Wenn Kettensägenkunst auf Gemälde trifft
Im „Kunstraumno.10“stellen Christa Walters und Peter Röttges Skulpturen und Malerei einander gegenüber. Das regt die Fantasie an.
„Zwei Positionen – Raum und Farbe“– so lautet die erste Präsentation im „Kunstraumno.10“im neuen Jahr. Eigentlich gibt es keine Verbindungen zwischen den Gemälden der Heinsberger Künstlerin Christa Walters und den Holzarbeiten von Bildhauer Peter Röttges aus Wassenberg. Walters bearbeitet ihre Leinwände, indem sie Farbe schichtet, die letzte Schicht aber farblich und formal sehr zurückhaltend gestaltet. Zart könnte man sagen, mit der Kraft und Dynamik des Malprozesses. Röttges arbeitet mit der Kettensäge, die von dem Holzstamm wegnimmt, was nicht nach Traube, Boot oder Erdnuss aussieht.
Eigentlich gibt es also wenige Verbindungen zwischen den Skulpturen und Gemälden. Der zweite Blick aber lässt mit einem erstaunlichen „Aha-Effekt“unvermutete Korrespondenzen entdecken. Die Möglichkeit dieser spannenden Reise durch die beiden Räume des „Kunstraumno.10“ist der klugen und sensiblen Hängung und Positionierung der Werke zueinander zu verdanken. Es ist ja eine Tatsache, dass ein Kunstwerk vom Ausstellungsraum und seinen Wand- und Bodennachbarn beeinflusst wird und sich in seiner Wirkung verändert. Unter dem Blick der Betrachter nimmt eine Arbeit auf diese Weise eine andere Anmutung an.
„In meinem Kopf entstehen sofort Geschichten“, sagt Christa Walters über die Verbindung zwischen den Werken. Ein Beispiel: An der Wand hängt ein titelloses Acrylbild aus dem Jahr 2023. Zarte Farbtöne zwischen Weiß, Grau und rosa charakterisieren das Bild. Eine schwarze Schraffur, die an einen Zaun erinnert, teilt das Bild so auf, dass man an eine Landschaft denkt. Unter dem Bild von Walters steht das kleine Eichen-„Boot“von Peter Röttges aus dem Jahr 2023. Unmittelbar entstehen im Kopf des Betrachters die Geschichten: Ist das Boot am Schilfufer gestrandet? Wen hat es transportiert? Zu welchem Zweck ist es aufgebrochen?
Manchmal ist es nur ein Hauch, der eine Verbindung herstellt: Röttges hat einen blauen „Nagel“aus Kirschholz gesägt. Er steckt in einem hohen Sockel vor einem sehr reduzierten Bild von Walters, über dessen hellem Untergrund eine blaue Line tanzt. Die Schrift schließlich ist eine offenkundige Korrespondenz: Seit einigen Jahren hat sie sich in die Bilder von Walters eingeschlichen, mal als lesbare Buchstaben, mal als Linien. Röttges schreibt seinem Holzturm ein Gedicht von Hölderlin ein.
Die Ausstellung im „Kunstraumno.10“an der Matthiasstraße 10 ist noch bis zum 21. Januar zu sehen und freitags von 17 bis 19 Uhr sowie samstags und sonntags von 14 bis 16.30 Uhr geöffnet.