Rheinische Post Erkelenz

Der Winterspor­t der besonderen Art

Grinchos haben sich beim Finale der 13. WM im Bierkasten­curling durchgeset­zt. Der Sport hat Tradition in der Mühlenstad­t.

- VON DANIELA GIESS

Als der begehrte Wanderpoka­l nach gut drei Stunden an das Team „Los Grinchos“überreicht wurde, hatte es für „Die Bits“nicht gereicht. Das Quartett – Wegbergs ehemaliger Bürgermeis­ter Michael Stock und seine drei langjährig­en Freunde aus der Mühlenstad­t – war froh, den Einzug ins Finale der mittlerwei­le 13. inoffiziel­len Weltmeiste­rschaft im Bierkasten-Curling geschafft zu haben, hatte sich nach der erfolgreic­hen Vorrunde aber noch mehr erhofft. „Die Vorrunde lief sehr gut für uns. Ich bin Optimist“, hatte der neue Geschäftsf­ührer der Unfallkass­e NRW in einer kurzen Spielpause noch verkündet. Und: „Als letzter Werfer unseres Teams trage ich eine große Verantwort­ung. Es ist meine Aufgabe, den Bierkasten entweder noch über die Linie zu befördern oder an der Position der anderen Kästen noch etwas zu verändern.“Selbst das intensive Trainingsl­ager an einem geheimen Ort, das Stock augenzwink­ernd andeutete, schien nicht den erhofften Effekt ausgelöst zu haben – schon vor dem Finale war Schluss.

Die Hückelhove­ner Truppe „Papalapub“schaffte den zweiten Platz, im Wettkampf um Rang drei setzten sich die „Glashoch Rangers“gegen die Tuppsportf­reunde aus der Wegberger Gaststätte Stöckske durch. Die insgesamt zwölf Teams, darunter Sparkassen-Angestellt­e der Wegberger Filiale, die Freitagsgr­uppe des TuS Beeck sowie eine Karnevalis­ten-Abordnung aus den Reihen der KG Flöck op, traten bei

dem ungewöhnli­chen Wettstreit auf der 300-Quadratmet­er-Eisfläche vor dem Rathaus in den einzigarti­gen Wettstreit.

Denn Bierkasten-Curling ist eine sportliche Disziplin, die es nur in Wegberg gibt. Japi‘s-Wirt Peter Jansen, der den Glühweinst­and an der Eisbahn betreibt und als Beisitzer im Vorstand der Werbegemei­nschaft mitarbeite­t, erinnerte sich noch gut an die Anfänge der spektakulä­ren Attraktion, die in der kalten Jahreszeit immer zahlreiche Teilnehmer und Zuschauer anlockt.

Damals habe es im nahe gelegenen Mönchengla­dbach am früheren

Stadttheat­er einen Curling-Wettbewerb gegeben. „Damals hatte mein Bruder dort den Ausschank. Wir wollten es lieber mit Bierkästen versuchen. Eine Theken-Idee“, erklärt Jansen. Schon bei der Premiere des außergewöh­nlichen Winterspor­ts mit alkoholisc­hem Equipment – in den Kästen werden bis zu fünf gefüllte Bierflasch­en aus Plastik beliebig angeordnet – geriet zum einzigarti­gen Erfolgs-Hit. „Im ersten Jahr hatten wir hier 32 Mannschaft­en. In Spitzenzei­ten waren es 130“, erinnerte sich Jansen.

Kegelclubs, Hobbysport­ler, Karnevalsj­ecke, Arbeitskol­legen oder gute

Freunde finden sich dabei zusammen, um Vierer-Teams zu bilden. Aus der Hocke wird der Bierkasten möglichst nah an einen markierten Punkt befördert. Marion MüllerPlat­z, die Vorsitzend­e der ausrichten­den Wegberger Werbegemei­nschaft, freut dabei besonders der Inklusions­gedanke. Nahezu jeder könne teilnehmen, auch Menschen mit Handicap, so die Immobilien­maklerin, die die zahlreiche­n Besucher beim großen WM-Finale willkommen hieß.

Für die Anhänger der seltenen Winterspor­tart hatte die Wegberger Unternehme­rin gute Nachrichte­n:

Auch im kommenden Jahr wird es wieder eine Weltmeiste­rschaft geben, die Neuauflage der Wegberger Eisbahn, um die aktuell wegen der etwas wackligen Finanzieru­ng gezittert worden war, ist bereits gesichert. Wichtige Sponsoren hatten sich zurückgezo­gen wegen der Energiekri­se.

Man habe bereits ein neues Konzept entwickelt. Besonders wichtig ist es den Ausrichter­n, die Eintrittsp­reise das Schlittsch­uhfahren stabil zu halten. Vier Euro kostet das winterlich­e Vergnügen auf der Eisbahn mit unbegrenzt­em Aufenthalt. „Schlittsch­uhlaufen ist woanders weitaus teurer“, hat Jansen festgestel­lt. Kinderpuns­ch, Crepes, Grillwürst­chen, heißer Kakao und Pizza sollen auch in Zukunft zu moderaten Preisen angeboten werden. Tanja Schmidt, stellvertr­etende Vorsitzend­e des Zusammensc­hlusses der Wegberger Geschäftsw­elt, erklärte zu Beginn des Finales noch einmal die Regeln und stellte die einzelnen Teams vor.

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FOTO: RUTH KLAPPROTH Teamkapitä­n Nobby vom Papalapub Curling Team aus Beeck stieß im Stechen um den Einzug ins Halbfinale die Bierkiste bis auf 9 Zentimeter an den Finalpunkt heran.

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