Ein „Meilenstein“für die Umsiedlung
Am Wochenende ist die neue Mehrzweckhalle am Umsiedlungsstandort Keyenberg (neu) eröffnet worden. Architektonisch kann sich der neue Ortskern sehen lassen, meinen die ersten Besucher.
Gleich zweimal kam die neue Mehrzweckhalle am Umsiedlungsstandort im Erkelenzer Norden zu ihrer Eröffnung zum Einsatz: Am Freitag übergab die Stadtverwaltung die neue Halle offiziell an die Vereine, am Samstag war sie dann schon Schauplatz des Erkelenzer Neujahrsempfangs. Viele Hundert Besucher strömten also am Wochenende in die Halle – und alle waren sich einig: Hier ist ein schöner Mittelpunkt für ein Dorf entstanden, das erst noch zusammenwachsen muss.
Offiziell liegt die Halle in Keyenberg (neu), doch aus den fünf umgesiedelten Braunkohledörfern Keyenberg, Kuckum, Ober- und Unterwestrich sowie Berverath ist im Grunde ein großes Neubaugebiet entstanden. Auch wenn die Vereine und Dorfgemeinschaften fortbestehen, brauchten sie dringend ein Zentrum, in dem gefeiert werden kann und Gemeinschaft entsteht. Dies ist mit der für 4,8 Millionen Euro gebauten Halle nun geschehen.
Agnes Maibaum, Vorsitzende der Dorfgemeinschaft Keyenberg-Westrich-Berverath, freute sich, dass die Halle so schön geworden ist und erinnerte an das Versprechen, das der verstorbene Alt-Bürgermeister Peter Jansen zu Beginn der drohenden Umsiedlung gegeben hatte: „Peter Jansen hat immer gesagt: Was in den Altorten sinnvoll ist, muss in den neuen Orten neu errichtet werden.“Auch der Technische Beigeordnete der Stadt, Ansgar Lurweg, erinnerte sich an diesen prägnanten Satz zurück: „Ich glaube, wir können sagen, die neue Halle ist noch besser geworden.“Der Erste Beigeordnete Hans-Heiner Gotzen sprach von einem „Meilenstein“im Prozess der Umsiedlung.
2019 hatte eine Jury bei einem Architektenwettbewerb aus zwölf Entwürfen den des Bergisch Gladbachers Thomas Duda gewählt. Innen überzeugt die Halle (315 Quadratmeter im Saal, 45 weitere im Vereinsraum, dazu zahlreiche Nebenräume) durch ihre Schrägdachkonstruktion und die markanten Holzbalken. Es ist aber vor allem die Außenwirkung, die letztlich den Ausschlag für Duda gab. Unter anderem durch die Verwendung des gleichen Klinkers wie bei der
Kapelle St. Josef direkt gegenüber ist ein Ensemble entstanden. „Das Gebäude nimmt sich zurück und ermöglicht in Kombination mit der Kapelle einen richtigen Dorfplatz. Städtebaulich haben wir hier etwas einzigartiges geschaffen“, sagte Ansgar Lurweg.
Ganz fertig ist das Gebäude noch nicht, auch im Außenbereich wird
noch viel Arbeit nötig sein, etwa an der angrenzenden Festwiese, auf der künftig die Schützenfeste gefeiert werden sollen.
Ohnehin waren die Bauarbeiten nicht reibungslos verlaufen. Die ursprüngliche Planung, bereits 2023 Karneval in der Halle feiern zu können, musste die Stadtverwaltung ebenso revidieren wie die Eröffnung
zur Spätkirmes im vergangenen Jahr. Zuerst war es der Holzmangel, der zu Verzögerungen führte, dann machte über Monate ein Handwerksbetrieb Probleme, der vor allem durch Abwesenheit glänzte. Insgesamt arbeiteten 25 Firmen an der Hallenentstehung. Auch Lurweg bezeichnete die Verzögerung als „ärgerlich“und „bitter“, wollte aber nach vorne schauen: „Wenn man heute das Ergebnis sieht, dann kann man auch irgendwann einen Schnaps drüber gießen und sagen: Es ist eine schöne Halle geworden.“
Für die Einsegnung sorgten die Pfarrer Werner Rombach und Günter Jendges. In der Halle werden übrigens gleich zwei Kreuze aufgehangen: Ein neues und eines, das Hans-Heiner Gotzen aus der alten Keyenberger Grundschule „rettete“. So soll ein Stück des Altortes in der neuen Halle weiterleben.
Eine Besonderheit findet sich an der Außenfassade, wenn auch noch mit kleinem Schönheitsfehler: Auf großen Cortenstahlplatten sind rund um die Halle Texte zu den umgesiedelten Dörfern, Vereinen, zur Niers und zur Umsiedlung angebracht. Auf einer dieser Platten steht allerdings „Keyenwberg“. Sie soll ausgetauscht werden, auch wenn Agnes Maibaum befand: „Wir sind eigentlich ganz besonders stolz auf die Tafel mit dem W-Berg, denn sie macht die Halle irgendwie einzigartig. Eigentlich schade, dass sie ausgetauscht wird.“