Queen-Revival-Band bringt Redbox in Bewegung
Die Band „God Save The Queen“versucht nicht, das Original zu kopieren. Sie spielt die Songs auf ihre Weise – das ist ihr Erfolgsrezept. Diesmal gab es eine Überraschung.
Ruhige Weihnachten mit wenig Bewegung im kleinen Kreis der Familie war gestern. Samstagabend traf sich hingegen die Rockgemeinde in der bis auf wenige Plätze gefüllten Redbox, um einer der größten Rockbands aller Zeiten ihren Tribut zu zollen: Queen. Und dabei gehörte Bewegung mit zum Programm.
Wer die Revival-Band „God Save The Queen“, 1993 als erster deutscher Ableger gegründet, bereits kannte, rieb sich verwundert die Augen. Nicht Harry Rose kam auf die Bühne, sondern Sascha Lien, Hauptdarsteller im Queen-Musical „We Will Rock You“. Er sollte dem Abend seinen eigenen Stempel geben.
Mit dem Opener „One Vision“aus 1985, als Queen schon ein Jahrzehnt zu den ganz Großen zählte, macht die Band sogleich unmissverständlich klar: Wir wählen nicht den zaghaften Flirt mit den Fans, sondern greifen sofort tief in den prall gefüllten Queen-Koffer. Und aus dem stammt als Nächstes „Tie Your Mother Down“. Die Hard-Rock-Nummer aus den späten 70er Jahren verfehlt nicht ihr Ziel: Die ersten Queen-Fans geraten in Bewegung. „Hammer To Fall“beendet den Einstieg in einen verheißungsvollen Abend. Kurz durchatmen können
alle bei „Lazing On A Sunday Afternoon“– dazu Sascha Lien: „So hätte Queen wohl geklungen, wären sie bereits ein Teil der wilden 20er Jahre gewesen“. Mit den beiden Songs „You’re My Best Friend“(1975) und „Friends Will Be Friends“(1986) zollen die vier Musiker nicht nur ihren Respekt einer Band gegenüber, die über zwei Jahrzehnte in unveränderter
Formation gemeinsame Sache gemacht hat. Die beiden Titel sind zugleich ein Beleg dafür, wie lange Stefan Pfeiffer (Gitarre), Chris Stowasser (Bass) und Piid Plötzer (Drums) – die drei Jungs aus NRW – schon zusammen Queen wieder lebendig werden lassen. Vor der Pause wird noch getanzt: Bei „Crazy Little Thing Called Love“, „Living On My
Own“und „I Was Born To Love You“weicht der Rock dem Pop, und es hält nun keinen mehr auf den Sitzen. Mit „Don’t Stop Me Now“geht es in eine halbstündige Unterbrechung. Im Publikum lehnt man sich zufrieden zurück. Die Band überzeugt als musikalische Einheit, in der Brian May-Double Stefan Pfeiffer verblüffend nah am Original performt und
Neuzugang Sascha Lien agiert, als hätte er nie etwas anderes gemacht.
Set zwei beginnt mit „Radio Gaga“und nimmt die Besucher bei „Under Pressure“und „Another One Bites The Dust“wieder mit beim Kurs „Bewegung zur Musik“. Nicht fehlen darf bei einem Queen-Konzert „I Want To Break Free“. Mitte der 80er war das Queens Beitrag zur Emanzipation
der Frau aus männlicher Perspektive. Unvergessen ist das Musikvideo dazu mit den Bandmitgliedern in Drag-Outfits, allen voran Freddie Mercury beim Staubsaugen. In diese Rolle schlüpft Frontmann Sascha Lien nicht, sondern behält Jeans und T-Shirt an. Er vermeidet Experimente und verlässt sich auf das, was er gut kann. Das sind zweifellos sein Gesang und sein Talent, die Fans zu animieren. Nachdem die beiden Background-Sängerinnen und Tänzerinnen zu „Bicycle Race“eine Runde auf dem Fahrrad drehen, ist es Zeit für die Frage „Who Wants To Live Forever?“Hier brilliert wieder Gitarrist „Brian“und Sascha Lien offenbart, dass er nicht der typische Rocker ist, jedoch über eine geschulte, gut ausgewogene Stimme verfügt. Am Ende überrascht die Band mit einer Acoustic-Version von „Love Of My Life“. Die Klassiker „We Are The Champions“und „The Show Must Go On“beenden ein fulminantes zweistündiges Konzert.