Rheinische Post Erkelenz

Der „General“nimmt Abschied

Betreuer Rolf Hülswitt geht nach 37 Jahren bei Borussia in Ruhestand.

- VON KARSTEN KELLERMANN

Ein typischer Gesichtsau­sdruck von Rolf Hülswitt? Knurrig. Ernst. Streng. Genervt. Alles zusammen irgendwie. Dass man den Mann, der seit 1985 bei Borussia war und nun am Samstag mit Blumen, einer BilderColl­age und viel Beifall in den Ruhestand verabschie­det wurde, „General“nennt, hat zum einen mit seiner Bundeswehr-Vergangenh­eit zu tun, zum anderen aber auch mit seinem Tonfall. Der klingt oft nach Ansage.

Doch unter der etwas griesgrämi­gen Oberfläche sitzt der Schalk, und der blitzt immer wieder durch bei Hülswitt. Ja, dieser Mann wäre eine ideale Ergänzung zu Waldorf and Statler, den beiden Meckerfrit­zen aus der Muppetshow.

Zeugwart und Betreuer war er bei Borussia, und hat als solcher viele, viele Borussen-Generation­en kommen und gehen sehen. „Als du angefangen hast, war ich noch gar nicht auf der Welt“, sagt Torwart Yann Sommer in einem kleinen Video, das die Borussen Hülswitt zum Abschied gewidmet haben. Da senden viele Spieler persönlich­e Grüße an Hülswitt.

Dass die Grüße von Herzen kommen, zeigte sich am Samstag beim 5:1 gegen 1899 Hoffenheim. Als Kapitän Lars Stindl das 1:1 erzielt hatte, schnappte er sich den Ball, winkte die Kollegen zusammen und machte sich mit dem Spielgerät unter dem Arm auf den Weg zur Bank. Dort bekam Hülswitt die Kugel überreicht, um kurz darauf in einer Traube von Borussen zu versinken. So war es auch nach Breel Embolos Tor zum 4:1. Hülswitt war merklich gerührt, als er später mit seinem Ball auf der Ersatzbank saß. „Ihr seid verrückt“, sagte er den Profis.

Als Hülswitt zu Borussia kam, spielte der Klub auf dem Bökelberg, Jupp Henyckes war Trainer, Uwe Rahn noch nicht Torschütze­nkönig und der spätere Trainer Dieter Hecking Jung-Profi. Gladbach trug Trikots mit Erdgas-Werbung und die Fußballsch­uhe waren schwarz.

Heute sind die wichtigste­n Arbeitsger­äte der Spieler recht farbenfroh, ein Umstand, der natürlich nie unkommenti­ert bleibt von Hüslwitt. Was er überhaupt nicht leiden kann: Wenn die Spieler nicht sorgsam mit ihrem Schuhwerk umgehen.

„Rolf Hülswitt, du verlässt den Verein, das kann man sich gar nicht vorstellen“, sagt Kapitän Lars Stindl in dem Video. „Ein sehr, sehr trauriger Moment“, findet Tony Jantschke. Sogar Granit Xhaka, der seit 2016 für den FC Arsenal spielt, schickte aus London Grüße. „37 Jahre, welch eine unglaublic­he Zahl“, sagt der frühere Kapitän, der einst den einen oder anderen Rüffel von Hülswitt kassiert hat wegen allzu großer Flapsigkei­t.

„Du hast eigentlich jeden Tag gemeckert. Über Schuhe, Bälle, die jungen Spieler, es war ein Abenteuer mit dir“, sagt Stindl grinsend. Sommer wurde weggeschub­st, wenn er seine Schuhe selbst putzen wollte. „Ich habe es geliebt, wie deine Stimmung gekippt ist, wenn ein Ball nach dem Training gefehlt hat“, erzählt der Torwart. Ordnung muss sein bei Hülswitt. „Du bist immer deinen Weg gegangen, warst immer geradeaus“, sagt Teammanage­r Christofer Heimeroth.

„Sie sind ein besonderer Bestandtei­l dieser Borussia“, sagt Finanzboss Stephan Schippers. „Du warst immer da, hast immer alles für uns getan. Dafür möchte ich Danke sagen“, sagt Stindl. Und Jantschke gibt Hülswitt zum Schluss noch einen guten Rat mit auf den Weg. „Werd‘ mal ein bisschen ruhiger und lächel‘ ab und an ein bisschen mehr“, sagt er. Klar ist: Borussia verliert ein Original.

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FOTO: DIRK PÄFFGEN Ein Ball für den „General“: Lars Stindl und Breel Embolo feiern Rolf Hülswitt.

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