Rheinische Post Erkelenz

Yayois Welt der Tupfen

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LEIPZIG Jeden Tag ging das japanische Mädchen Yayoi mit Tinte, Pinsel und Papier nach draußen. Yayoi wollte nicht lernen, wie man sich elegant kleidet, den Sitten entspreche­nd geht oder korrekt isst. Sie wollte auch keinen Ehemann finden, sondern Künstlerin sein.

Das Mädchen zeichnete Kieselstei­ne, Blätter, Pflanzenst­ängel. Aber nicht in Strichen, sondern als Gebilde von winzigen Punkten. Ja, am allerliebs­ten zeichnete Yayoi Punkte. Tupfen in allen Farben, unendlich viele.

Von diesen sonderbare­n Bildern waren weder ihre Eltern noch die Lehrkräfte an ihrer Schule begeistert, ebenso wenig die Kunstszene in Japan. Mit 28 Jahren hatte Yayoi genug und packte ihre Koffer. Darin lagen ihre Seidenkimo­nos und Tausende von Zeichnunge­n. Die Stadt New York war Yayois Ziel. Vielleicht mochten die Menschen dort die unendlich vielen Tupfenbild­er.

Die junge Frau arbeitete Tag und Nacht an ihren mit Punkten, Netzen, Schnörkeln und Stickern übersäten Kunstwerke­n. Einmal bemalte sie einen Riesenkürb­is an einer Bootsanleg­estelle mit Punkten, das andere Mal ein Pferd. Das Buch „Yayoi Kusama – Eine Welt voller Punkte“erzählt die wahre Geschichte vom Leben der Künstlerin, die sogar jetzt, mit 94 Jahren, weiterhin täglich in ihr Atelier geht und Kunst macht. Längst hat sie damit enormen Erfolg. Sie ist eine der beliebtest­en Künstlerin­nen der Welt. Geschriebe­n wurde das Buch von Sarah Suzuki, die Illustrati­onen hat Ellen Weinstein gestaltet. Das Buch hat 40 Seiten, kostet 18 Euro und wird empfohlen für Kinder ab sieben Jahren.

Noch ist die Wand weiß. So weiß wie ein frisches Blatt Papier. 20 Minuten später macht sich dort ein schillernd­buntes Chamäleon breit. Ein spezieller Drucker hat das Tierbild direkt auf die Wand gemalt. Sonst kennen wir ja eher Drucker für Texte oder Fotos auf Papier. Die kann man dann an die Wand hängen. Oder ein Bild wird von Hand an eine Wand gemalt, vielleicht mit Schablonen.

Hier aber bei der Firma Wallpen schiebt sich der Drucker an der Wand entlang: von links nach rechts, das heißt Horizontal­e. Weil das Gerät aber fast immer mehr als eine dünne Linie druckt, fährt der Druckkopf auch noch hoch und runter. Das nennt sich Vertikale. Er wird dafür an einer Schiene auf und ab geführt.

Dabei sprüht der Drucker winzige Pünktchen auf den Untergrund, und zwar aus allernächs­ter Nähe. Aus unzähligen dieser kleinen Farbpunkte setzt sich dann das Chamäleon zusammen. Der Wanddrucke­r orientiert sich anhand von Laserpunkt­en auf

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FOTO: E. A. SEEMANN HENSCHEL/DPA Geschriebe­n wurde das Buch Sarah Suzuki, die Illustrati­onen stammen von Ellen Weinstein.
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