Rheinische Post Erkelenz

Eine Kämpferin, die den Mut nie verliert

Sunny „Sonnensche­in“Herkert hat 2016 den Verein „Save the Food“gegründet, um bedürftige­n Menschen zu helfen. Ihr Engagement kennt normalerwe­ise keine Grenzen.

- VON ANGELA PONTZEN

MÖNCHENGLA­DBACH Mit einem breiten Lachen, das über ihr Gesicht strahlt, öffnet Sunny Herkert ihre Haustür. Sie sprüht vor Herzlichke­it, obwohl sie gerade Kopfschmer­zen hat. Deswegen ist ihr Wohnzimmer leicht abgedunkel­t, Lichterket­ten auf dem Tisch und auf der Kommode verbreiten sanftes Licht. Ihre vier Huskys streifen durch den Raum, beschnuppe­rn den Besuch und legen sich anschließe­nd gemütlich auf ihre Plätze. Kurz darauf ist entspannte­s Hundeschna­rchen zu hören.

„Meine Hunde bedeuten mir alles“, sagt die 51-jährige Herkert. Sie begleitete­n sie schon viele Jahre. Aus einem seien vier geworden, weil sie zwei aus „schlechter Haltung“geholt und den vierten „adoptiert“habe. Herkert hat ein großes Herz, nicht nur für Tiere.

Aktuell arbeitet die Mutter einer

Tochter drei Stunden täglich für die „Heimatheld­en“und betreut dort pflegebedü­rftige Menschen. „Ich übernehme Arztgänge, gehe einkaufen, und wenn es passt, gehe ich auch mit den Klienten spazieren“, erklärt Herkert. „Nebenher“, weil ehrenamtli­ch, leitet sie den Verein „Save the Food“. Auch hier setzt sie sich für Bedürftige ein. Doch das sei eher ein 24-Stunden-Job. Sie übernehme die Koordinati­on zwischen Lieferante­n und ehrenamtli­chen Helfern. Der Verein habe es sich zur Aufgabe gemacht, Bedürftige, die durchs Raster fallen und nicht über die Tafel Lebensmitt­elspenden erhalten können, zu unterstütz­en.

Bei festen Kooperatio­nspartnern würden die Helfer die Lebensmitt­el abholen und unter Einhaltung der Kühlkette und Hygienevor­schriften an die Kunden ausgegeben, ohne Zwischenla­gerung, direkt von privat an privat. Auf ihre Hilfsberei­tschaft angesproch­en, sagt sie: „Wenn man selbst viel mitgemacht hat, kann man ganz anders auf die Menschen eingehen.“

Aber auch hier muss Sunny Herkert momentan etwas kürzertret­en, denn sie musste in den vergangene­n Jahren einige Schicksals­schläge verkraften und nun auf ihren Körper besonders achten. Verschiede­ne, auch chronische Krankheite­n, beginnend mit einem Schlaganfa­ll, Multiple Sklerose, Arthrose im Knie, mehrere Bandscheib­envorfälle und zuletzt auch noch eine Krebsdiagn­ose, verlangten ihr viel ab.

Doch Herkert wäre nicht Herkert, wenn sie sich von diesen Krankheits­attacken herunterzi­ehen ließe. „Eigentlich heiße ich Susanne, aber den Spitznamen Sunny habe ich schon seit der Schulzeit“, sagt die ehemalige Leistungss­portlerin. Sie habe immer gute Laune, sei von jeher eine „Strahlekin­d“gewesen und denke heute: „Es gibt Menschen, denen geht es noch schlechter als mir.“Sie sei eine Kämpfernat­ur, den Mut verliere sie nie.

Eine Einstellun­g, die ihr in Jugendtage­n im Sport viel Erfolg eingebrach­t hat. Zu Hause in Duderstadt, ihr Geburtsort nahe Göttingen, war sie sehr aktiv. „Wir hatten Pferde, also bin ich geritten. Ich habe Handball gespielt, bin Langstreck­e gelaufen und habe Kampfsport betrieben. Meine Eltern wollten sogar, dass ich Profi-Leichtathl­etin werde.“Aber das hätte sie auf keinen Fall gewollt.

Aus persönlich­en, weniger schönen Gründen, über die sie nicht sprechen möchte, sei sie vor 22 Jahren aus der beschaulic­hen Fachwerkst­adt nach Mönchengla­dbach gekommen. Es sei auch nur deshalb die Vitusstadt geworden, weil hier ein Freund lebt, der sie unterstütz­t hat. Manchmal fehle ihr die Offenheit und Herzlichke­it der Menschen im hessischen Städtchen am Rand des Harzes. „Doch ich musste hier Fuß fassen und mir ein neues Leben aufbauen“, sagt die Optimistin. Bis die chronische­n Erkrankung­en sie von einem Vollzeitjo­b abhielten, habe sie bei einer Versicheru­ng gearbeitet, später dort sogar die Büroleitun­g gehabt. Als ihre Tochter elf Jahre alt war, hat sie sie zu sich geholt. „Heute ist sie über 30 und verheirate­t“, sagt Herkert, nicht ohne Stolz.

Dass sie mit so vielen Krankheite­n kämpfe, sei eventuell auch ein Wink des Schicksals gewesen, philosophi­ert sie. „Ich habe mich immer um andere gekümmert und mich und meinen Körper vernachläs­sigt.“Das sei jetzt anders. Wenn immer es nötig ist, nimmt sie sich eine Auszeit und genießt die Ausflüge mit ihren geliebten Huskys.

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FOTO: MARKUS RICK Die Organisati­on des Vereins „Save the Food“regelt Sunny Herkert via Telefon.

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