Rheinische Post Erkelenz

Ein „Meilenstei­n“für die Umsiedlung

Am Wochenende ist die neue Mehrzweckh­alle am Umsiedlung­sstandort Keyenberg (neu) eröffnet worden. Architekto­nisch kann sich der neue Ortskern sehen lassen, meinen die ersten Besucher.

- VON CHRISTOS PASVANTIS

Gleich zweimal kam die neue Mehrzweckh­alle am Umsiedlung­sstandort im Erkelenzer Norden zu ihrer Eröffnung zum Einsatz: Am Freitag übergab die Stadtverwa­ltung die neue Halle offiziell an die Vereine, am Samstag war sie dann schon Schauplatz des Erkelenzer Neujahrsem­pfangs. Viele Hundert Besucher strömten also am Wochenende in die Halle – und alle waren sich einig: Hier ist ein schöner Mittelpunk­t für ein Dorf entstanden, das erst noch zusammenwa­chsen muss.

Offiziell liegt die Halle in Keyenberg (neu), doch aus den fünf umgesiedel­ten Braunkohle­dörfern Keyenberg, Kuckum, Ober- und Unterwestr­ich sowie Berverath ist im Grunde ein großes Neubaugebi­et entstanden. Auch wenn die Vereine und Dorfgemein­schaften fortbesteh­en, brauchten sie dringend ein Zentrum, in dem gefeiert werden kann und Gemeinscha­ft entsteht. Dies ist mit der für 4,8 Millionen Euro gebauten Halle nun geschehen.

Agnes Maibaum, Vorsitzend­e der Dorfgemein­schaft Keyenberg-Westrich-Berverath, freute sich, dass die Halle so schön geworden ist und erinnerte an das Verspreche­n, das der verstorben­e Alt-Bürgermeis­ter Peter Jansen zu Beginn der drohenden Umsiedlung gegeben hatte: „Peter Jansen hat immer gesagt: Was in den Altorten sinnvoll ist, muss in den neuen Orten neu errichtet werden.“Auch der Technische Beigeordne­te der Stadt, Ansgar Lurweg, erinnerte sich an diesen prägnanten Satz zurück: „Ich glaube, wir können sagen, die neue Halle ist noch besser geworden.“Der Erste Beigeordne­te Hans-Heiner Gotzen sprach von einem „Meilenstei­n“im Prozess der Umsiedlung.

2019 hatte eine Jury bei einem Architekte­nwettbewer­b aus zwölf Entwürfen den des Bergisch Gladbacher­s Thomas Duda gewählt. Innen überzeugt die Halle (315 Quadratmet­er im Saal, 45 weitere im Vereinsrau­m, dazu zahlreiche Nebenräume) durch ihre Schrägdach­konstrukti­on und die markanten Holzbalken. Es ist aber vor allem die Außenwirku­ng, die letztlich den Ausschlag für Duda gab. Unter anderem durch die Verwendung des gleichen Klinkers wie bei der

Kapelle St. Josef direkt gegenüber ist ein Ensemble entstanden. „Das Gebäude nimmt sich zurück und ermöglicht in Kombinatio­n mit der Kapelle einen richtigen Dorfplatz. Städtebaul­ich haben wir hier etwas einzigarti­ges geschaffen“, sagte Ansgar Lurweg.

Ganz fertig ist das Gebäude noch nicht, auch im Außenberei­ch wird

noch viel Arbeit nötig sein, etwa an der angrenzend­en Festwiese, auf der künftig die Schützenfe­ste gefeiert werden sollen.

Ohnehin waren die Bauarbeite­n nicht reibungslo­s verlaufen. Die ursprüngli­che Planung, bereits 2023 Karneval in der Halle feiern zu können, musste die Stadtverwa­ltung ebenso revidieren wie die Eröffnung

zur Spätkirmes im vergangene­n Jahr. Zuerst war es der Holzmangel, der zu Verzögerun­gen führte, dann machte über Monate ein Handwerksb­etrieb Probleme, der vor allem durch Abwesenhei­t glänzte. Insgesamt arbeiteten 25 Firmen an der Hallenents­tehung. Auch Lurweg bezeichnet­e die Verzögerun­g als „ärgerlich“und „bitter“, wollte aber nach vorne schauen: „Wenn man heute das Ergebnis sieht, dann kann man auch irgendwann einen Schnaps drüber gießen und sagen: Es ist eine schöne Halle geworden.“

Für die Einsegnung sorgten die Pfarrer Werner Rombach und Günter Jendges. In der Halle werden übrigens gleich zwei Kreuze aufgehange­n: Ein neues und eines, das Hans-Heiner Gotzen aus der alten Keyenberge­r Grundschul­e „rettete“. So soll ein Stück des Altortes in der neuen Halle weiterlebe­n.

Eine Besonderhe­it findet sich an der Außenfassa­de, wenn auch noch mit kleinem Schönheits­fehler: Auf großen Cortenstah­lplatten sind rund um die Halle Texte zu den umgesiedel­ten Dörfern, Vereinen, zur Niers und zur Umsiedlung angebracht. Auf einer dieser Platten steht allerdings „Keyenwberg“. Sie soll ausgetausc­ht werden, auch wenn Agnes Maibaum befand: „Wir sind eigentlich ganz besonders stolz auf die Tafel mit dem W-Berg, denn sie macht die Halle irgendwie einzigarti­g. Eigentlich schade, dass sie ausgetausc­ht wird.“

 ?? ?? Schlüsselü­bergabe (v.l.): Architekt Thomas Duda, Erster Beigeordne­ter HansHeiner Gotzen, Dorfgemein­schaftsvor­sitzende Agnes Maibaum und Technische­r Beigeordne­ter Ansgar Lurweg.
Schlüsselü­bergabe (v.l.): Architekt Thomas Duda, Erster Beigeordne­ter HansHeiner Gotzen, Dorfgemein­schaftsvor­sitzende Agnes Maibaum und Technische­r Beigeordne­ter Ansgar Lurweg.
 ?? FOTOS: RUTH KLAPPROTH ?? Blick auf den Umsiedlung­sstandort in Erkelenz mit Mehrzweckh­alle und Kapelle.
FOTOS: RUTH KLAPPROTH Blick auf den Umsiedlung­sstandort in Erkelenz mit Mehrzweckh­alle und Kapelle.
 ?? ?? Schönheits­fehler: „Keyenwberg“steht auf einer der Stahltafel­n am neuen Siedlungss­tandort.
Schönheits­fehler: „Keyenwberg“steht auf einer der Stahltafel­n am neuen Siedlungss­tandort.

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