Der Wintersport der besonderen Art
Grinchos haben sich beim Finale der 13. WM im Bierkastencurling durchgesetzt. Der Sport hat Tradition in der Mühlenstadt.
Als der begehrte Wanderpokal nach gut drei Stunden an das Team „Los Grinchos“überreicht wurde, hatte es für „Die Bits“nicht gereicht. Das Quartett – Wegbergs ehemaliger Bürgermeister Michael Stock und seine drei langjährigen Freunde aus der Mühlenstadt – war froh, den Einzug ins Finale der mittlerweile 13. inoffiziellen Weltmeisterschaft im Bierkasten-Curling geschafft zu haben, hatte sich nach der erfolgreichen Vorrunde aber noch mehr erhofft. „Die Vorrunde lief sehr gut für uns. Ich bin Optimist“, hatte der neue Geschäftsführer der Unfallkasse NRW in einer kurzen Spielpause noch verkündet. Und: „Als letzter Werfer unseres Teams trage ich eine große Verantwortung. Es ist meine Aufgabe, den Bierkasten entweder noch über die Linie zu befördern oder an der Position der anderen Kästen noch etwas zu verändern.“Selbst das intensive Trainingslager an einem geheimen Ort, das Stock augenzwinkernd andeutete, schien nicht den erhofften Effekt ausgelöst zu haben – schon vor dem Finale war Schluss.
Die Hückelhovener Truppe „Papalapub“schaffte den zweiten Platz, im Wettkampf um Rang drei setzten sich die „Glashoch Rangers“gegen die Tuppsportfreunde aus der Wegberger Gaststätte Stöckske durch. Die insgesamt zwölf Teams, darunter Sparkassen-Angestellte der Wegberger Filiale, die Freitagsgruppe des TuS Beeck sowie eine Karnevalisten-Abordnung aus den Reihen der KG Flöck op, traten bei
dem ungewöhnlichen Wettstreit auf der 300-Quadratmeter-Eisfläche vor dem Rathaus in den einzigartigen Wettstreit.
Denn Bierkasten-Curling ist eine sportliche Disziplin, die es nur in Wegberg gibt. Japi‘s-Wirt Peter Jansen, der den Glühweinstand an der Eisbahn betreibt und als Beisitzer im Vorstand der Werbegemeinschaft mitarbeitet, erinnerte sich noch gut an die Anfänge der spektakulären Attraktion, die in der kalten Jahreszeit immer zahlreiche Teilnehmer und Zuschauer anlockt.
Damals habe es im nahe gelegenen Mönchengladbach am früheren
Stadttheater einen Curling-Wettbewerb gegeben. „Damals hatte mein Bruder dort den Ausschank. Wir wollten es lieber mit Bierkästen versuchen. Eine Theken-Idee“, erklärt Jansen. Schon bei der Premiere des außergewöhnlichen Wintersports mit alkoholischem Equipment – in den Kästen werden bis zu fünf gefüllte Bierflaschen aus Plastik beliebig angeordnet – geriet zum einzigartigen Erfolgs-Hit. „Im ersten Jahr hatten wir hier 32 Mannschaften. In Spitzenzeiten waren es 130“, erinnerte sich Jansen.
Kegelclubs, Hobbysportler, Karnevalsjecke, Arbeitskollegen oder gute
Freunde finden sich dabei zusammen, um Vierer-Teams zu bilden. Aus der Hocke wird der Bierkasten möglichst nah an einen markierten Punkt befördert. Marion MüllerPlatz, die Vorsitzende der ausrichtenden Wegberger Werbegemeinschaft, freut dabei besonders der Inklusionsgedanke. Nahezu jeder könne teilnehmen, auch Menschen mit Handicap, so die Immobilienmaklerin, die die zahlreichen Besucher beim großen WM-Finale willkommen hieß.
Für die Anhänger der seltenen Wintersportart hatte die Wegberger Unternehmerin gute Nachrichten:
Auch im kommenden Jahr wird es wieder eine Weltmeisterschaft geben, die Neuauflage der Wegberger Eisbahn, um die aktuell wegen der etwas wackligen Finanzierung gezittert worden war, ist bereits gesichert. Wichtige Sponsoren hatten sich zurückgezogen wegen der Energiekrise.
Man habe bereits ein neues Konzept entwickelt. Besonders wichtig ist es den Ausrichtern, die Eintrittspreise das Schlittschuhfahren stabil zu halten. Vier Euro kostet das winterliche Vergnügen auf der Eisbahn mit unbegrenztem Aufenthalt. „Schlittschuhlaufen ist woanders weitaus teurer“, hat Jansen festgestellt. Kinderpunsch, Crepes, Grillwürstchen, heißer Kakao und Pizza sollen auch in Zukunft zu moderaten Preisen angeboten werden. Tanja Schmidt, stellvertretende Vorsitzende des Zusammenschlusses der Wegberger Geschäftswelt, erklärte zu Beginn des Finales noch einmal die Regeln und stellte die einzelnen Teams vor.