Rheinische Post Erkelenz

So soll sich Borussias Spiel im Detail verbessern

Unabhängig von der Systemfrag­e müssen die Gladbacher im Detail noch einige Spielprinz­ipien ihres Trainers Gerardo Seoane im zweiten Saisonteil stärker herausarbe­iten. Wir schauen auf drei zentrale Punkte – sowohl mit als auch gegen den Ball.

- VON THOMAS GRULKE

Eine zentrale Frage vor dem Spiel am kommenden Sonntag (17.30 Uhr) daheim gegen den VfB Stuttgart lautet: In welchem Spielsyste­m wird Gladbach in den zweiten Saisonteil starten? Wird es wie häufig zuletzt das 5-3-2 sein, wird Trainer Gerardo Seoane zurückkehr­en zum in Gladbach bewährten 4-2-3-1, oder entscheide­t er sich für ein 4-3-3?

Unabhängig von der Grundordnu­ng seines Teams wird Seoane aber darauf bedacht sein, dass sich seine Mannschaft im Detail weiterentw­ickelt. Die Handschrif­t des Schweizers zeigte sich schon im ersten Saisonteil, als Gladbach deutlich schneller und direkter als noch unter Vorgänger Daniel Farke nach vorn spielte und wesentlich mehr über die Außenbahne­n angriff. Doch gibt es noch einige Elemente und Spielprinz­ipien, sowohl mit als auch gegen den Ball, in denen sich Borussia auch kurzfristi­g noch verbessern sollte. Hier sind drei wesentlich­e Punkte.

Das Aufbauspie­l Jonas Omlin fühlte sich gleich richtig wohl im Tor der Borussia, als Anfang des vergangene­n Jahres nach Gladbach wechselte. Das hatte auch mit dem Spielstil seiner neuen Mannschaft zu tun. „Ich spiele lieber hinten raus. Und in Gladbach weiß ich, die Jungs sind das gewohnt und wollen das auch so. Das macht dann auch viel Spaß“, sagte der Schweizer Keeper im ersten großen Interview mit unserer Redaktion. Omlin indes fehlt seit Monaten, nach dessen SchulterOp­eration übernahm Moritz Nicolas den Job zwischen den Pfosten.

Und der 26-Jährige kam schnell an in seiner verantwort­ungsvollen Aufgabe – auch im eigenen Spielaufba­u. Nicolas spielte sicher von hinten heraus, er verzichtet­e auf allzu riskante Anspiele und schlug den Ball notfalls

weit nach vorne. Wenn Jordan als Gladbachs Stoßstürme­r auf dem Feld war, konnte dies auch eine gute Lösung sein, schließlic­h gehört es zu den Stärken des US-Amerikaner­s, den Ball mit dem Rücken zum gegnerisch­en Tor festzumach­en.

Doch zum einen stand Jordan nicht immer zur Verfügung, zum anderen kombiniert­e sich Gladbach seit der Zeit von Trainer Lucien Favre in erster Linie mit flachen Pässen aus der eigenen in die gegnerisch­e Hälfte. Seoane will dieses Stilmittel ebenfalls gestärkt sehen, auch wenn sich sein Team mit Nicolas in diesem Bereich bereits im Laufe der Hinserie gesteigert hat. Noch gibt es aber Luft nach oben – das bezieht

sich nicht nur auf die Passqualit­ät, sondern auch auf die Angebote der Pass-Empfänger aus der Abwehrreih­e oder dem Mittelfeld.

Das Offensivsp­iel Die vermehrten Angriffe über die Flügel wurden bereits erwähnt, Gladbach schlägt viel mehr Flanken als in den vergangene­n Jahren, weil Seoane auch wieder mit einem klassische­n Neuner spielen lässt. Die Torprodukt­ion ließ auch nicht zu wünschen übrig, 31 Treffer in 16 Spielen sind ein guter Wert. Doch will Seoane das Offensivsp­iel der Borussen auf noch breitere Beine stellen.

Ein wichtiges und ausbaufähi­ges Element ist dabei das Spiel in die Tiefe. Sowohl über die Außenbahne­n als auch in den zentralere­n Positionen kann Gladbach da noch deutlich mehr Gefahr entwickeln. Auf den Flügeln wäre es recht hilfreich,

deutlich häufiger in den Rücken der gegnerisch­en Abwehrkett­e zu gelangen, um bei den Hereingabe­n mehr Optionen zu haben und nicht aus dem Halbraum flanken zu müssen.

Darüber hinaus geht es aber vor allem um die Laufwege, für die der nach Leverkusen abgewander­te Jonas Hofmann so geschätzt wurde. Immer wieder bot er den Weg in die Tiefe an, zog dabei meistens von rechts nach innen, um möglichst zentral steil geschickt zu werden. Diese Angebote der Offensiv- und Mittelfeld­spieler braucht es auch jetzt, zudem die Zuspiele zur rechten Zeit – das Timing spielt eine große Rolle.

Ein schönes und erfolgreic­hes Beispiel boten die Borussen in Freiburg, als beim 1:1 durch Jordan Julian Weigl auf den durchgesta­rteten Luca Netz chippte. Das war indes eine Freistoß-Variante, aus dem Spiel heraus kann sich Gladbach noch steigern – und sich am 2:0 im Test gegen die Go Ahead Eagles orientiere­n: Da fand Alassane Plea mit schönem Direktspie­l den durchgelau­fenen Patrick Herrmann.

Die Kompakthei­t Noch größere Fortschrit­te muss Borussia allerdings im Defensivve­rhalten machen, 35 Gegentore sprechen eine deutliche Sprache. Laut den Datenanaly­sten von „statsbomb.com“gewährt kein Bundesligi­st dem Gegner im znetralen Mittelfeld und auf den Außenbahne­n mehr Freiraum für eigene Angriffe wie die Borussia. Dies zu ändern und damit auch möglichst weniger Abschlüsse des Gegners zuzulassen, muss das Ziel sein. Dazu benötigt es mehr Kompakthei­t, das bedeutet geringere Abstände zwischen Mannschaft­steilen und den einzelnen Spielern. Dies ist unabhängig davon, ob Borussia auf hohe Ballgewinn­e aus ist oder eher etwas tiefer steht.

Im Test gegen die Go Ahead Eagles war zu sehen, wie die Gladbacher des Öfteren sehr hoch pressten, künftig in der Liga ist in solchen Fällen ein konsequent­es Nachschieb­en vonnöten. Doch muss die Aktivität auch hoch sein, wenn sich Seoanes Team in die eigene Hälfte fallen lässt. Daran haperte es noch zu häufig im ersten Saisonteil, wenngleich der Coach im letzten Spiel bei Eintracht Frankfurt in dieser Hinsicht schon eine Steigerung ausgemacht hat – die Gegentore gab es erst in Unterzahl in der Nachspielz­eit. Doch klar ist, dass in dem Bereich noch viel und möglichst schnell passieren muss, um mehr zufriedens­tellende Ergebnisse zu erzielen.

 ?? FOTO: DIRK PÄFFGEN ?? Dem Gegner weniger Raum gewähren: Das muss ein Ziel der Gladbacher im zweiten Saisonteil sein. Hier setzen es Rocco Reitz und Max Wöber (l.) im Test gegen die Go Ahead Eagles um.
FOTO: DIRK PÄFFGEN Dem Gegner weniger Raum gewähren: Das muss ein Ziel der Gladbacher im zweiten Saisonteil sein. Hier setzen es Rocco Reitz und Max Wöber (l.) im Test gegen die Go Ahead Eagles um.

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