Astronomische Ereignisse 2024
Auch im kommenden Jahr kann man in den Sternen lesen. Unser Fachmann auf diesem Gebiet, Wolfgang Verbeek, hat einmal mehr Ereignisse und Fakten zusammengestellt. Welche Rolle die Sonne dabei spielt und wo man eine Mondfinsternis sieht.
Kalender-Daten
Das Jahr 2024 ist nach dem Gregorianischen Kalender ein Schaltjahr mit 366 Tagen. Die Frühlings-Tagund Nachtgleiche ist am Mittwoch, 20. März, um 4.06 Uhr, die Sommer-Sonnenwende am Donnerstag, 20.Juni, um 21.44 Uhr, die HerbstTagund Nachtgleiche am Sonntag, 22.September, um 13.44 Uhr und die Winter-Sonnenwende am Samstag, 21.Dezember, um 10.21 Uhr.
Die Mitteleuropäische Sommerzeit (MESZ) geht gegenüber der Mitteleuropäischen Zeit (MEZ) um eine Stunde vor und soll vom 31. März bis 27. Oktober 2024 gelten.
Das jüdische Jahr 5785 beginnt am 2. Oktober mit dem Sonnenuntergang, der jüdische Neujahrstag ist folglich am 3. Oktober. Das islamische Jahr 1446 beginnt am 7. Juli mit dem Sonnenuntergang, der 8. Juli ist demnach der erste Tag im neuen Jahr. Das 41. Jahr im 79. Zyklus des traditionellen chinesischen Kalenders beginnt am 10.Februar. Es ist das Jahr des Drachens, genannt jia-chen. In der byzantinischen Ära beginnt am 14. September das Jahr 7533, das japanische Jahr 2684 beginnt am 1. Januar.
Das tropische Jahr 2023/ 24, also die Zeit zwischen zwei aufeinander folgenden Durchgängen der Sonne durch den mittleren Frühlingspunkt bei ihrer scheinbaren jährlichen Bewegung längs der Ekliptik, beträgt 365 Tage, 5 Stunden, 54 Minuten und 53 Sekunden. Aufgrund der Gravitationseinflüsse der Planeten und der elliptischen Bahn der Erde um die Sonne schwankt der Zeitraum zwischen den Frühlings-punkten jedes Jahr um einige Minuten.
Sonne
Die Sonne ist seit den 40er Jahren des letzten Jahrhunderts deutlich aktiver als in den 8000 Jahren zuvor. Dies haben aktuelle Untersuchungen vom Max Planck Institut für Sonnensystemforschung bei C 14-Messungen an Baumproben und Be 10-Messungen an Eiskernen von
Grönland und der Antarktis ergeben. Beide Isotope bilden sich beim Zusammenstoß von Teilchen der kosmischen Strahlung, also auch bei Teilchen vom Sonnenwind mit Stickstoff- und Sauerstoff-Molekülen.
Aufgrund der bisherigen Entwicklung und laut einer Vorhersage des Space Weather Prediction Center (SWPC) wird der aktuelle 25. Sonnenzyklus stärker ausfallen und früher als erwartet sein Maximum erreichen. Dies wird in diesem Jahr zwischen Januar und Oktober der Fall sein.
Bei der derzeit hohen Sonnenaktivität dürfte die Beobachtung der totalen Sonnenfinsternis über Mexiko und Nordamerika Anfang April zu einer besonders spektakulären Sonnenkorona führen. Wie bedeutsam die Beobachtung und Vorhersage der Sonnenaktivität für viele spezielle Aktivitäten auf der Erde ist,
hat sich im Februar 2022 gezeigt, als 38 der 49 von Space X gestarteten Starlink-Satelliten ihre Umlaufbahn nicht erreichten und beim Absturz verglühten. Der Grund lag an der Zunahme der Luftdichte durch den von der Sonne bei hoher Aktivität verursachten Teilchenstrom (Elektronen, Protonen, Heliumkerne), der bekanntlich mit einer Geschwindigkeit von rund 500 km/Sekunde unterwegs ist.
Planeten
Merkur zeigt sich Mitte März bis Ende März am Abendhimmel und ist Mitte Januar, Anfang September und Ende Dezember am Morgenhimmel sichtbar. Die Venus ist von Jahresbeginn bis Mitte März Morgenstern und kommt am 4. Juni in die obere Konjunktion zur Sonne. Von August bis über das Jahresende ist sie als brillianter Abendstern zu beobachten.
Mars erscheint Mitte Mai am Morgenhimmel und kommt am 16. Januar 2025 in Opposition zur Sonne. Jupiter hat am 7. Dezember 2023 im Sternbild Stier seine Oppositionsstellung erreicht und kann bis Ende April am Abendhimmel beobachtet werden. Am 18. Mai steht er in Konjunktion zur Sonne und taucht Mitte Juni am Morgenhimmel auf. Saturn steht am 28. Februar in Konjunktion zur Sonne, erscheint Ende März am Morgenhimmel und steht am 8. September im Sternbild Wassermann in Opposition zur Sonne. Bis Ende Dezember ist der Ringplanet am Abendhimmel vertreten.
Uranus kommt am 13. Mai in Konjunktion und am 17. November im Sternbild Stier in Opposition zur Sonne. Neptun steht am 17. März in Konjunktion und am 21. September im Sternbild Wassermann in Opposition zur Sonne. Der bekannteste Zwergplanet Pluto erreicht am 20.
Januar seine Konjunktion und am 23. Juli im Sternbild Steinbock seine Opposition zur Sonne.
Finsternisse
Im Jahr 2024 ereignen sich vier Finsternisse, von denen nur eine unspektakuläre HalbschattenMondfinsternis von Deutschland aus beobachtet werden kann. Die Mondfinsternis am 25. März, bei der der Mond nur vom Halbschatten bedeckt wird, kann von Nordamerika und westlichen Bereichen Südamerikas beobachtet werden.
Das Highlight für Mexiko und Nordamerika ist die totale Sonnenfinsternis am 8. April. Die Totalitätszone zieht sich vom Zentralpazifik über Mexiko und den Süden und Osten der USA und tangiert die Großstädte Austin, Dallas, Cleveland, Rochester und Montreal.
Von Europa, Westafrika, Südamerika und dem östlichen Teil der USA ist am 18. September eine Mondfinsternis zu beobachten, bei der der Mond nur zu neun Prozent seines scheinbaren Durchmessers vom Kernschatten der Erde bedeckt wird. Das Maximum der ringförmigen Sonnenfinsternis vom 2. Oktober zieht sich fast ausschließlich über den östlichen und südlichen Pazifik und streift nur Patagonien, die Südspitze von Südamerika.
Weltraumforschung
Das über Kooperation chinesischer und deutscher Forschungsinstitute entwickelte Röntgenteleskop Einstein Probe soll im Januar auf eine gut 600 Kilometer hohe Erdbahn gebracht werden und unter anderem die detektierten GravitationswellenEreignisse genauer untersuchen. Nachdem Anfang März 2023 der Start der japanischen SchwerlastRakete H 3 gescheitert ist, untersucht Japan derzeit mit Vorrang die Behebung der Probleme für einen erneuten Startversuch.
Der Erstflug der neuentwickelten Ariane 6 Rakete soll nach circa vierjähriger Verspätung im Juli 2024 stattfinden. Die Nutzlast kann je nach Booster-Bestückung der Rakete 5 bis 11,5 Tonnen betragen.
Die chinesische Sonde Chang’e 6 soll im Mai zum Mond fliegen und auf der Rückseite des Mondes Bodenproben aufnehmen und zur Erde zurückbringen. Die japanische Martian Moons Exploration-Sonde soll im September zum Mars fliegen und seine beiden Monde Phobos und Deimos genauer untersuchen. Außerdem soll eine Bodenprobe von Phobos genommen und zur Erde zurückgebracht werden. Mit an Bord der Sonde ist der deutschfranzösische Rover Idefix, der über einen Abwurf auf Phobos landen und diesen mobil erkunden soll.
Im Dezember will China das entwickelte Weltraumteleskop Xuntian nahe an die chinesische Raumstation schicken, um Wartungs- und Betankungsvorgänge einfach durchführen zu können. Das Teleskop hat ein dreispiegeliges, exzentrisches optisches System mit einem Hauptspiegel von zwei Metern. Mit einer Besatzung von vier Astronauten soll die Artemis 2-Mission der NASA im November zum Mond fliegen und nach mehrmaligem Umrunden wieder den Rückflug zur Erde antreten.
Nachdem das Weltraumteleskop Euclid nach dem Start im Juli 2023 seinen Standort am Lagrangepunkt 2 planmäßig erreicht hat, hat es bereits sensationelle Aufnahmen zur Erde geschickt. Auf einem Foto mit dem Perseus-Galaxienhaufen und seinen rund 1000 Mitgliedern sind weitere 100.000 Galaxien zu erkennen. Fast unglaublich, aber wahr!