Galeria ohne Perspektive
Die Prozedur ist jedes Mal dieselbe. Wieder reden sie bei Galeria von erfolgreicher Strategie und Zukunft, wieder betonen sie die essenzielle Bedeutung der Warenhäuser für deutsche Innenstädte, wieder loben sie das hoch attraktive Geschäft. Für all diese Behauptungen sind Galeria-Verantwortliche in den vergangenen Jahren jeden Beweis schuldig geblieben. Jetzt alles auf den verhassten Investor Signa zu schieben, ist wohlfeil. Denn schon vor der Ära Benko haben Warenhäuser rapide an Umsatz verloren. Weil Filialen überdimensioniert waren, das Sortiment zu groß war, das Personal fehlte. Es kam die nächste Krise. Mit Jobabbau. Die Folge: noch weniger Personal. Ein Teufelskreis.
Woher die Galeria-Führung jetzt ihren Optimismus nimmt, ist schleierhaft. Die Insolvenz ist auch das Ergebnis einer aktuell nicht existierenden Fortführungsperspektive. Die gäbe es nur mit einem neuen Investor. Aber wer soll das Warenhaus kaufen? Attraktiv aus Investorensicht mögen Häuser in 1-a-Lagen der großen Innenstädte sein. Andere mögen profitabel sein, dürften aber vielfach den Renditeerwartungen neuer Geldgeber nicht genügen.
Die jetzige Insolvenz ist ein weiterer Sargnagel für das traditionelle Geschäftsmodell. Das Warenhaus mag Zukunft haben, aber nur, wenn den vollmundigen Versprechen endlich Taten folgen, wenn das Geschäft nicht nur – was leider auch diesmal unumgänglich ist – in Sachen Filialzahl und Belegschaft gestutzt wird, sondern auch in seiner Erscheinungsform. Und wenn es zum Ausgangspunkt eines regionalen Belieferungsgeschäfts wird, so wie es die moderne Kundschaft verlangt. Das muss Galeria allein leisten. Weitere Staatshilfen für ein Unternehmen, das alles andere als ein Corona-Opfer war, darf es nicht geben. Der Staat hat 2020 und 2022 dem Steuerzahler schon viel zu viel zugemutet.