Rheinische Post Erkelenz

Wo Stolperste­ine in Erkelenz Geschichte erzählen

In der Innenstadt erinnern die kleinen Messingpla­tten an die jüdischen Mitbürger. Ein Rundgang mit dem Heimatvere­in erinnerte an diese Menschen.

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(kl) Ein gutes Dutzend Interessie­rte konnte Rita Hündgen, Vorsitzend­e des Heimatvere­ins der Erkelenzer Lande, zu einem Stolperste­in-Gang in der Erkelenzer Innenstadt begrüßen. Diese Aktion im Rahmen der Veranstalt­ungsreihe zur Erinnerung an die Machtübern­ahme der Nationalso­zialisten vor 90 Jahren führte die Teilnehmer zu den Gebäuden, in denen jüdische Mitbürger lebten. Hubert Rütten, nach Hündgens Worten „unser Spezialist für jüdischen Leben in Erkelenz“, informiert­e über die Bewohner; sei es an der Brückstraß­e, am Franziskan­erplatz oder an der Südpromena­de. Dort wie an anderen Stationen berichtete er über die Menschen und deren Schicksale. 35 Stolperste­ine gibt es in der Innenstadt.

Der Künstler Günter Demnig hat Messingpla­tten in Größe eines Pflasterst­eins

geschaffen, die in den Gehweg eingelasse­n werden und die Namen der früheren Bewohner tragen. 2008 sind Schüler der Gemeinscha­ftshauptsc­hule Erkelenz auf die Stolperste­in-Aktion aufmerksam geworden und haben begonnen, sie im Rahmen eines Schulproje­ktes nach Erkelenz zu holen. Jetzt liegen die

Stolperste­ine überall dort, wo die jüdischen Mitbürger ihren letzten Wohnsitz in Erkelenz hatten, bevor sie verschlepp­t, ermordet oder vertrieben wurden.

Es habe zu Anfang des 20. Jahrhunder­ts nur eine kleine jüdische Gemeinde gegeben, meinte Rütten, zwischen 80 und 100 Mitglieder dürfte sie gehabt haben. Auf dem ehemaligen jüdischen Friedhof an der Neusser Straße hat es ausnahmswe­ise vor ein paar Jahren die Beisetzung einer jungen Mutter gegeben, die nach der Umsiedlung aus der Sowjetunio­n verstorben ist. Ansonsten, so Rütten, habe sich das jüdische Leben von Erkelenz zur Synagoge nach Mönchengla­dbach verlagert. In Erkelenz selbst habe es nur eine kleine Synagoge an der Ecke Westpromen­ade/ Patersgass­e gegeben. „Weil die Gemeinde

nicht viel Geld hatte, wurde dort ein kleines Haus umgebaut.“Es wurde im Krieg bis auf eine Mauer zerstört und in andere Form aufgebaut. Zwei Exemplare der Thora, der heiligen Schrift des Judentums, aus dieser Synagoge befinden sich in einem Archiv in Düsseldorf.

Viele bekannte Namen wurden von Rütten bei dem Rundgang erwähnt, ob Strauß oder Leyens, Hertz oder Harf, sie alle sind mit der Erkelenzer Stadtgesch­ichte verbunden. Siegmund Harf wurde sogar als erster Jude in den Stadtrat gewählt.

Sein Wissen hat Rütten im Buch „Lebenspure­n –Spurensuch­e“niedergele­gt. Es ist vergriffen, kann aber beim Heimatvere­in und in der Stadtbüche­rei ausgeliehe­n werden. Auch wird im Herbst ein Flyer neu aufgelegt, der über das jüdische Leben in Erkelenz informiert.

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RP-FOTO: RUTH KLAPPROTH Hubert Rütten (2.v.l.) erzählt von jüdischen Schicksale­n in Erkelenz.

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