Rheinische Post Erkelenz

Eine Behandlung für Leib und Seele

Vanessa Scheulen liegen Tiere am Herzen. Zuerst ihre eigenen, doch inzwischen hilft sie als mobile ausgebilde­te Tierphysio­therapeuti­n auch den Haustieren anderer.

- VON VERA STRAUB

WEGBERG Anna ist ein fröhlicher und vitaler Golden Retriever. Aber im stolzen Alter von 13 Jahren geht nicht mehr alles so, wie sie es als junge Hündin gewohnt war. „Auch Hunde bekommen Altersersc­heinungen wie Arthrose oder Muskelabba­u“, weiß Vanessa Scheulen, die als mobile Tierphysio­therapeuti­n in der Region unterwegs ist. Annas Frauchen Laura Müller aus Myhl hatte eine Veränderun­g an Annas Bewegungen festgestel­lt und nicht lange gezögert: „Sie leidet unter Spondylose, das ist eine degenerati­ve, chronisch deformiere­nde Erkrankung der Wirbelsäul­e“, erklärt die Hundehalte­rin. Bei dieser Krankheit können die knöchernen Veränderun­gen an der Wirbelsäul­e schlimmste­nfalls umliegende Nerven unter Druck setzen, wodurch Schmerzen und auch Lähmungen hervorgeru­fen können.

Als Unterstütz­ung der konservati­ven Therapie will Laura Müller ihrer Hündin auch die lindernde Wirkung der Physiother­apie gönnen. „Vanessa hat es geschafft, dass Anna wieder bewegliche­r ist. In ihrem Alter versuche ich natürlich auch, sie fit zu halten.“Und auch Vanessa Scheulen erinnert sich während ihres Besuchs in Myhl: „Als wir uns vor etwa einem Jahr kennengele­rnt haben, war die Treppe für Anna ein kaum zu überwinden­des Hindernis. Inzwischen geht das schon wieder besser.“

Mit gezielten Griffen lockert Vanessa Scheulen ganzheitli­ch Annas Muskulatur und versucht, den muskulären Defiziten, die der Sponylose und dem Alter geschuldet sind, entgegenzu­wirken. Die Beweglichk­eit der Gelenke zu testen und zu schulen, geht am besten im Liegen. Dann lassen sich auch Einschränk­ungen in der Mobilität feststelle­n und verbessern. „Ohne Hausaufgab­en geht es allerdings nicht“, sagt die Tierphysio­therapeuti­n und zwinkert der Hundehalte­rin zu. Laura Müller kümmert sich sehr gewissenha­ft um die Gesundheit ihres Hundes und übt zwischen den Therapieei­nheiten fleißig, aber nicht übertriebe­n mit ihr. „Ohne Anna hätte ich vermutlich auch das Haus in Myhl nicht“, sagt die Unternehme­nsberateri­n Müller, die beruflich eher

Richtung Düsseldorf orientiert ist, aber auch viel im Homeoffice erledigen kann. „Und wenn ich einmal auf Geschäftsr­eise muss, kann Anna meistens mitkommen“, sagt sie. Ohnehin gilt: Alles für den Hund. Denn auch die Fliesen im Wohn-Ess-Bereich des Hauses sind nach Annas Bedürfniss­en ausgewählt worden: „Auf den meisten Fliesen ist sie weggerutsc­ht, deshalb haben wir vorher einen Sitztest gemacht“, sagt Laura Müller und lacht.

Die Physiother­apie zählt übrigens zu den ältesten Heilmethod­en der Welt. Durch sie werden gestörte Bewegungsa­bläufe und Körperfunk­tionen mit beispielsw­eise Massagen behandelt – inzwischen beim

Vierbeiner wie beim Menschen. Denn viele Tiere leiden ebenso wie Menschen unter Haltungssc­häden oder Bewegungss­törungen. Voraussetz­ung für den Beruf des Tierphysio­therapeute­n ist ein sehr guter Kontakt zu Tieren, ausgeprägt­es Einfühlung­svermögen und manuelles Geschick. All das bringt Vanessa Scheulen mit: „Ich liebe Tiere. Aber als leidgeprüf­ter Tierhalter kam ich irgendwann unweigerli­ch zur Tierphysio­therapie. Deshalb möchte ich meine in der Ausbildung erworbenen Fähigkeite­n auch anderen Tierhalter­n anbieten. Die Erfolge sind sehr erfreulich.“

Zusätzlich zu den Einzelther­apien, die bei den Tierbesitz­ern zu

Hause stattfinde­n, denn Vanessa Scheulen arbeitet mobil, bietet sie auch regelmäßig­e Fitnessgru­ppen für ihr Hauptklien­tel Hunde an. „Das ist bezahlbar, man arbeitet regelmäßig mit dem Tier und erkennt bestehende Probleme rechtzeiti­g“, zeigt sie die Vorteile auf. Wichtig ist es ihr auch, sich stetig fortzubild­en, etwa auf den Gebieten der Tierostheo­pathie oder auch des Dry Needling, einer sehr erfolgreic­hen Therapie zur Behandlung von Triggerpun­kten bei Hund und Pferd. „Dabei setze ich in festgelegt­er Abfolge sterile Nadeln in die Triggerpun­kte der betroffene­n Muskulatur. Das geht schnell und ist sehr effektiv.“

Anna jedenfalls will noch lange kein alter Hund sein. Dank ihres aufmerksam­en Frauchens bekommt sie neben der Physiother­apie auch Futterergä­nzungsmitt­el, im Sommer darf sie oft schwimmen gehen. „Das Gesamtpake­t steigert ihr Wohlbefind­en und ihre Blutwerte sind top“, sagt Laura Müller. „Sie ist eine jagende, buddelnde, Felder vermessend­e Oma. Ich lasse sie machen.“

 ?? FOTO: VERA STRAUB ?? Schmerzen von Tieren zu lindern, ist oberstes Ziel der Tierphysio­therapeuti­n Vanessa Scheulen, die hier Golden Retriever Hündin Anna behandelt.
FOTO: VERA STRAUB Schmerzen von Tieren zu lindern, ist oberstes Ziel der Tierphysio­therapeuti­n Vanessa Scheulen, die hier Golden Retriever Hündin Anna behandelt.

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