der Sitzung der Bezirksvertretung (BV) Nord darüber diskutiert worden. Scharfe Kritik kam von der Oppositions-Fraktion der CDU. Das sei ein Prestigeprojekt im Sinne der „Fahrrad-Hooligans“, sagte Christoph
Dohmen. Es sei „ohne jegliche Bürgerbeteiligung“auf den Weg in die Gremien gebracht worden, auch Anwohner der Hohenzollernstraße seien nicht eingebunden worden. „Wo ist der im Wahlkampf von Oberbürgermeister Felix Heinrichs versprochene Mut geblieben? Haben Sie Angst vor dem Bürger?“, fragte Dohmen. Klaus Bartels, Sprecher der Grünen-Fraktion in der BV räumte ein: „Mag sein, dass das mit der Bürgerbeteiligung nicht superoptimal gelaufen ist.“
Auch im Mobilitätsausschuss am Donnerstag verlangte die Union, den Beschluss zu verschieben und erst einmal Anwohner und Bürger zu beteiligen: „Und es kann nicht sein, dass der ADFC schon im vergangenen Jahr beteiligt wird, und wir als Politiker eine Woche Zeit für eine so bedeutsame Entscheidung bekommen“, schimpfte CDU-Politiker Markus Heynckes. Die Ampel-Mehrheit lehnte das ab. Vor Beginn der Sitzung sagte OB Felix Heinrichs zur geplanten Mobilitätswende: „Die Maßnahme ist jetzt notwendig und bringt schnelle Verbesserungen. Es wird Bürgerbeteiligungen geben, wo wir in Nebenanlagen eingreifen.“
Heinrichs und Bonin wollen den als Teil der Mobilitätswende verstanden wissen. Künftig führten etwa der Radschnellweg (von Krefeld aus kommend) vom Nordosten der Stadt bis zum Hauptbahnhof, die Hohenzollernstraße führe dann zur Bismarckstraße in der City, und die Bettrather Straße / Peter-Nonnenmühlen-Allee (die zur Fahrradstraße werden soll) bilde ebenfalls einen Premiumradweg. „Dafür wird auch die Brücke Bettrather Straße neu gebaut“, sagte Bonin. Hinzu kommt der Radschnellweg von Rheindahlen zum Nordpark, dessen Bau gerade begonnen hat und der über Ohler bis zur Blauen Route führen soll.