Kaufhof geht, Sinn kommt bald
Mit der Galeria-Schließung ist ab dem Wochenende das letzte Kaufhaus in Mönchengladbach Geschichte. Doch anders als in anderen Städten oder bei Karstadt in Rheydt gibt es eine nahtlose Nachnutzung. Wann der Einzug geplant ist.
MÖNCHENGLADBACH Am Ende ging es schneller als geplant: Nicht erst Ende Januar, sondern bereits am Samstag wird Galeria Kaufhof nach Informationen unserer Redaktion an der Hindenburgstraße die Türen ein letztes Mal öffnen. Der Ausverkauf war schneller als erwartet gegangen. Wo keine Ware ist, muss nichts mehr offen sein. Doch so traurig der Abschied vom letzten Kaufhaus der Stadt ist, immerhin folgt diesmal kein Leerstand. Das war vor dreieinhalb Jahren bei Karstadt anders: Bis heute stehen die einstigen Verkaufsflächen am Rheydter Marktplatz leer. Das Gebäude gehört der Stadttochter EWMG, soll Teil des Rathaus-Neubaus werden.
Bei Galeria Kaufhof in der Gladbacher Innenstadt gibt es eine fast nahtlose Nachnutzung. Seit einigen Monaten steht fest, dass das Modehaus Sinn den bisherigen Standort an der oberen Hindenburgstraße verlässt und in das Kaufhof-Gebäude einziehen wird. Auf einen genauen Termin will sich Geschäftsführer Dirk Kiesel nicht festlegen, sagt aber: „Wir peilen das Frühjahr an.“Gegen Ostern will er, wenn beim Umbau alles glatt läuft, mit seinem Team in den neuen Räumen sein. Dass das ein ambitionierter Zeitplan, sogar ein Kraftakt ist, macht Kiesel ebenfalls deutlich: „Normalerweise hat man bei einem solchen Umbau ein bis eineinhalb Jahre Vorlauf.“Die Unterschrift unter den neuen Mietvertrag war erst im Oktober 2023 gesetzt worden. „Das ist wirklich sehr eng getaktet“, betont Kiesel.
Dennoch freut er sich auf den neuen Standort. Denn der habe, nahe der stark befahrenen Bismarckstraße und dem Hauptbahnhof gelegen, „die beste Frequenz in der Stadt“. Das ist bei der oberen Hindenburgstraße, wo Sinn derzeit noch ist, schon lange nicht mehr der Fall. „Die Zahl der Leerstände wächst immer weiter“, sagt Kiesel und wünscht sich starke Maßnahmen,
um den Trend zu stoppen. Zuletzt hat das Traditionsmodegeschäft Graefer nach vielen Jahrzehnten Ende 2023 geschlossen. Mit dem Weggang von Sinn verschärft sich die Lage. Allerdings betont Oberbürgermeister Felix Heinrichs auch, dass es sehr schwer sei, mit dem Eigentümer des Sinn-Gebäudes, der im Ausland sitzt, überhaupt in Kontakt zu kommen.
Das Modehaus Sinn hat auch eine bewegte Vergangenheit. 2016 hatte die damalige Sinn Leffers GmbH einen Antrag auf Insolvenz in Eigenverantwortung gestellt. Nach einem von den Gläubigern akzeptierten Insolvenzplan wurde das Verfahren 2017 aufgehoben. Seit 2018 ist der Name Sinn GmbH – und das Unternehmen auf Expansionskurs. Bundesweit werden Filialen eröffnet. Der Umzug in das Kaufhof-Gebäude ist auch ein Bekenntnis zum Standort: 600.000 Euro werden für den Umbau investiert. Die rund 6000 Quadratmeter sind mehr als 30 Prozent größer als am bisherigen
Standort. „Und wir werden wieder die Kinderabteilung hinzunehmen“, sagt Kiesel. Jetzt muss nur noch eins ins andere greifen, damit im Frühjahr Eröffnung gefeiert werden kann. Immerhin sei vieles schon vorbereitet, durchgeplant, auch die entsprechenden Handwerker seien verpflichtet.
Kundin Brigitte Schmidt, die gerade das Modehaus Sinn verlässt, freut sich über den Umzug. „Ein leeres Gebäude an der unteren Hindenburgstraße wäre fatal für die Stadt gewesen“, sagt sie. „Allerdings ist natürlich die Frage, wie lange es braucht, bis ein neuer Mieter für die aktuelle Sinn-Immobilie gefunden wird. Leerstand ist an keiner Stelle in der Innenstadt gut.“Vor dem Kaufhof beschäftigt die Kunden vor allem die nahende Schließung des Geschäfts. „Es ist schlimm, dass jetzt Gladbachs letztes Kaufhaus aufgibt“, sagt Ulrike Görtz. „Ich komme aus Korschenbroich und habe hier immer gerne eingekauft.“Neben ihr leuchten bunte Rabattschilder in den Schaufenstern, im Kaufhof werden die wenigen noch verbliebenen Waren verkauft. Görtz findet den Anblick wie viele andere Kunden „einfach nur traurig“. Doch auch, wenn in wenigen Tagen die Ära von Kaufhof endet, wird mit dem Einzug von Sinn zumindest in dieses Gebäude das Leben zurückkehren.