Mehr als Hosen, Kleider und Hüte
Die Berufsmesse „MG zieht an“gibt ihr CoronaComeback. Firmen stellen sich vor, Studierende knüpfen Kontakte. Dabei sind 2022 so viele Unternehmen wie noch nie dabei. Eine Ausstellung mit vielen Facetten.
MÖNCHENGLADBACH Kompressionsbinden sind praktisch. Sie sollen gegen Flüssigkeitsansammlungen im menschlichen Gewebe helfen. Mehrere Exemplare davon liegen auf dem Tisch vor Katharina Scherer. Mullauflagen und Stützverbände hat sie auch noch mitgebracht auf die Textilmesse „MG zieht an“. Scherer arbeitet für das Unternehmen KOB, das sich auf medizinische Produkte und Spezialtextilien spezialisiert hat. „Wir stellen unsere Gewebe selbst aus Rohbaumwolle her. Decken also die gesamte Textilproduktion ab“, sagt Scherer.
Auch sie ist also Teil der Branche, die sich am 19. und 20. Mai an der Hochschule Niederrhein und der Textilakademie trifft. Etwas exotisch vielleicht. „Aber unsere verschiedenen Farben zeigen ja, dass es Verbände auch in hübsch gibt“, sagt Scherer.
Auf der Messe stellen sich Unternehmen der gesamten Branche vor. Lokale Größen wie Aunde (mit 14 Meter langem und zehn Meter breitem Ausstellungs-Truck), Alberto, Fynch Hatton oder der Trützschler Group, aber auch Marken wie Adidas, Deichmann und Calzedonia, die ihren Sitz nicht in Mönchengladbach haben.
Die Firmen suchen Nachwuchs – und der Nachwuchs sucht nach möglichen Arbeitgebern oder Praktikumsstellen. Der Fachkräftemangel macht auch vor der Textilbranche nicht halt.
So viele Firmen wie in diesem Jahr waren noch nie dabei. 50 Unternehmen
und 78 Marken sind mit Ständen vertreten. Dabei bedienen sie die gesamte Wertschöpfungskette, von Textilmaschinenbau über technische Textilien, Bekleidung und Mode bis hin zum Handel. Rund 3000 Teilnehmende sollen über die beiden Tage kommen. Studierende der Hochschule, aber auch ganze Schulklassen haben sich angemeldet.
Anna-Lena Hölzer (26), Patricia Werse (26) und Johanna BürseHannig (25) haben schon ein paar Gespräche geführt. Jetzt sitzen sie draußen auf der Mauer gegenüber des Foodtrucks. Jede von ihnen mit drei bis vier Tüten in der Hand. Die
Firmen haben kleine Geschenke ausgegeben: Stifte, Blöcke, Süßigkeiten, Haargummis und Strohhalme.
Ein Arbeitsvertrag ist für die Management-Studentinnen aber noch nicht herausgesprungen. „Natürlich nutzt man das auch für neue Kontakte. Wir sind mit dem Studium fast durch und schauen uns um“, sagt Hölzer. Seit 2000 gibt es „MG zieht an“bereits. „Mittlerweile hat sich das Ganze mehr und mehr zu einer Innovationsmesse entwickelt“, sagt David Bongartz von der Wirtschaftsförderung Mönchengladbach, die neben dem Fachbereich Textil- und Bekleidungstechnik der Hochschule Niederrhein und der Textilakademie zu den Veranstaltern gehört. Auch das Innovatorium der Hochschule ist über die beiden Tage geöffnet. Dort werden neue Ideen für textile Produkte aus Wissenschaft und Wirtschaft prototypisch umgesetzt. Viele Projekte beschäftigen sich mit nachhaltigen Produkten und Abfallvermeidung.
Emily Brujna (21) will lieber designen. Sie ist im vierten Semester und stellt ihre Arbeiten im Gebäude G vor. Vor ihr liegen Blätter mit aufgemalten Kaffeetassen. Die Motive hat Brujna sich selbst ausgedacht und gezeichnet. „Das ist ein Bereich, in dem ich später mal arbeiten möchte. Eher nicht in der Herstellung“, sagt sie. Bettwäsche oder Handtücher. Da könnte sie sich ihre Tassen gut vorstellen. Heute berät sie potenzielle Kommilitonen.
Auf der Modenschau am Abend sind ihre Motive noch nicht zu sehen. Genauso wenig wie die Kompressen von Katharina Scherer.
60 Studierende stellen dort aus, manche ganze Kollektionen, andere einzelne Outfits. Auch extravagante Kleidung ist dabei, wie eine SchalKapuzenkombination mit Jeanshose und Jeansjacke. Aber auch relativ klassische Kleider.
Die Modenschau am 19. Mai war für Studierende, Veranstalter und Aussteller reserviert. Die am 20. Mai um 14.30 Uhr ist aber für alle offen und findet in der Textilakademie statt. Mehr Infos zur Messe unter: www.mgziehtan.de.