„Ride of Silence“erinnert an getötete Radfahrer
Bei der zweiten Tour dieser Art, organisiert vom ADFC, fuhren die Teilnehmer zu den mit weißen Rädern markierten Orten und legten Rosen nieder.
MÖNCHENGLADBACH Es ist kein schöner Anlass, zu dem sich die Teilnehmer des zweiten Ride of Silence auf dem Rheydter Marktplatz treffen, dies stellt Guido Possehl, Mitglied des Vorstands des ADFC Mönchengladbach, bei seiner kurzen Ansprache klar. „Laut der Unfallstatistik gab es in NRW 76 getötete und 18.832 verunglückte Radfahrer“. In Mönchengladbach waren es laut der Statistik 276. Gott sei Dank gebe es seit drei Jahren in Mönchengladbach keinen getöteten Radfahrer mehr, so Possehl. „Trotzdem muss man immer wieder darauf aufmerksam machen“, mahnt er.
Dies ist auch der Grund, warum Claudia gekommen ist. Immer wieder gerate sie in gefährliche Situationen im Straßenverkehr. „Wenn noch mehr Leute darauf aufmerksam werden, wird sich auch etwas ändern“, hofft sie. Denn eigentlich hätte Mönchengladbach Potenzial für Menschen, um richtig gut radfahren zu können. „Ich wünsche mir eine Radspur auf der Bismarckstraße, und der Radweg auf der Hohenzollern Straße muss auch neu gemacht werden“, sagt sie.
Lukas und Lisa sind zum ersten Mal beim Ride of Silence dabei und tragen, wie alle anderen, als Erkennungszeichen weiße Westen mit einem schwarzen Kreuz und schwarzem Schriftzug Ride of Silence auf dem Rücken. „Gefährlich wird es für uns zum Beispiel, wenn Autos zu nah überholen oder wenn Einbahnstraßen
für Radfahrer frei sind“, sagt Julia. „Autotüren, die plötzlich aufgemacht werden, sind ein Problem“, ergänzt Lukas.
Ohne große Worte nehmen die Teilnehmer ihre Fahrt auf. Insgesamt 18 Kilometer werden die Radfahrer
zurückgelegt haben, wenn sie, wie geplant, drei der vier Ghostbikes in Mönchengladbach besucht haben. Die Ghostbikes hat der ADFC unter Rücksprache mit den Angehörigen am Unfallort aufgestellt. In ganz andächtigem Tempo geht es über die blaue Route über Dahl zum ersten Gedenkort.
Immer wieder blicken Passanten oder Autofahrer neugierig zum Demozug herüber, versuchen die Schrift auf den Westen zu entziffern. Oft kommen anerkennende Blicke oder ein Daumen hoch.
Die Teilnehmer versammeln sich vor dem Ghostbike, einem weiß gestrichenem alten Rennrad, welches erhöht unmittelbar neben der rechten Spur an der stark befahrenen Hittastraße steht. An dieser Stelle
verunglückte 2018 ein 75-jähriger Radfahrer. Mit einer Klangschale wird eine Schweigeminute eingeläutet, es wird still, viele schauen zum Bike oder zum Boden. Ein zweites Läuten der Schale beendet die Schweigeminute. Bevor es weitergeht, werden noch weiße Rosen niedergelegt. Das zweite Ghostbike steht an der Araltankstelle in Lürrip. Hier verunglückte eine Postbotin, 54 Jahre, tödlich, die wie Guido Possehl berichtet, sehr beliebt im Bezirk war. Blumen, ein Engel und ein ausgeblichenes Shirt von der Post, sind stumme Zeugen. Auch hier verharren die Teilnehmer für eine Schweigeminute und legen weiße Rosen an das Ghostbike. Die dritte Station führt nach Neuwerk zum Gedenken an einen 53-jährigen Radfahrer. Auf dem Rheydter Markt endete der Ride of Silence, aber nur für 2022.