Kalenderblatt
11.01.1991 Berlin: Erste Sitzung des Abgeordnetenhauses
Die letzte gemeinsame
Wahl war mehr als 40 Jahre her: Im Herbst 1946 hatten die
Berliner das erste und letzte Mal nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs gemeinsam ein Parlament gewählt. Die Stadtverordnetenversammlung sollte die Aufgabe übernehmen, dem neu zu bildenden Stadtstaat Berlin eine Verfassung zu geben. Doch schon 1948 begann die Berlin-Blockade, die Teilung der Stadt schien nicht mehr aufhaltbar. In West-Berlin gab es Neuwahlen, die 1950 verabschiedete Verfassung galt nur für den Westen. Erst nach der Wiedervereinigung 1990 konnten wieder alle Berliner an die Wahlurnen treten. Bei den Wahlen im Herbst setzte sich die CDU mit 40,4 Prozent der Stimmen als stärkste Kraft durch. Die Christdemokraten waren mit dem ehemaligen Regierenden Bürgermeister Eberhard Diepgen angetreten. Auch der Spitzenkandidat der SPD hatte einen Amtsbonus: Walter Momper war seit 1989 amtierender Regierender Bürgermeister. Die SPD holte 30,4 Prozent der Wählerstimmen. Die FDP kam auf 7,1 Prozent, zwei in Ost und West separat angetretene Grünen-Gruppen (Alternative Liste und Bündnis 90) holten gemeinsam 9,4 und die PDS 9,2 Prozent. CDU und SPD einigten sich auf eine große Koalition. Die konstituierende Sitzung des neuen Abgeordnetenhauses fand am 11. Januar 1991 in der Nikolaikirche (Foto) statt. Ort und Datum sollten an die Ursprünge des Berliner Stadtparlamentarismus erinnern. Am 11. Januar 1809 hatte sich in der Nikolaikirche die erste Stadtverordnetenversammlung konstituiert. 1991 wählten die Abgeordneten Eberhard Diepgen zum neuen Regierenden Bürgermeister. Er führte die Groko an, die 1995 wiedergewählt wurde.