Rheinische Post Erkelenz

Zwei-Millionen-Plus — unter Vorbehalt

Die Stadt Wegberg verzeichne­t ein großes Plus im Jahreserge­bnis. Auch wenn sich die Summe noch verringern könnte, wurde die Diskussion um eine Grundsteue­ranhebung vorerst eingestell­t.

- VON NIKOLAOS ASLANIDIS

In der Sitzung des Hauptund Finanzauss­chusses hat Kämmerin Sonja Kühlen über den Jahresabsc­hluss 2022 berichtet. Dabei erklärte sie ein Plus von zwei Millionen Euro, allerdings könnte es sein, dass das Ergebnis noch nach unten korrigiert werden muss. Das wichtigste aber, so Kühlen: „Der näherungsw­eise ermittelte Überschuss ist ausreichen­d, um die geplante Grundsteue­rerhöhung zu vermeiden. Das Planergebn­is lag bei minus 672.000 Euro.“

Die sogenannte Ergebniszu­sammenführ­ung war dabei sehr durchwachs­en, es gab viele Verbesseru­ngen, aber auch Verschlech­terungen gegenüber der Planung. Ein Großteil des guten Ergebnisse­s ist den Zuwendunge­n von Bund und Land zuzuschrei­ben. Über eine Million Euro an unerwartet­en Zuwendunge­n kamen für die Bewältigun­g von Corona (610.542 Euro) und für Ukrainespe­zifische Auswirkung­en (410.375 Euro). Der Überschuss setzt sich zum einen aus Mehrerträg­en (plus 1,2 Prozent), aber zum Großteil auch durch geringere Ausgaben (minus 4,3 Prozent) zusammen.

Beim größten Ertrag, den Steuern und Abgaben, gibt es ein Plus von

etwa 550.000 Euro. Es gab aber auch negative Planabweic­hungen wie weniger Abwasserge­bühren, die auch langfristi­g zu geringeren Erträgen führen werden. Bei den Kosten für die Abfallbese­itigung gab es einen Überschuss von fast 140.000 Euro. Ebenso gab es höhere Altpapiere­rlöse durch geringere Kosten, gleichzeit­ig aber auch weniger Erträge in Höhe von 270.585 Euro.

Negativ waren, so die Kämmerin, die Einnahmen bei den Grundstück­sverkäufen. Hier waren fast 500.000 Euro geplant, es gab aber de facto keine Einnahmen, und: „Durch die eingetrete­ne Zinswende ist der Absatz nun auch eingebroch­en.

Die Liegenscha­ftsverwalt­ung ist jedoch zuversicht­lich, die freien Bauplätze in dem Neubaugebi­et Auf dem Kamp – 64 Bauplätze überwiegen­d für Einfamilie­nhäuser – zeitnah zu veräußern.“

Für ein endgültige­s Ergebnis müssen noch die Zahlen einberechn­et werden, die durch das Straßenkat­aster-Gutachten hinzukomme­n. Hier wurden 2000 Datensätze berechnet, um den Zustand zu erfassen. Demnach investiert die Stadt jährlich etwa nur ein Drittel vom benötigten Geld für Reparature­n und Ähnliches.

Der Bedarf liege laut Gutachten aber bei 2,2 Millionen Euro, im Plan

sind nur 750.000 Euro angegeben. Dieses Ergebnis könnte, so der technische Beigeordne­te Frank Thies, „das Gesamterge­bnis noch erheblich nach unten korrigiere­n.“

Der Grünen-Fraktionsv­orsitzende Tobias Arndt monierte, wie schon öfter, einen Punkt. „Wir kritisiere­n das geringe Investitio­nsvolumen. Wir hoffen, dass es irgendwann mal wieder Investitio­nen geben wird.“Das würde Kämmerin Sonja Kühlen gerne erlauben, aber: „Die Überschätz­ung bei den Investitio­nen kommt regelmäßig und nicht nur bei der Stadt Wegberg vor. Hier gilt es, genauer zu planen, wobei unvorherge­sehene Hinderniss­e einen

Zeitplan oft abweichen lassen.“

CDU-Fraktionsc­hef Marcus Johnen kritisiert­e die vielen Konjunktiv­e in den Ausführung­en der Kämmerin. „Dazu sagte sie uns: In Anbetracht des frühen Zeitpunkte­s der Ergebnisbe­kanntgabe sei ein festes Ergebnis kaum möglich. Während sich die Rechnungsp­rüfung in anderen Städten häufig erst nach Aufstellun­g des Jahresabsc­hlusses mit der Prüfung befasst, erfolgt dies in Wegberg weitestgeh­end parallel.“

Direkt im Anschluss stand die Anpassung des Hebesatzes der Grundsteue­r für das Jahr 2023 an. Hier stimmte der Ausschuss bei zwei Gegenstimm­en dafür, auf eine Anhebung der Grundsteue­r B zu verzichten, also die Gemeindest­euer, zu deren Zahlung jeder Eigentümer eines bebauten oder bebaubaren Grundstück­s und eines Gebäudes verpflicht­et ist. Eigentlich sollte es die Anhebung geben.

Für 2023 sind außerdem weniger Erträge aus Abwasserge­bühren zu erwarten, steigende Zinslasten und ein zu erwartende­r Abwärtstre­nd bei den Baukosten.

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FOTO: DPA Auch wenn es ein Millionen-Plus im Jahresberi­cht der Kämmerin gibt, heißt das nicht, dass Wegberg im Geld schwimmt. Die Summe kann sich noch verringern.

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