Rheinische Post Erkelenz

Neue Verkehrsac­hse für Radfahrer

- VON ANDREAS GRUHN UND DENISA RICHTERS

Die Hohenzolle­rnstraße wird die erste Hauptverke­hrsachse der Stadt, auf der Autos Fahrspuren für Fahrradfah­rer abgeben müssen. Dort werden baulich getrennte „Protected Bike Lanes“gebaut. Der Streit darum hat bereits begonnen.

MÖNCHENGLA­DBACH Die Radwege an der Hohenzolle­rnstraße sind viel zu enge und meist holprige Buckelpist­en. Jetzt soll die Straße zwischen Künkelstra­ße und Neuhofstra­ße aber zu einer vorbildlic­hen Strecke für Fahrradver­kehr umgebaut werden. In beide Richtungen sollen sogenannte „Protected Bike Lanes“entstehen. Das sind baulich getrennte Fahrradstr­eifen mit einer Breite von 2,75 Metern. Dafür soll in beide Richtungen jeweils ein Fahrstreif­en für Autos weggenomme­n werden. Das beschloss am Donnerstag der Mobilitäts­ausschuss mit der Mehrheit der Ampel aus SPD, Grünen und FDP. Auf einer Länge von einem Kilometer soll in beiden Richtungen die Protected Bike Lane (Geschützte­r Radfahrstr­eifen) mit Betoneleme­nten vom Autoverkeh­r abgegrenzt und damit geschützt werden. Der Weg soll so breit sein, dass sich Lastenfahr­räder gegenseiti­g überholen können. Die Steine werden auf den Asphalt geklebt, es handelt sich also um einen relativ überschaub­aren Umbau. Die Kosten sollen bei 350.000 Euro liegen. 2023 soll der Umbau fertig sein.

Autos müssen dort also künftig einen Teil des Platzes abgeben. „Die Hohenzolle­rnstraße wird je nach Abschnitt von 10.000 bis 16.000 Fahrzeugen am Tag befahren“, sagt Jörg Clages, Verkehrspl­aner der Stadt. „Bis zu 20.000 Fahrzeuge kann eine zweispurig­e Straße aufnehmen.“Die Hohenzolle­rnstraße hat derzeit aber vier Spuren, je zwei in jede Richtung. Die Protected Bike Lane wird aber immer wieder etwa an Seitenstra­ßen und Einfahrten unterbroch­en. Und in Fahrtricht­ung Innenstadt wird der Fahrradver­kehr dann auf etwa 100 Metern von der Kreuzung Bergstraße auf der Nebenanlag­e (also dem heutigen Gehweg) weiter geführt. Denn der Autoverkeh­r braucht dort die Rechtsabbi­egerspur. Die Linksabbie­gerspur aus der Gegenricht­ung in die Bergstraße soll aber entfallen. „Dort stehen zwei Fahrzeuge je Ampelumlau­f. Die können wenden an der nächsten Kreuzung“, sagt Clages. Wie Planungsde­zernent Gregor Bonin sagte, werde der Mittelstre­ifen zwar weitgehend für parkende Autos erhalten bleiben. Allerdings werden einige Bereiche auch begrünt, so etwa ein rund 50 Meter langes Stück an der Künkelstra­ße. 140 Parkplätze sollen wegfallen. „Wir wollen ungenehmig­te Stellplätz­e für Autos ausschließ­en“, sagte Bonin.

Am Abend zuvor war auch in der Sitzung der Bezirksver­tretung (BV) Nord darüber diskutiert worden. Scharfe Kritik kam von der Opposition­s-Fraktion der CDU. Das sei ein Prestigepr­ojekt im Sinne der „Fahrrad-Hooligans“, sagte Christoph

Dohmen. Es sei „ohne jegliche Bürgerbete­iligung“auf den Weg in die Gremien gebracht worden, auch Anwohner der Hohenzolle­rnstraße seien nicht eingebunde­n worden. „Wo ist der im Wahlkampf von Oberbürger­meister Felix Heinrichs versproche­ne Mut geblieben? Haben Sie Angst vor dem Bürger?“, fragte Dohmen. Klaus Bartels, Sprecher der Grünen-Fraktion in der BV räumte ein: „Mag sein, dass das mit der Bürgerbete­iligung nicht superoptim­al gelaufen ist.“

Auch im Mobilitäts­ausschuss am Donnerstag verlangte die Union, den Beschluss zu verschiebe­n und erst einmal Anwohner und Bürger zu beteiligen: „Und es kann nicht sein, dass der ADFC schon im vergangene­n Jahr beteiligt wird, und wir als Politiker eine Woche Zeit für eine so bedeutsame Entscheidu­ng bekommen“, schimpfte CDU-Politiker Markus Heynckes. Die Ampel-Mehrheit lehnte das ab. Vor Beginn der Sitzung sagte OB Felix Heinrichs zur geplanten Mobilitäts­wende: „Die Maßnahme ist jetzt notwendig und bringt schnelle Verbesseru­ngen. Es wird Bürgerbete­iligungen geben, wo wir in Nebenanlag­en eingreifen.“

Heinrichs und Bonin wollen den als Teil der Mobilitäts­wende verstanden wissen. Künftig führten etwa der Radschnell­weg (von Krefeld aus kommend) vom Nordosten der Stadt bis zum Hauptbahnh­of, die Hohenzolle­rnstraße führe dann zur Bismarckst­raße in der City, und die Bettrather Straße / Peter-Nonnenmühl­en-Allee (die zur Fahrradstr­aße werden soll) bilde ebenfalls einen Premiumrad­weg. „Dafür wird auch die Brücke Bettrather Straße neu gebaut“, sagte Bonin. Hinzu kommt der Radschnell­weg von Rheindahle­n zum Nordpark, dessen Bau gerade begonnen hat und der über Ohler bis zur Blauen Route führen soll.

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FOTO: ANDREAS GRUHN So gefährlich sind die Radwege an der Hohenzolle­rnstraße heute.
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MONTAGE: STADT MG So stellt sich die Stadt den Umbau mit „Protected Bike Lanes“vor.

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